Symbolbild Pisa
Bei der Pisa-Studie werden nicht nur die Kompetenzen der Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erhoben.
APA/dpa/Jens Büttner

Wien/Paris – Das disziplinäre Klima im Mathematikunterricht wird von den Jugendlichen in Österreich besser bewertet als im OECD-Schnitt. Das zeigen Daten der jüngsten Pisa-Studie. Umgekehrt schätzen die 15- und 16-Jährigen hierzulande die Unterstützung durch Lehrkräfte sowie die Unterrichtsqualität schlechter ein als ihre gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen in den anderen OECD-Staaten.

Bei der Pisa-Studie werden traditionell nicht nur die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erhoben. In einem Zusatzfragebogen werden auch Daten zu Faktoren wie Migrationshintergrund, sozioökonomischem Hintergrund etc. abgefragt. Außerdem müssen die Jugendlichen angeben, wie sie den Unterricht im jeweiligen Schwerpunktthema (heuer Mathematik) einschätzen.

Disziplinäres Klima und Unterstützung durch Lehrer

Das disziplinäre Klima wird durch die Zustimmung zu mehreren Aussagen sowie die Bewertung ihrer Häufigkeit berechnet (zum Beispiel "Es ist laut, und alles geht durcheinander" und dann "In jeder Stunde / in den meisten Stunden / in einigen Stunden / nie oder fast nie" etc.), ähnlich läuft es bei der Skala zur Unterstützung durch die Lehrer (zum Beispiel "Die Lehrerin / der Lehrer interessiert sich für den Lernfortschritt jeder Schülerin / jedes Schülers"). Die Bewertung der Qualität des Mathematikunterrichts erfolgt dagegen nach einer einfachen Einstufung auf einer zehnstufigen Skala mit zehn als Bestnote (Österreich: 6,2, OECD: 6,4).

Ebenfalls erhoben wurde, welche Arten von Mathematikaufgaben im Unterricht behandelt werden: Etwas häufiger als im OECD-Schnitt kamen demnach "formale" Aufgaben (z. B. Gleichungen) zum Einsatz. Mathematisches Argumentieren und Kompetenzen des 21. Jahrhunderts (z. B. Tabellenkalkulation, mathematisches Darstellen von Sachverhalten) standen ungefähr so häufig wie in anderen OECD-Staaten auf dem Stundenplan.

Dementsprechend besser als in anderen Staaten ausgeprägt ist in Österreich die Zuversicht, solche "formalen" Aufgaben lösen zu können (z. B. aus einem Zugfahrplan herauslesen, wie lange man von einem Ort zum anderen braucht; ausrechnen, um wie viel teurer ein Computer wird, wenn man die Mehrwertsteuer dazuzählt). Beim mathematischen Argumentieren / Kompetenzen des 21. Jahrhundert (z. B. Codieren/Programmieren von Computern, Interpretieren von mathematischen Lösungen im Zusammenhang mit einem Alltagsproblem) unterscheiden sich die heimischen Jugendlichen dagegen kaum von anderen Gleichaltrigen.

Die Angst vor der Mathematik ist in Österreich übrigens etwas geringer als in anderen Staaten. Erhoben wird das durch die Zustimmung zu Aussagen wie "Ich mache mir Sorgen, dass ich in Mathe schlechte Noten bekomme" oder "Ich fühle mich beim Lösen von Mathematikaufgaben hilflos".

Ablenkung als großes Problem digitaler Medien

Nicht erst seit der Corona-Pandemie spielen zudem digitale Medien eine immer größere Rolle in Schulen. In Österreich kommen digitale Medien laut der aktuellen Pisa-Studie im Vergleich zu anderen OECD- und EU-Ländern etwas seltener zum Einsatz. Ein Drittel der Schüler gibt an, dass in Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften in mehr als der Hälfte der Stunden digitale Technologien genutzt werden. Eine moderate Nutzung bring laut der Studie Vorteile, Ablenkung sei aber ein Problem.

Im Schnitt fühlen sich laut der Studie drei Viertel der Schülerinnen und Schüler sicher im Umgang mit digitalen Geräten, Schulplattformen und Videokommunikationsprogrammen. Die Pandemie habe aber auch gezeigt, dass die Schüler sich damit plagen, sich dafür zu motivieren.

Eine moderate Nutzung digitaler Medien kann sich durchaus positiv auf die Leistungen auswirken: Schüler, die im Unterricht bis zu eine Stunde pro Tag digitale Endgeräte nutzten, schnitten bei der Pisa-Studie um 14 Punkte besser ab als ihre Alterskollegen, die gar keine digitalen Medien im Unterricht nutzten – und das unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund der Jugendlichen (Bildung und Beruf der Eltern, materieller Wohlstand). Dieser Punkteabstand entspricht in etwa drei Vierteln eines Schuljahrs.

Negative Auswirkungen

Gleichzeitig haben digitale Endgeräte in der Schule laut Pisa 2022 aber auch negative Auswirkungen auf die Schüler. 45 Prozent gaben an, dass sie nervös oder unruhig würden, wenn ihr Handy nicht in ihrer Nähe ist – und schnitten laut OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher bei Pisa schlechter in Mathematik ab, zeigten sich laut Befragung unzufriedener mit ihrem Leben und waren weniger resistent gegen Stress.

65 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler gaben außerdem an, dass sie abgelenkt seien, wenn digitale Endgeräte in Mathematikstunden zum Einsatz kommen. Diese Schüler schnitten um 15 Punkte schlechter ab als ihre Klassenkollegen, die sich davon nicht abgelenkt fühlten. Noch problematischer ist laut der Erhebung exzessive Handynutzung zum Zeitvertreib: Schüler, die angaben, ihr Handy maximal eine Stunde pro Tag zum Zeitvertreib zu nutzen, erreichten bei der Pisa-Studie 49 Punkte mehr als jene, die eine Nutzungsdauer von fünf bis sieben Stunden angaben.

Handyverbote

In 13 der Pisa-Teilnehmerländer und -regionen haben die Schulen mit Handyverboten darauf reagiert, darunter Albanien, Griechenland und Spanien. In diesen Ländern sind die Schüler laut Analysen weniger abgelenkt – mit diversen positiven Folgen. Schulregeln zur Handynutzung hatten indes laut Schleicher kaum eine Auswirkung. Für OECD-Generalsekretär Mathias Cormann zeigen diese Ergebnisse deshalb erneut, dass es bessere Richtlinien dafür braucht, wie digitale Endgeräte sinnvoll in Schulen eingesetzt werden können. (APA, red, 6.12.2023)