Woran arbeiten Sie gerade, Frau Hess?

"Das allerschwerste Thema, das sich eine Deutsche aussuchen kann"

Drehbuchautorin Annette Hess
Drehbuchautorin Annette Hess: "Als ich das erste Buch von Astrid Lindgren gelesen habe, mit zehn, da habe ich gesagt: Das will ich auch. " © dpa / picture alliance / Britta Pedersen
Annette Hess im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim Wiese · 03.01.2018
Sie hat Fernsehkrimis geschrieben und erfolgreiche Serien, "Weissensee" oder "Kudamm 56". Zur Zeit probiert sich Annette Hess als Romanautorin - und arbeitet an einem Nachkriegsstoff, den die ARD für ihre Programme nicht wollte.
Auch als erfolgreiche Drehbuchautorin weiß Annette Hess ("Weissensee", ARD; "Kudamm 56", ZDF), dass Projekte "ganz oft nicht klappen". Deshalb habe sie immer sechs Projekte in verschiedenen Entwicklungsstadien "in der Mache", sagte Hess im Deutschlandfunk Kultur.
Zur Zeit sei darunter auch ein Romanprojekt - "eine Familiengeschichte", die die ARD als Fernsehserie nicht kaufen wollte. Für diese Geschichte habe sie sich das "allerschwerste Thema, das sich eine Deutsche aussuchen kann" vorgenommen, sagt Hess – "und zwar Auschwitz, und da im Besonderen den Auschwitz-Prozess".
Für den Ullstein-Verlag erzählt die Autorin gerade die Geschichte einer "Dolmetscherin für Polnisch und Deutsch", einer Kneipentochter, die mit ihrer Familie in Frankfurt am Main lebt und ab 1963 in den Auschwitzprozess hineingerät.

"Man muss es immer wieder erzählen"

Ihre Figur begreife im Laufe des Prozesses, "was eigentlich Auschwitz gewesen ist", sagt Hess. Das Thema passe für sie gut in die Gegenwart: "Ich finde, man soll es immer wieder erzählen, man muss es immer wieder erzählen – und gerade heute auch wieder. Von daher passt es für mich auch thematisch ins Jetzt."
Ihren Berufswunsch habe sie im Übrigen Astrid Lindgren zu verdanken, sagt die Autorin, die Idee kam ihr schon als Kind: "Als ich das erste Buch von Astrid Lindgren gelesen habe, mit zehn, da habe ich gesagt: Das will ich auch. Ich will das auch können."
Zur Zeit arbeite sie außerdem an den Büchern zu einer Neuverfilmung der Geschichte der heroinsüchtigen "Christiane F." aus den späten 70er Jahren in Westberlin. An der Serie ist auch ein Team jüngerer Autoren beteiligt - "diese jüngeren Autoren um die 30 gucken da anders drauf – das war mir wichtig", sagt Hess. Erzählt werde "wirklich original die Geschichte" aus den Jahren 1976 bis 1978: "Das wird eine historische Fernsehserie."
(huc)

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