Der österreichische Bassist Lukas Kranzelbinder komponiert delikate Stücke, die Solisten reichlich Entfaltungsräume lassen.

Foto: Severin Koller

Wien – Beim sommerlichen Jazzfestival in Saalfelden hat Bassist Lukas Kranzelbinder Hörern eine eher magische Stunde beschert. Mit Shake Stew zeigt er, wie freie Improvisation und Komposition zu verschmelzen wären, wie man Platz für solistische Fantasien belässt, ohne die Gesamttektonik zu pulverisieren.

Nicht nur am Freitag wird im Porgy die Qualität einer toll besetzten Band (neue CD: The Golden Fang) zu erleben sein: Shake Stew (Mario Rom, Johnny Schleiermacher, Clemens Salesny, Manuel Mayr, Niki Dolp, Mathias Koch, DJ Karl Hector) ist zur Stage Band gewählt worden und präsentiert sich in dieser Saison also kontinuierlich.

"Es gibt jeden Abend neue Programme. Zudem wird ein kostenloser Stage-Band-Pass angeboten, bei dem mit jedem Stempel ein Live-Stück des jeweiligen Abends mit nach Hause genommen werden kann und man jeden dritten Abend gratis Eintritt erhält. Es kommen DJs, es gibt ein Bühnenbild. Und das Team von Ludwig & Adele hat sogar einen eigenen Golden-Fang-Drink gebraut", sagt Kranzlbinder.

Bezüglich stilistischer Einflüsse nennt der 1988 Geborene afrikanische Musik, die Klänge "Marokkos, Äthiopiens, Malis, aber auch sehr alte Bluesaufnahmen. Mich interessieren körperliche, spirituelle und vor allem repetitive Aspekte immer mehr. Ich denke, dass man auch den Geist des Art Ensembles of Chicago oder eines Charles Mingus bei Shake Stew fühlt."

Shake Stew? "Eigentlich heißt das nichts Bestimmtes. Meine Idee war es, einen Namen zu wählen, der gut klingt, aber noch nicht mit einer bestimmten Assoziation verbunden ist. Wenn die Band Roter Hase hieße, wäre das anders..." Das Konzept der Band ist auch im CD-Titel The Golden Fang verborgen: "Für mich gab es hinter allen Kompositionen eine Grundstimmung, die mich seit dem Beginn von Shake Stew begleitet. The Golden Fang ist ein Begriff aus dem Buch Inherent Vice von Thomas Pynchon, der eine nicht wirklich fassbare, aber bedrohliche Aura mit sich bringt. Während des gesamten Buchs ist es eigentlich nicht ganz klar, was das jetzt genau sein soll – trotzdem ist die vermittelte Stimmung sehr stark."

Dies eigne sich, "jedem Stück tiefere Bedeutung zu verleihen, die zwischen allen Gefühlsrichtungen schwanken kann. Ich denke, diese Stimmung kann man beim Album stark spüren. Wenn man es hört, versetzt einen spätestens das Ende der ersten Nummer in eine Pynchon-artige Version eines Jim-Jarmusch-Films!" (Ljubiša Tošić, 1.12.2016)