Trash-TV-Fans kennen die Jagdmethode von Deinopis-Spinnen vermutlich von einem der "Dschungelcamp"-Einspieler.

Foto: Jay Stafstrom

Die Deinopis-Spinne schaut und schauut und schauuut ... unddannschlägtsieblitzschnellzu.

Foto: Jay Stafstrom

Lincoln – In der Regel ist das Netz von Webspinnen ein großes Konstrukt, in oder an dem die Spinne in Wartestellung verharrt, bis sich etwas darin gefangen hat. Spinnen der Gattung Deinopis gehen da etwas anders vor: Ihr Netz ist klein, weil es tragbar sein muss. Die Spinne baumelt an einem Faden in der Luft und hält das rechteckige Netz mit den vorderen Gliedmaßen fest – nähert sich ein Beutetier, wird das Netz dann blitzschnell wie ein Fangkorb über das Opfer gestülpt.

Dieser Vorgang dauert etwa eine Tausendstelsekunde, die Reflexe der Spinne sind also schon einmal preisverdächtig. Ihr Gesichtssinn steht dem aber in nichts nach: Die Augen der Spinne, die bevorzugt nachts auf Beute lauert, sind 2.000 mal lichtempfindlicher als die eines Menschen.

Augenvielfalt

Die meisten Spinnen haben acht Augen, wobei es unterschiedliche Typen gibt. Die primären Augen können richtige Bilder formen. Sie sekundären Augen haben eine eher unterstützende Funktion, oft enthalten sie eine reflektierende Schicht, wie sie für nachtaktive Tiere typisch ist. Bei manchen Spinnen sind die Sekundäraugen allerdings enorm groß – und die aus der Gattung Deinopis haben die größten Augen im ganzen Spinnenreich entwickelt.

Der Biologe Jay Stafstrom von der Universität Lincoln-Nebraska wollte testen, wie gut diese Augen funktionieren. Er weist darauf hin, dass der Erhalt von Riesenaugen den Spinnen laufend hohe Energiekosten beschert – sie müssen sich also gewissermaßen rechnen. Jafstroms Studie ist im Fachmagazn "Biology Letters" erschienen.

Blind-Tests

Um das Jagdverhalten der Spinne Deinopis spinosa mitzuverfolgen, musste Stafstrom zwei Monate lang in einem Naturschutzpark in Florida zelten. Für die Spinnen selbst war die Studie allerdings auch kein Vergnügen: Sie mussten es über sich ergehen lassen, dass Stafstrom ihnen immer wieder die Sekundäraugen mit einem "Band" aus Silikonwachs verband.

Das Ergebnis: Während die Spinnen fliegende Beutetiere mit oder ohne verbundene Sekundäraugen gleich gut fangen konnten, zeigte sich bei Beutetieren, die auf dem Boden krabbelten, ein deutlicher Unterschied: Mit "Augenklappe" konnten die Spinnen einfach keinen Treffer landen. Da die krabbelnden Opfer im Schnitt aber fast doppelt so groß waren wie die fliegenden, gaben sie die eindeutig fettere Beute ab. Die Riesenaugen rechnen sich also in der Tat. (red, 27. 5. 2016)