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Portrait Zerspanendes Jubiläum

Redakteur: Kristin Breunig

Die Konstruktion eigener (Zerspanungs-)Werkzeuge war anfangs nur ein Nebenprodukt, wurde dann aber zum lukrativen Geschäft ausgebaut. Im Jahr 2021 feiert Hufschmied Zerspanung 30-jähriges Firmenjubiläum.

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Familie Hufschmied ist stolz auf 30 Jahre Hufschmied Zerspanungssysteme.
Familie Hufschmied ist stolz auf 30 Jahre Hufschmied Zerspanungssysteme.
(Bild: Hufschmied Zerspanungssysteme)

Medizinische Produkte wie Implantate oder chirurgische Apparate bestehen aus extrem aufwändig bearbeiteten Werkstoffen. Zu ihrer Herstellung werden oftmals spezielle Werkzeuge benötigt. Die Hufschmied Zerspanungssysteme GmbH fertigt solche Zerspanungswerkzeuge für verschiedene Branchen, u. a. für die Medizintechnik-Branche.

Hufschmied Zerspanung wurde am 1. April 1991 von Rudolf M. Hufschmied und seinem Sohn Ralph Hufschmied als Industrievertretung für Technologieprodukte im Bereich der Zerspanung gegründet. Im April 2021 feiert das Unternehmen 30-jähriges Jubiläum. Die Konstruktion eigener Werkzeuge war anfänglich nur ein Nebenprojekt des Maschinenbauingenieurs Ralph Hufschmied. Dies änderte sich jedoch schnell, als ein Kunde aus der Automobil-Industrie ein Problem mit der Herstellung einer neuartigen Airbag-Abdeckung hatte. Ralph Hufschmied löste das Problem mit einer speziellen Werkzeuggeometrie. Aus einigen Probewerkzeugen wurde ein Großauftrag und 1998 eroberte der Sportwagen, der seine Instrumententafel dieser Werkzeugentwicklung verdankte, den Markt. Das neue Geschäftsmodell der Firma Hufschmied, die Konstruktion von Zerspanungswerkzeugen für neue Materialien, war geboren.

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„Uns eröffnete sich damals eine neue Welt, als wir erkannten, wie groß der Bedarf an Bearbeitungslösungen für Kunststoffe und Faserverbundwerkstoffe ist“, erinnert sich Ralph Hufschmied. Kompositmaterialien wurden u. a. für die Luftfahrt- und Fahrzeugtechnik immer wichtiger: Hightechwerkstoffe, die aber mangels geeigneter Zerspanungslösungen von Hand nachbearbeitet werden mussten. Hierfür hatte Hufschmied eine Lösung. „Auf Basis neuartiger Schneidengeometrien und Beschichtungen konnten wir Lösungen anbieten. Werkzeuge für problematische Materialien wie Graphit oder Keramik kamen hinzu“, erzählt Ralph Hufschmied.

Eigene Fertigung im neuen Firmengebäude

Im Jahr 2003 zog das Unternehmen in ein neues Firmengebäude in Bobingen bei Augsburg. Der neue Firmensitz brachte allerdings auch Schwierigkeiten mit sich. Aufgrund mangelnder qualifizierter Facharbeiter im Raum Augsburg wurde das ursprüngliche Anliegen, Spezialwerkzeuge selbst zu fertigen, ausgebremst. Zwei Jahre später, im Jahr 2005, ergriff Hufschmied die günstige Gelegenheit und übernahm einen Werkzeugschleifbetrieb im baden-­württembergischen Winterlingen, auf der Schwäbischen Alb. Dort baute Hufschmied seine eigene Fertigung auf.

2016 wurde der Firmensitz in Bobingen um ein Engineering-Zentrum für die Prozessoptimierung in Kundenprojekten erweitert. 2018 kam ein Werkzeugentwicklungszentrum hinzu. Ausgestattet mit 3D-Messgeräten der neuesten Generation, um die Forschung an Qualitätsfaktoren in der Zerspanung weiter zu stärken und das Unternehmen auf dem Stand der Technik zu halten.

Vom Nebenprojekt zum anerkannten Experten

Heute ist Hufschmied ein Hersteller von prozess­optimierenden Präzisionswerkzeugen für die zerspanende Fertigung. Die Firma entwickelt und arbeitet vernetzt mit führenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die mit neuen Werkstoffen, insbesondere Kompositmaterialien wie carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) und glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), arbeiten. Dabei bedient das Unternehmen vorrangig Branchen wie Medizintechnik, Automotive, Luftfahrt, Werkzeug- und Formenbau sowie den Maschinenbau.

Gerade für die Medizintechnik sind Werkzeuge häufig Sonderanfertigungen. Diese zeichnen sich durch Wiederholgenauigkeit und validierte Herstellungsprozesse aus. Hufschmieds Produktionsprogramm beinhaltet spezielle Fräser und Bohrer für die schnelle Herstellung solcher Bauteile. Die Zerspanungswerkzeuge werden beispielsweise bei der Herstellung von Knieprothesen, Zahn­implantaten, aber auch bei der Fertigung von Dialysegeräten und Herzschrittmachern eingesetzt. Laut eigenen Angaben ist Hufschmied der einzige Werkzeughersteller mit eigenen Diamantbeschichtungsanlagen. Diese Beschichtung soll die Werkzeuge widerstandsfähiger gegen chemische Einflüsse machen und ihre Standzeit erhöhen.

Hufschmied liefert Spezialwerkzeuge und berät Kunden, um durch die Abstimmung von Werkzeug, Maschine und CAM-Strategie auf Werkstoffe und Werkstücke eine effiziente und hohe Produktionsqualität zu gewährleisten. Durch die frühzeitige Fokussierung auf die Bearbeitung von Kunststoffen, Glasfaserwerkstoffen und Carbonfaser nimmt Hufschmied in Europa einen festen Platz in der Entwicklung von Lösungen für neue Werkstoffe ein.

Förderung und Entwicklung prozessoptimierender Werkzeuge

Im kontinuierlichen Dialog mit Hochschulen, Maschinenbauern und Kunden treibt Hufschmied die Entwicklung prozessoptimierender Werkzeuge stetig voran. Das Unternehmen ist Mitglied zahlreicher Netzwerke aus Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen, darunter Compo­sites United e. V. und Mai Carbon, bei denen Ralph Hufschmied im Vorstand sitzt. In dieser Position vertritt er dort u. a. auch die KMU-Interessen.

Hufschmied unterstützt Hochschulprojekte und setzt auf die Nachwuchsförderung: Zehn Prozent der Belegschaft von derzeit rund 130 Mitarbeitenden sind Auszubildende – 53 Auszubildende hatte Hufschmied seit der Unternehmensgründung. Das Unternehmen unterhält mehrere Niederlassungen, u. a. in der Schweiz und in Mexiko, sowie Vertriebs­partnerschaften weltweit.

Weitere Artikel über Auftragsfertigung und Fertigungseinrichtungen finden Sie in unserem Themenkanal Fertigung.

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