Jugendbande erpresste Meidlinger Geschäftsinhaber mit Brandanschlägen
Die Polizei hat Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren festgenommen.
APA/GERWIN HAIDER

Die Wiener Polizei hat mehrere Jugendliche festgenommen, die den Besitzer eines Handyshops mit Molotowcocktails, Böllern und Messern erpresst haben sollen. Insgesamt werden sieben Personen verdächtigt. Die Bande terrorisierte demnach das Geschäft im Bezirk Meidling und forderte Schutzgeld.

Bemerkenswert seien dabei die Brutalität, mit der sie vorgegangen seien, sowie das hohe Maß an krimineller Energie in Kombination mit dem geringen Alter der Verdächtigen, sagte Gerhard Winkler, Leiter der Außenstelle Süd des Landeskriminalamts (LKA), bei einem Pressegespräch am Dienstag. Bei den Verdächtigen handle es sich um Teenager im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Sie haben österreichische, türkische, syrische und russische Staatsbürgerschaften.

Bei dem ersten Anschlag am 8. September sei ein Molotowcocktail vor die Eingangstür geschleudert worden, einige Tage später raubten vier mit Messern bewaffnete maskierte Männer Smartphones aus dem Geschäft und zerstörten einige Vitrinen. Nach einem erneuten Angriff mit Böllern, bei dem die Geschäftsrollos schwer beschädigt wurden, hätten zwei der Verdächtigen dem Inhaber "Schutz" angeboten.

Drohbrief mit Gewehrpatrone

Als der Besitzer dies ablehnte, wie auch die Forderung via Whatsapp, vier Männer zu bezahlen, die das Geschäft "bewachen", kam es zu einem rigideren Anschlag: Die Verdächtigen warfen am helllichten Tag einen Molotowcocktail in das Innere des Geschäfts, während der Besitzer und seine Ehefrau darin standen. Zwar wurde niemand verletzt, das war Winkler zufolge aber lediglich der Geistesgegenwärtigkeit des Geschäftsinhabers zu verdanken. Dieser habe sofort einen Feuerlöscher benutzt.

Die Polizei veröffentlichte den Drohbrief.
LKA Wien

Zuletzt hinterließen die Verdächtigen einen Drohbrief, in dem sie davor warnten, die Polizei zu kontaktieren. Sie forderten 25.000 Euro und unterstrichen ihr Begehren mit einer dazugelegten Gewehrpatrone.

Aufgrund der Frequenz der Angriffe hätten sich Zeugen gefunden, die den letzten Anschlag beobachten und auch fotografieren konnten. Anhand der Bilder ließen sich die Täter identifizieren. Diese hatten unter anderem auch auf einer Tankstelle einen Molotowcocktail gefüllt und waren dabei von der Kamera aufgenommen worden.

Im Zuge der Ermittlungen kam es am 27. September zu mehreren Hausdurchsuchungen, bei denen unter anderem die bei der Tat eingesetzten Sturmhauben und Jacken sichergestellt wurden. Zudem wurde ein Pullover mit dem Logo der Terrororganisation Al-Kaida gefunden, einen islamistischen Hintergrund gibt es aber Winkler zufolge nicht. Auffällig war, dass die Jugendlichen bis auf kleinere Delikte unbescholten sind. Der Handyshop, den sie mehr oder weniger zufällig ausgesucht hatten, war auch ihr erster und bisher einziger bekannter Versuch, Schutzgeld zu erpressen. "Sie standen wohl am Anfang ihrer kriminellen Karriere", sagte Winkler. Kopf der Bande, deren Mitglieder einander vor allem in Parks kennenlernten, dürfte ein 18-jähriger Tschetschene gewesen sein, der die Jüngeren – ohne Bezahlung – zu den Taten anstiftete.

Insgesamt wurden sieben Personen festgenommen. Zwei Tatverdächtige im Alter von 14 und 15 Jahren wurden inzwischen mit Auflagen wieder aus der Haft entlassen, einer wurde lediglich vernommen. Aufgrund des Alters der Tatverdächtigen wurde auch der zuständige Kinder- und Jugendhilfeträger informiert, heißt es vonseiten der Polizei. (Muzayen Al-Youssef, 17.10.2023)