Der allersinnlichste Ausdruck fürs politische Dreckwerfen, die "Schmutzkübelkampagne" gehört uns Österreichern.

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Als die US-Autorin und Journalistin Barbara Ehrenreich 2009 an Brustkrebs erkrankte, geriet sie rasch in den Dunstkreis optimistisch gestimmter Selbsthilfegruppen, in welchen man ihr beispielsweise anriet, den Krebs doch als "Geschenk" zu sehen. Dazu hatte Ehrenreich keine Lust. Sie nahm die Sache vielmehr zum Anlass für eine Polemik, in der sie mit den Exzessen des sogenannten positiven Denkens gallig abrechnete ("Smile or Die – Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt").

Das Gegenstück zum positiven Denken ist das negative. In der Politik ist es weitverbreitet; in Wahlkampfzeiten erscheint es meist dramatisch intensiviert. "Negative Campaigning" nennen es die Amerikaner, oder "Dirty campaigning"; Letzterem entspricht die ebenso sinnliche deutsche "Schmutzkampagne". Der allersinnlichste Ausdruck fürs politische Dreckwerfen, die "Schmutzkübelkampagne" gehört aber uns Österreichern. So wenigstens sieht es die Duden-Redaktion, wenn sie zum Eintrag "Schmutzkübelkampagne" die erläuternden Worte "abwertend österreichisch" hinzufügt. Von einer "Schmutzeimerkampagne" soll uns hierzulande keiner reden!

Zur Entlastung der Österreicher muss gesagt werden, dass die Schmutzkübelkampagne zwar als Wort bei uns besonders heimisch sein mag, als Sache ist sie aber selbstverständlich international und zeitlos. Beispiele für haarsträubende Untergriffe im politischen Clinch ließen sich tausende anführen.

Die Wiener Stadtverwaltung hat die Kübel-Metapher im Frühjahr witzig beim Wort genommen, als sie zum Kampf gegen weggeworfene Tschickstummel, Hundegackerl und sonstigen Unrat aufrief. Motto der Plakataktion: "Bitte eine Schmutzkübel-Kampagne!" Dieser Forderung würden sich viele Stimmbürger ungern anschließen mögen. Ihnen stünde der Sinn mehr nach zivilisiertem Dialog, ja vielleicht sogar nach ein wenig positivem Denken! Ob ihnen die Wahlkämpfer den Gefallen tun und sich den Griff in die Jauche versagen? Schwer zu glauben, aber wir werden sehen. Der Wahlkampf ist noch jung. Die Hoffnung stirbt zuletzt. (Christoph Winder, 9.10.2016)