In der Nacht auf Montag werden die Academy Awards zum 95. Mal verliehen.

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Er hätte auch Jack, Bob oder Billy heißen können. Aber nein, der Onkel von Margaret Herrick trug den Vornamen Oscar und lebte als Farmer in Texas. Die einstige Bibliothekarin der Academy in Hollywood soll 1931 beim Anblick des Acadamy-Awards gesagt haben, "Der sieht ja aus wie mein Onkel Oscar". Die bekannteste Geschichte über die Namensgebung des begehrtesten aller Filmpreise hat durchaus das Zeug zu einer Szene in einer Screwballkomödie aus der Feder des Regisseurs Frank Capra.

Eine andere Story berichtet davon, dass Bette Davis meinte, die Statuette gleiche ihrem ersten Mann Harmon Oscar Nelson Jr. Die Schauspielerin nahm den Oscar übrigens zweimal mit nach Hause. Also die Figur.

Ein Name, der picken blieb

Welche Geschichte auch stimmen mag, der Name Oscar blieb picken, wurde aber erst nach und nach zu einem gebräuchlichen und saloppen Synonym. Offiziell steht die Statue für den seriös klingenden "Academy Award of Merit", der am 16. Mai 1929 zum ersten Mal verliehen wurde.

Entworfen hat den strengen, ziemlich nackigen und gut gebauten Burschen samt Schwert der Artdirector der Metro-Goldwyn-Mayer-Studios Cedric Gibbons. Das Budget für den Designauftrag betrug 500 Dollar. Ausgeführt wurde er vom kalifornischen Bildhauer George Stanley.

Vier Kilo schwerer Junge

Der Goldjunge mit Marine-tauglichem Haarschnitt misst 34 Zentimeter in der Höhe, bringt fast vier Kilo auf die Waage und besteht aus Bronze, das mit 24-karätigem Gold überzogen wird. Gegossen wird das kantige Figürchen, das auf einer Filmrolle strammsteht, bei Polich Tallix in Rock Tavern im Bundesstaat New York. Die Namen der Ausgezeichneten werden übrigens erst nach der Verleihung in den Sockel graviert. Außerdem müssen sich die Stars vertraglich dazu verpflichten, ihren Oscar nicht weiterzuverscherbeln, ohne diesen davor für einen symbolischen Dollar der Academy anzubieten. Dabei ist der materielle Wert des Bürschchens erstaunlich mau, er liegt bei bescheidenen 300 Dollar. Im Gegensatz dazu bringt es die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes auf stattliche 25.000 Euro.

Mittlerweile stehen über 3000 Oscars auf Kaminsimsen oder sonst wo herum. Angehörige des exklusiven Staubfängers sind über den ganzen Globus verstreut. Sie heißen Goldener Löwe, Emmy, Bambi oder César. Bleibt zu guter Letzt die Frage, wie der Award wohl heißen würde, wenn er einer Tante Ursula geähnelt hätte. (Michael Hausenblas, 12.3.2023)