Im ersten Halbjahr 2023 wurden in Österreich 58.195 Immobilienverkäufe im Grundbuch registriert, das waren um 21,6 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Zum bisherigen Rekordhalbjahr 2021 mit 76.589 Verbücherungen betrug das Minus sogar rund ein Viertel. Auch zum Durchschnittswert der letzten zehn Jahre (59.942) fehlen mehr als 1.700 Transaktionen. Die Zahlen erhob Immo United aus dem Grundbuch, das Maklernetzwerk Remax veröffentlichte sie am Mittwoch im Rahmen seines Immospiegels.

Mehrere Stapel mit Münzen, auf dem größten steht ein kleines Modellhaus.
Am stärksten ging das Volumen der Immobilientransaktionen in Wien zurück.
Getty Images/iStockphoto

Stärkstes Minus in Niederösterreich

Alle Bundesländer sind demnach im Minus. Nominell am stärksten nach unten ging es in Niederösterreich (minus 3.370 Verbücherungen) und Wien (3.072). Prozentuell waren die Rückgänge in Salzburg (34,2 Prozent) und Vorarlberg (30,6 Prozent) am höchsten.

Der Gesamtwert der verbücherten Immobilien im ersten Halbjahr 2023 erreichte nach der Rekordsumme im Vorjahr (21,73 Milliarden) nur noch 16,58 Milliarden Euro, das ist ein Rückgang um 23,7 Prozent. Dennoch sei der heurige Halbjahreshandelswert insgesamt der drittbeste nach 2022 und 2021 gewesen, berichtet Remax in einer Aussendung.

Die Bundeshauptstadt Wien hat es beim Immobilienumsatz besonders hart erwischt, hier ging das Transaktionsvolumen gleich um 35,9 Prozent zurück. Damit war Wien allein für fast die Hälfte (46,5 Prozent) des bundesweiten Rückgangs beim Transaktionsvolumen verantwortlich. In Vorarlberg betrug das Minus 27,9 Prozent, in Tirol, Nieder- und Oberösterreich sowie Kärnten ging es jeweils um rund 20 Prozent nach unten. Im Burgenland fehlten hingegen nur 3,5 Prozent auf den Umsatz des ersten Halbjahrs 2022.

Weniger Reihenhäuser und Doppelhaushälften

Nach Immobilientypen betrachtet wurden um jeweils etwa ein Drittel weniger Reihenhäuser, Doppelhaushälften und Dachgeschoßwohnungen gehandelt. Bei den Wohnungen betrug der Rückgang ein Viertel, bei den Einfamilienhäusern und bei den Baugrundstücken etwa ein Sechstel.

Junge Paare und Jungfamilien würden stark unter den verschärften Kreditvergaberichtlinien leiden, kommentiert Remax-Österreich-Chef Bernhard Reikersdorfer die neuen Zahlen. "Besonders die bei Familien beliebten Doppel- und Reihenhäuser sind massiv betroffen." Diese Entwicklung bedeute aber auch negative Milliardenfolgen im Baugewerbe und in der Fertighausindustrie, "von den Baunebengewerben ganz zu schweigen. Das Ziel muss doch sein, dass sich Jungfamilien während ihrer Erwerbstätigkeit Eigentum schaffen können, das gehört seitens der Politik gefördert und unterstützt", sagt Reikersdorfer. "Aktuell ist genau das Gegenteil der Fall. Es ist auch höchst an der Zeit, die Kreditvergaberichtlinien entsprechend anzupassen." (red, 6.9.2023)