Angelika Niedetzky ist ab Freitag als Mentorin in der ORF-Show "Die Comedy Challenge" zu sehen.

Foto: ORF / Roman Zach-Kiesling

Warum es beim Kabarett reicht, alleine den Namen "St. Pölten" zu sagen, und schon würden die Leute lachen, weiß Angelika Niedetzky auch nicht. "Es ist so", sagt die Schauspielerin und Kabarettistin. Ihr Wissen, worüber Menschen garantiert lachen und wo ihnen das Gesicht eher einschläft, gibt sie Comedy-Talenten am Freitag in der ersten von vier Ausgaben der "Comedy Challenge" um 20.15 Uhr neben Robert Palfrader, Manuel Rubey und Andreas Vitásek weiter. Mit ihrem neuem Programm "Der schönste Tag" tourt Niedetzky außerdem durch Österreich.

STANDARD: Neben der "Comedy Challenge" bilden Sie im November in einem Kabarett-Workshop Spaßtalente aus. Wie lernt man lustig?

Niedetzky: Das ist die Frage. Lernen, per se lustig zu sein, geht nicht. Du kannst gewisse Tools erlernen, natürlich kriegst du ein Gespür für Pointen, wie sie noch besser funktionieren. Ja, manchmal sehe ich eine Pointe, da fällt mir etwas Lustigeres ein – manche Wörter beispielsweise sind lustiger als andere. St. Pölten ist immer ein Lacher, das ist so. Wenn du eine lustige Stadt auf der Bühne sagen willst, sag "St. Pölten", das ist lustiger als Wien oder Linz. Bei der "Comedy Challenge" geht es um etwas anderes. Es gibt ein Ranking, es werden Punkte vergeben, einer wird Erster, einer Letzter, das ist furchtbar, aber damit muss man lernen zu leben. Mentale Stärke ist da ganz wichtig.

STANDARD: Welche Wörter gibt's noch, die mit hundertprozentiger Sicherheit für Lacher sorgen?

Niedetzky: Natürlich sollte man sich nicht auf einzelne Wörter verlassen, aber unterschiedliche Kontexte funktionieren gewiss einfach besser als andere, weil sie Bilder erzeugen in den Köpfen der Zuseherinnen. Wenn ich über Familie spreche, ist Tante Greti sicher lustiger als Kusine Lisa.

STANDARD: Und welches sind die Spaßkillerwörter?

Niedetzky: Spaßkillerwörter sind für mich zu derbe Wörter. Diskriminierende Wörter finde ich nicht lustig. Souverän ist man, wenn man über sich selber lachen kann.

STANDARD: Warum sollte ich heutzutage überhaupt Humorist werden wollen?

Niedetzky: Man will es eben oder nicht. Die Ideen werden uns Komödianten noch lange nicht ausgehen, weil das Leben einfach die besten Geschichten schreibt.

STANDARD: Sie treten in der "Comedy Challenge" als Mentorin auf. Wer war Ihr Mentor, Ihre Mentorin?

Niedetzky: Mein kurzzeitiger Mentor war mit Sicherheit Alfred Dorfer, der 1997 Texte von mir gelesen hat und mir sehr motivierend Feedback gegeben hat.

STANDARD: Gut zu sein ist das eine, ins Geschäft zu kommen das andere. Wie kommt man rein, wie kommt man rauf?

Niedetzky: Wie in jeder Branche auf dieser Welt gibt es viele Faktoren, die ausschlaggebend sein können. Talent alleine reicht sicher nicht. Man muss sich verkaufen können und sich zu 100 Prozent dafür entscheiden.

STANDARD: Wie hat sich die Kabarettszene nach Corona erholt?

Niedetzky: Die Kabarettszene leidet aus meiner Sicht immer noch darunter. Alle wollen mehr, alles wird teurer, nur die Kartenpreise steigen nicht, und ein Teil des Publikums bleibt nach wie vor noch aus. Das bestätigen sämtliche Veranstaltungshäuser.

STANDARD: Fließen die Debatten über Cancel-Culture und Political Correctness in Überlegungen zu Ihren Programm ein?

Niedetzky: Die beiden Begriffe sind in der heutigen Zeit nicht mehr auszublenden, allerdings verwehre ich mich gegen zu vehementen Umgang damit. Imitiert man im Kabarett eine kroatische Person, läuft man Gefahr, einen Shitstorm auszulösen. Nimmt man eine Person aus dem Burgenland, lachen die Menschen. Frage: warum?

STANDARD: Es heißt, es gibt noch immer zu wenige Frauen im komischen Fach. Woran liegt das?

Niedetzky: Man sollte die Frauen fragen, die es nicht machen, ich bin eh mittendrin im Geschehen. Und nein, es stört mich nicht. Es werden auch immer mehr Frauen in der Branche.

STANDARD: Die Zeiten sind gerade nicht sehr lustig. Wann vergeht Ihnen das Lachen?

Niedetzky: Wenn ich an die Teuerungen im Alltag und die wohl auf Lebenszeit undurchsichtige Sozialversicherung denke, vergeht mir jegliches Lachen.

STANDARD: Und wer ist Ihrer Meinung nach der lustigste Mensch? Über wen können Sie so richtig herzhaft lachen?

Niedetzky: Es gibt viele lustige Menschen, nur die wenigsten davon stehen auf einer Bühne oder in der Öffentlichkeit. Ich entdecke auch immer wieder neue, die mir gefallen. Momentan begeistert mich Iliza Shlesinger sehr. Sie ist unfassbar eloquent und schnell im Kopf und so was von präzise in ihren Schilderungen. (Doris Priesching, 28.10.2022)