Zitate der Vorsokratiker

Pythagoreer, Eleaten & Atomisten

Von: Die Inkognito-Philosophin

Die vorsokratischen Philosophen

Als Vorsokratiker werden diejenigen antiken Philosophen betitelt, die vor Sokrates (470–399 v. Chr.) aktiv waren oder nicht von seiner Philosophie geprägt wurden. Sie markieren den Beginn der abendländischen Philosophie.

Die Vorsokratiker lebten zwischen etwa 600 und 350 v. Chr. Ihre Hauptthematik war die philosophische Frage nach dem Ursprung aller Dinge.

Als Vorsokratiker gelten: die 7 Weisen, die Milesier, die Pythagoreer, Heraklit, die Eleaten, die Atomisten, einzelne andere und die Sophisten

Pythagoras von Samos
(570 - ca. 500 v. Chr.)

Beiseit mit der Geburt;
ich frage: Was du bist?
— Pythagoras von Samos
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Er war nicht nur Philosoph, sondern auch Mathematiker und Gründer einer einflussreichen religiös-philosophischen Bewegung der Antike.

Als 40-Jähriger gründete er in Süditalien seine Schule und betätigte sich auch politisch.

Manche Historiker zählen ihn zu den Pionieren der beginnenden griechischen Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaft – andere meinen, er sei vorwiegend oder ausschließlich ein Verkünder religiöser Lehren gewesen.

Wichtiges zu Pythagoras

Ob nun Pythagoras wirklich ein einflussreicher Mathematiker war oder nicht. Fest steht, dass er eine Analogie der Zahlenharmonie auf die Ethik übertrug. Besonders wichtig ist auch seine mystische Lehre von der Reinkarnation, die er vielleicht durch indische Einflüsse übernahm.

Pythagoras lehrte den Dualismus von Leib und Seele, wie er allgemein im Griechentum vertreten war. Er ging von der Verwandtschaft aller Seelen aus, die erst durch ihre Inkarnation eine Individualisierung erführen.

 

Pythagoras über das rechte Leben

  • Ich gebe dir den Rat, mit aller Kraft und Sorgfalt zu meiden: Krankheit am Körper, Verworrenheit der Seele, Ausschweifung im Genuss, Uneinigkeit im Hause und im Staate, Parteiung.

  • Der ist ein edler Mann, der seines Tuns sich freuet und vieles tat, und den von allem nichts gereuet.

  • Dem, der sich weise dünkt, dem sag aufs leiseste: Wer sich zu weise dünkt, ist nicht der weiseste!

  • Ganz dumm ist nicht so schlimm als nur halb aufgeklärt.

  • Schone des Lebens, damit herznagende Sorg' es nicht töte.

  • Siehst du vom hohen Harz ein Ungewitter kommen, geh deinen Weg mit schnellerem Schritt! Und hast du guten Mut mit auf den Weg genommen, so nimm ihn weiter mit!

  • Wer eines Menschen Freude stört, der Mensch ist keiner Freude wert.

  • Die Treue, die man seinem Freunde schuldet, ist eine geheiligte Sache, mit der sich nicht einmal der Scherz verträgt.

  • Wer Samenkörner streut, der nehme sich in Acht, daß ihm es einmal nicht gereue!

  • Der ist ein schlechter Mann, der immer seinen Mund zum Reden offen hat, und immer ohne Grund!

  • Stolz macht uns klein und lächerlich, Und groß ist, wer ihn überwindet!

  • Der ist ein Stolzer, der in sich Bescheidenheit nicht sucht, Und sucht er sie, nicht findet!

  • Das Unglück ist ein Sturm, das Glück ein Sonnen-Blick, Ertrage, wenn du kannst, das Unglück wie das Glück.

  • Schleuß, was du denkst und sprichst, in angemeßne Schranken! In deinem Rede-Fluß ersäufst du die Gedanken!

  • Siehst du das falsche Glück dir lächeln oder lachen, so denk', o Mensch, wie gut du bist, Und sorge, daß es dir nicht etwa schädlich ist, Glück muss uns ja nicht schlechter machen!

  • Schwört nicht bei den Göttern. Seid von allein glaubwürdig.

  • Glaubt nicht, dass etwas ausschließlich euch gehört.

  • Sprich nicht zu viel von deinen Pflichten! Wir haben kurze Lebens-Zeit! Die Zeit zum Ueben und Verrichten Verschwindet unterdeß ins Meer der Ewigkeit!

Pythagoras über Selbstreflexion

  • Man ist ja das nicht selbst, was man geboren ist.

  • Lass den Schlaf nicht in deine Augen, ehe du dreimal deine Seele über die Taten des Tages erforschtest. – Befrage dich: Wo bin ich gewesen? Was habe ich getan? Was hätte ich tun sollen?

  • Wir sind unsere eigenen Kinder.

  • Prüfe alles; räume der Vernunft die erste Stelle ein.

  • Dahin gelassen gehn, wohin das Schicksal zieht, Soll jeder, der den Faden sieht.

  • Du Denker! Denker! Du musst nicht zufrieden sein, Bis der Gedanke steht so fest wie Marmorstein!

  • Lebe nicht für kurze Zeit, Lebe für die Ewigkeit!

  • Tue nichts, was du nicht verstehst.

  • Das Gestern ist fort, das Morgen nicht da, leb also heute.

  • Sei nicht der Stoa Feind und fühle jeden Schmerz! Gleichgültigkeit legt Eis ums Herz!

  • Und hättest du den Geist Apollos und Homers, Und nicht ein gutes Herz, was wär’s

  • Je mehr aber unser Geist versteht, desto seliger sind wir.

  • Die kürzesten Wörter, nämlich "ja" und "nein", erfordern das meiste Nachdenken.

 

Pythagoras Zitate über Mensch &Welt

  • Das ist das Wesen der Musik, dass sie die Seele zur Harmonie des Weltalls stimmt.

  • Die Tiere teilen mit uns das Privileg, eine Seele zu haben.

  • Harmonie in allem ist das Ziel, dem der Mensch eifrig nachstreben soll. Wie im Weltall, so soll die Harmonie auch im Menschen, gleichsam einer Welt im kleinen, vorhanden sein.

  • Vernünftle nicht, o Freund! Vernünfteln ist: zu weit In's Allerheiligste der Wahrheit sehen wollen, In welche wir nicht sehen sollen Mit den Augen dieser Zeit.

  • Der Mensch ist sterblich in seinen Ängsten und unsterblich in seinen Wünschen.

Alkmaion von Kroton
(5/6. Jahrhundert v.Chr.)

“Von den unsichtbaren Dingen wie von den irdischen haben nur die Götter genaue Kenntnis, den Menschen aber ist das Schließen auf die Grundlage von Beweisen gegeben.

(Quelle: Diogenes Laterios DK 24 B1)

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Er zählt zu den vorsokratischen Naturphilosophen, ist aber weniger bekannt. Alkmaion soll Arzt gewesen sein, setzte sich mit medizinischen und biologischen Fragen in der Philosophie auseinander und widmete sich in seiner Philosophie vor allem anthropologischen Themen.

Angeblich soll er zu den Pythagoreern gehört haben, das ist aber umstritten. So gut wie sicher ist, dass er erheblichen politischen Einfluss hatte.

Jedenfalls war Alkmaion der Erste, der das Gehirn als Organ verstand, mit dem Wahrnehmung und Erkenntnis möglich wurden.

Er differenzierte zwischen sinnlicher Wahrnehmung und dem intelligiblen Verstehen. Letzteres galt für ihn als Spezifikum des Menschen, das ihn vom Tierreich unterschied.


  • Die Menschen gehen darum zu Grunde, weil sie den Anfang nicht an das Ende anknüpfen können. (Evtl. Kritik an pythagore. Individuationstheorie?)

  • Es ist leichter, sich vor einem Feinde zu hüten als vor einem Freunde.


Von Alkmaion ist kaum wortwörtliches überliefert. Er liefert die Prinzipien zur späteren Harmonie-Lehre des Empedokles, die jener zur Humorallehre bzw. Säftelehre verschmolz. Auch teilte Alkmaion mit den Pythagoreern die Meinung, dass die Seele unsterblich sei und fügte hinzu, dass sie wie die Sonne umherwandert.

Er entdeckte bei Tiersektionen Nervenbahnen, die im Gehirn endeten und erklärte aufgrund dieser Beobachtungen das Gehirn zum zentralen Organ. Auch beschreibt er uns die Funktion des Auges, indem er sagt, dass der Glaskörper des Auges ein Spiegel sei, der die auf ihm spiegelnden Dinge über "lichtbringenden Wege", also Nerven, in das Gehirn leite. Alkmaion vertritt die Meinung, dass alle Sinne und deren Wahrnehmung mit dem Gehirn zusammenhängen.

 Die Schule der Eleaten

Die Eleaten repräsentieren eine der ältesten philosophischen Schulen in der griechischen Antike, die als eleatische Schule bekannt ist. Ihr Name leitet sich von der Stadt Elea ab, die von Griechen an der Küste Westitaliens gegründet wurde. Die Eleaten gehören zur Gruppe der Vorsokratiker und Parmenides aus Elea wird als Hauptvertreter ihrer monistischen Lehre angesehen, welche ein einziges unveränderliches Sein postuliert. Weitere bedeutende Vertreter dieser Philosophie sind Zenon von Elea und Melissos von Samos.

Nach älterer Forschungsmeinung wurde die eleatische Philosophie ca. 540 v. Chr. von Xenophanes ins Leben gerufen. Jedoch wird Xenophanes heutzutage nicht mehr als ein Vertreter der Eleaten betrachtet, fraglich ist auch, ob Parmenide sein Schüler war, wie ehemals angenommen.

Der Eleatismus ist eine philosophische Lehre, die von einem absoluten Sein ausgeht, das nur durch Denken erfasst werden kann. Dabei wird dem Werden die sichtbare Welt als Schein entgegengesetzt.

Xenophanes von Kolophon
(580/570 – frühes 5. Jh. v. Chr.)

“Kein menschliches Wesen wird je die Wahrheit kennen, denn selbst wenn sie sie zufällig aussprechen sollten, würden sie nicht wissen, dass es die Wahrheit war.

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Es wird berichtet, dass Xenophanes ganze 67 Jahre lang durch Griechenland gereist sei. Er war als Rhapsode bekannt und rezitierte die alten Epen, insbesondere Homers.

Es wird angenommen, dass er auch eigene Werke schuf, die aber nicht erhalten blieben.

Xenophanes ist der erste, der auf systematische Art, erste Ideen einer aufklärerischen Religionskritik und des Rationalismus entwickelt. Auch wird er als der „Sturmvogel der griechischen Aufklärung“ bezeichnet.

  • Es ist nicht richtig Stärke besser als Weisheit einzuschätzen.

  • Es braucht einen weisen Mann um einen weisen Mann zu erkennen.

  • Hätten die Rinder und Rosse und Löwen Hände wie Menschen, könnten sie malen wie diese und Werke der Kunst sich erschaffen, alsdann malten die Rosse gleich Rossen, gleich Rindern die Rinder auch die Bilder der Götter und je nach dem eigenen Ausseh'n würden die leibliche Form sie ihrer Götter gestalten.

  • Niemals lebte ein Mensch noch wird ein solcher je leben, der von den Göttern und allem, wovon ich rede, Gewisses wüsste; und spräche sogar das Vollkommenste jemand darüber, weiß er es selbst doch nicht; nur Raten ist alles und Meinung.

  • Ein arbeitsames Leben ist die Bedingung eines glücklichen und sittlich guten Lebens.

 

Interpretation zu Xenophanes

Xenophanes’ Werke waren analytisch und satirisch und befassten sich unter anderem mit der Vielzahl und Menschlichkeit der griechischen Götter. Er kritisierte somit die anthropomorphe  Göttervorstellung  Homers  und  Hesiods.

Nach seiner religions-soziologischen Perspektive waren es nicht die Götter, die Menschen erschufen, sondern umgekehrt („Wenn Pferde Götter hätten, sähen sie aus wie Pferde“). In seiner Schrift "Über die Natur" vertritt er einen Monotheismus und beschreibt einen ewigen, einheitlichen und unbeweglichen Gott in vollkommener Gestalt. Dabei bleibt das Pantheon der ursprünglich lokalen Gottheiten erhalten.

Xenophanes betrachtet das menschliche Wissen als Vermutung oder Meinung. Er behauptete, dass die absolute Wahrheit nicht erkennbar ist, aber es dennoch möglich sei, sich ihr allmählich anzunähern.

Parmenides von Elea
(520 – 460 v. Chr.)

“Soweit mein Sinn begehrte, trugen mich die Intuitionen…”

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Unter den bedeutenden griechischen Philosophen bleibt keiner so mysteriös wie Parmenides. Ähnlich wie seine italischen Kollegen Xenophanes und Empedokles präsentiert auch er seine Lehren in Form epischer Verse.

– Faszinierend, wie die frühen Vorsokratiker eine traditionelle literarische Form mit revolutionären Ideen füllten. –

Von ihm ist nur ein einziges Gedicht überliefert, das seine Lehre zusammenfasst. Deutlich wird daraus, dass Parmenides die empiristische Naturphilosophie ablehnt. Er ist ein Rationalist, die Vernunft des Menschen hat im reinen Sein seine Grundlage, also lässt sich das Sein nur mit dem Geist durchdringen. Die Seinsform ist logisch, das vernünftige Denken ist Sein.

Er spricht auch von einer Einheit des Seins, wie viele vor ihm, umschreibt er es als kugelgestaltig, also vollkommen.

Vom Schein zum Sein

I. Das rechte Bedenken

[1] "Soweit mein Sinn begehrte, trugen mich die Intuitionen.
Nachdem Themis und Dike mich auf dem kundereichen Weg gebracht hatten,
der da allein überallhin führt den [nun um den Weg] wissenden Mann, eilte ich auf ihm dahin;
auf ihm bewegten mich die vieles deutenden Intuitionen
und das rechte Bedenken wies mir den Weg.

[6] "Den Schein verlassend,
vom Haupte zurückgeschlagen die Schleier,
lenkte mein Begehren zum Lichte die Fahrt,
doch was es vernahm,
klang schrill."

[11] "Da steht das lichte Tor am Pfade von Tag und Nacht,
ein Türsturz umschließt es und eine steinerne Schwelle -
große Flügeltüren füllen es;
Die unerbittliche Dike verwahrt den richtenden Schlüssel."

 

[15] "Ihr schmeichelte das rechte Bedenken, so wurde sie überzeugt.
Nachdem die Denkbarriere gefallen, sprang auf das Tor
und öffnete breit den ansonsten verschlossenen Abgrund (zwischen Schein und Sein),
die erzbeschienten Pfosten drehten sich in ihren Pfannen,
und das rechte Bedenken lenkte gerade hindurch Intuition und Bewußtsein."

[22] "Und die Göttin empfing mich, ergriff voll Huld meine Rechte,
nahm das Wort und sprach: "Jüngling, sei gegrüßt!
Göttlichen Lenkern gesellt, mit den Intuitionen die dich trugen, meinem Hause nahend.
Kein geringes Geschick, sondern Themis und Dike sandten dich, diesen Weg zu gehen,
der da außerhalb liegt der von Menschen betretenen Pfade."

"So sollst du denn alles erfahren: der wohlgerundeten Wahrheit1 nie erzitterndes Herz
und das Scheinwesen menschlicher Setzung, die da ohne Verlaß ist und ohne Wahrheit.
Aber dennoch sollst Du auch das erfahren,
wie das nur nach dem Anschein Gesetzte geltend wird
und solche Geltung alles mit ihrem Scheinwesen hat durchdringen müssen."

II. Zwei Wege des Denkens

"Mir ist das Sein das allen (Seienden) Gemeinsame.
Von wo ich auch beginne,
immer wieder komme ich darauf zurück."

"Wohlan, so will ich denn sagen - du aber vernehme und pflege die Kunde -,
welch Wege des Suchens und Fragens alleine denkbar sind:
Der eine, daß es (das Sein) ist, und daß es nicht nicht sein kann;
das ist der Weg der Überzeugung der zur Wahrheit gehört.
Der andere aber, daß es (das Nichtsein) nicht ist und nicht sein kann -
ein Weg, so sage ich, ganz und gar nicht zu begehen,
denn Nichtsein kannst du nicht erkennen noch etwas darüber sagen - es nicht zu (be-)greifen."

 

III. Der einzig gangbare Weg

"So bleibt noch die Kunde des einzigen Weges: Das Sein ist.
Auf diesem Wege stehen viele Zeichen.
Als seiend ist es ungeboren und unverderblich, ganz, einzig, ohne Geschwister,
unerschütterlich, nicht erst zu vollenden:
Es ist nicht ein Vergangenes, noch ein Zukünftiges,
da es Jetzt4 ist, je zusammen alles, als Eines zusammenhaltend."

"Denn welchen Ursprung seiner willst Du erkunden?
Wie, woher soll es gewachsen sein?
Weder lasse ich sagen oder denken "aus dem Nichtsein -"
unsagbar und undenkbar ist doch, daß es nicht ist.
Welches Muss hätte es wohl gedrängt, früher oder später
anfangend mit dem Nichts, zu werden?
So ist es entweder ganz und gar oder überhaupt nicht!"

"Noch kann die Kraft der Überzeugung zulassen,
daß aus dem Sein etwas neben ihm entstehe.
Daher hat Dike das Entstehen und Vergehen nicht freigegeben,
nachlassend die Fesseln, sondern hält sie fest."

"Es ist auch nicht teilbar, denn es ist ganz von derselben Stärke,
nicht da ein etwas Mehr, das es verhinderte zusammenzuhalten,
noch ein etwas Weniger, ganz voll ist es des Seins.
Im Zusammenhalten ist es ein Ganzes:
denn Seiendes bleibt dem Seienden zunächst."5

"Aber da es äußerste letzte Normung ist, ist es überallher vollendet -
vergleichbar der Maße einer wohlgerundeten Kugel -,
von der Mitte aus überall von gleicher Kraft -
denn es darf nicht da oder dort stärker oder schwächer sein."

 

IV. Der Grund-Satz

"Du musst sagen und erkennen: Sein ist.
Es muss sein. Denn Nichtsein ist nicht.
Das dir stets zu sagen, halt' ich dich an.
Ich warne dich vor jenem Weg des Suchens.
Dann aber auch vor dem, auf dem die Sterblichen einherstraucheln,
des Wissens bar, die Doppelköpfigen.
Denn Hilflosigkeit richtet aus in ihrer Brust einen schwankenden Sinn.
So werden sie dahingetrieben, taub zugleich und blind, vor den Kopf geschlagen,
Geschlechter, die nicht zu entscheiden vermögen,
bei denen Sein und Nichtsein als dasselbe gilt
und wieder nicht als dasselbe Geltung hat,
und jeder Weg sich wieder zurückwendet."

"Denn das kannst du nie erzwingen, daß Nichtsein sei.8
Drum halte von diesem Weg des Fragens fern den Gedanken,
laß dich nicht auf ihn zwingen, nicht durch die Gewohnheit und ihr vieles Erfahren,
nicht durch das Walten der ziellosen Augen, des brausenden Gehörs und der Zunge -
entscheide, dich besinnend, auf die streitvolle Prüfung, die aus mir verkündete:
nur ein Weg bleibt über."

V. Denken und Sein

"Und daß man es (als Sein) erkennt, ist dasselbe wie die Erkenntnis, daß es ist.
Denn nicht ohne das Sein, das der Aussage Bestand gibt, wirst Du das Erkennen finden.10
Denn nichts ist und wird sein ein anders neben und außer dem Sein.
Da das Geschick es gebunden hat ganz und unbewegbar zu sein,
ist alles nur Name, was die Sterblichen da gesetzt haben,
vertrauend, es sei wahr: Entstehen und Vergehen,
bald Sein und bald Nichtsein, Wechsel des Ortes und Wandel des Aussehens."

"Mit dem Nous erschaue das Abwesende als ein beständig Anwesendes:
denn er wird das Sein nicht abschneiden von seinem Zusammenhalt
und es nicht auf jede Weise überallhin nach einer Ordnung zerstreuen,
noch wieder zusammenstellen."

"Hier ende ich mein festes Künden und Erkennen im Reiche der Wahrheit.
Von hier aus erfahre das Scheinwesen der sterblichen Setzungen,
hörend meiner Worte trügendes Gefüge."

 

VI. Das antagonistische Denken

"Sie (die Sterblichen) kamen überein, zwei Gestalten mit Namen zu benennen -
ein Eines aus diesen beiden könne nicht sein - darin irrten sie.
Sie unterschieden sie als Gegensätze an Gestalt
und setzten ihre Zeichen voneinander abgesondert:
hier der Flamme ätherisches Feuer, das milde, gar sehr leichte,
sich selber überall dasselbe,
nicht dasselbe aber der anderen: dort aber auch dies für sich allein,
als Gegensatz: lichtlose Nacht, dicht und schwer an Gestalt."

"Aber da alles als Licht und Nacht benannt war
und diese beiden nach ihren Kräften zugeteilt waren diesem und diesem,
ist alles zugleich voll von Licht und unsichtbarer Nacht,
die beide einander gleich mächtig sind,
und es gibt nichts, das nicht einem der beiden zugehört."

"Diese (antagonistische) Weltordnung und ihre Entfaltung
künde ich dir in der Scheinhaftigkeit ihres Wesens,
so daß keines Menschen Meinung dich je überholen wird."

VII. Die Weltformel

"Als ersten von allen Göttern ersann sie (die gebietende Göttin) den Eros."

"Wenn Frau und Mann zusammen die Keime der Liebe mischen,
formt die Kraft, die diese (Einheit) in den Adern aus verschiedenem Blute bildet,
wohlgebaute Körper, wenn sie nur die Mischung bewahrt.
Denn wenn die Glieder, nachdem der Samen vermischt worden ist,
einander bekämpfen und keine (neue) Einheit bilden,
werden sie, indem der Same zwiefach bleibt, schrecklich das entstehende Geschlecht schädigen."

"Die (uns) näheren Kränze (des Weltsystems) füllten sich mit ungemischten Lichte,
die folgenden mit Finsternis, dazwischen ergießt sich des Lichtes Anteil -
in der Mitte aber ist die Göttin, die alles lenkt;
sie waltet überall der weherfüllten Geburt und Mischung
und sendet das Weib dem Manne, den Mann dem Weibe zur Paarung."

"Wie der Nous je die vielirrenden Glieder gemischt sieht,
so ist er den Menschen (selbst) beigegeben:
denn es ist immer dasselbe, was da als Art der Glieder auch in den Menschen sinnt:
bei allem und jeden - das Mehr an Mischung nur ist ihnen Gedanke."

 

VIII. Der Kosmos

"Erfahren wirst du des Äthers Artung und alle die Zeichen im Äther
und der reinen heiligen Sonne Fackel vernichtendes Wirken und woher sie entstanden
und das schweifende Wirken und Sein des rundäugigen Mondes;
wirst erfahren auch den rings umfassenden Himmel, woher er ward,
und wie Anankes Führung ihn zwang, das Gefüge der Sterne zu halten."

"Wie die Erde, die Sonne, der Mond, der gemeinsame Äther, die himmlische Milchstraße
und der äußerste Olympos und der Sterne heiße Kraft aufbrachen zu entstehen."

Parmenides lehrt, wie verschiedene Gewährsmänner berichten,
daß die Mischung aus Dichtem und Dünnem die milchähnliche Farbe [der Milchstraße] ergibt;

daß die Sonne und der Mond aus dem Kreise der Milchstraße abgeschieden worden sind,
die Sonne aus der dünneren Mischung, d.h. dem Heißen,
der Mond aus der dichteren Mischung, die kälter ist;
daß die Erde entstanden ist durch das Herabsinken des Dichten;
hat als erster die Erde rund genannt, wie Theophrast bezeugt;
daß die Luft eine Ausscheidung der Erde sei, infolge deren gewaltsamer Zusammenziehung;
daß der Morgenstern mit dem Abendstern identisch ist
usw.

IX. Schlußbemerkung der Göttin zum Reich des Scheins

"So ward dies, nach des Scheines Denkweise,
und ist nun und wird dann weitergenährt sein Ende nehmen.
Einem jeden einzelnen aber haben die Menschen einen Namen als Zeichen gesetzt."

 

Interpretation zu Parmenides

Parmenides greift die Metapher Hesiods auf: der Unterweisung des Dichters durch die Gottheit. Er erhält von göttlichen Instanzen die Erlaubnis, über die traditionellen Vorstellungen hinauszugehen und erlangt auf seinem Weg des Denkens ein höheres Verständnis über das Wesen (des Seienden) der Welt. Parmenides gilt als der Urheber der Ontologie und führte somit eine neue Phase des philosophischen Denkens ein, die sich von der klassischen Naturphilosophie abhob.

 

Parmenides über das Sein

Parmenides lehnt es ab, die materielle Welt wie die Denker der ionischen Schule als etwas Gegebenes anzunehmen. Ähnlich einem antiken Descartes stellt er sich die Frage, welche grundlegende Tatsache nicht verleugnet werden kann. Seine Antwort lautet: "Sein" - also, dass etwas existiert.

Zum allerersten Mal in der Geschichte der europäischen Philosophie wird eine klare Trennung zwischen Wahrnehmung und Denken vorgenommen. Parmenides stellt den Gegensatz zwischen dem sichtbaren Schauspiel der materiellen Welt und dem intelligiblen Bereich dar, welcher die Erkenntnis durch Sinne und Logik umfasst. Gleichzeitig erklärt er, dass nur Letzteres zuverlässig und wirklich ist. Die Erfassung der Realität erfolgt nicht über die Sinne, sondern einzig durch den Prozess des dialektischen Denkens. Auf diese Weise bahnt Parmenides den Weg für den Idealismus frühester Zeit.

 

Die Bedeutung des Parmenides für die Philosophie-Geschichte

Die philosophische Lehre des Parmenides von Elea stellt einen signifikanten Wendepunkt in der abendländischen Metaphysik dar. Sein Beitrag zum Dualismus – der Vorstellung, dass zwei grundlegende und gegensätzliche Prinzipien existieren – ist zwar subtil, aber folgenreich.

Parmenides' Denken beeinflusste die nachfolgenden philosophischen Dialoge über die Beschaffenheit der Wirklichkeit. Sein dualistischer Ansatz warf zentrale Fragen der Ontologie und Erkenntnistheorie auf: Was kann als wahrhaft Seiendes gelten? Und wie grenzen wir Wissen von bloßer Meinung ab?

Vgl. auch: Ich weiß, dass ich nicht weiß (Sokrates) sowie Was bedeutet Verstehen?

 Heraklit von Ephesos
(520 - 460 v. Chr.)

„Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“

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Heraklit von Ephesos ( um 520 – 460 v. Chr.) war ein Philosoph aus dem ionischen Ephesos.

Sein Gedankengang, den er als Suche nach sich selbst beschrieb, befindet sich daher jenseits aller Kategorisierungen von Schulen und Strömungen.

Aufgrund seiner schwer zu entschlüsselnden Botschaften erhielt er bereits in der Antike den Beinamen "der Dunkle" (=Rätselhafte).

Die antiken Gelehrten interpretierten die Philosophie des Heraklit als Monismus, der alle Dinge aus einem logischen Weltfeuer entstanden sah.

Heraklit Zitate über die Welt

  • „Was man sehen, hören, erfahren kann, dem gebe ich den Vorzug.“

  • „Für das Gesetz soll ein Volk kämpfen wie für seine Mauer.“

  • „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“

  • „Alles ist in Bewegung und nichts bleibt stehen.

  • „Es ist ermattend, denselben Herren zu frohnen und dienen.“

  • „Die Meinungen der Menschen sind kindliche Spiele.“

  • „Dünkel ist Rückschritt des Fortschritts.“

  • „Der kürzeste Weg zum Ruhm ist - gut zu werden.“

  • „Die schönste Harmonie entsteht durch Zusammenbringen der Gegensätze.“

  • „Das Weltall in seiner für alle Lebewesen gültigen Weltordnung […] war, ist und wird ewig sein ein sich lebendes Feuer, das sich in ständigem Rhythmus entzündet und verlöscht.“

  • „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn andere Wasser strömen nach. Auch die Seelen steigen gleichsam aus den Wassern empor.“

  • „Sie verstehen nicht, wie das eine auseinanderstrebend ineinanderstrebt, wie gegeneinanderstrebend sich Bogen und Leier verbinden.“

  • „Das Sittliche setzt das Natürliche voraus.“

  • „Krankheit läßt den Wert der Gesundheit erkennen, das Böse den Wert des Guten, Hunger die Sättigung, Ermüdung den Wert der Ruhe.“

  • „Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“

  • „Beim Kreisumfang ist Anfang und Ende gemeinsam.“

  • Nichts ist so beständig wie der Wechsel.

  • Für Gott ist alles schön und gut und recht; nur die Menschen sind der Meinung, das eine sei recht, das andere unrecht.

Heraklit Zitate über Mensch & Sinn

  • „Die Grenzen der Seele wirst du nicht finden, auch wenn du alle Wege durchwanderst. So tiefen Grund hat sie.“

  • „Der schönste Affe ist hässlich mit dem Menschengeschlechte verglichen.“

  • „Allen Menschen ist es gegeben, sich selbst zu erkennen und klug zu sein.“

  • „Augen sind genauere Zeugen als die Ohren.“

  • „Mit dem Herzen zu kämpfen ist hart. Denn jeden seiner Wünsche erkauft man um seine Seele.“

  • „Viele Dinge zu wissen, bedeutet noch nicht, sie zu verstehen.“

  • „Der Charakter des Menschen ist sein Schicksal.“

  • „Wenn du die Wahrheit suchst, sei offen für das Unerwartete, denn es ist schwer zu finden und verwirrend, wenn du es findest.“

  • Die Wachen haben eine gemeinsame Welt, im Schlaf wendet sich jeder seiner eigenen zu.

  • Das Temperament ist des Menschen Dämon.

  • Man muss auch dessen gedenken, der sich nicht bewusst ist, wohin der Weg geht.

  • Es ist nicht gut, wenn den Menschen alle ihre Wünsche erfüllt werden.

  • Verbindungen sind: Ganzes und Nichtganzes, Eintracht und Zwietracht, Einklang und Missklang und aus allem eins und aus einem alles.

  • Wir leben jener, der Seelen, Tod und jene leben unsern Tod.

  • Sie verstehen es nicht, auch wenn sie es vernommen. So sind sie wie die Tauben. Das Sprichwort bezeugt's ihnen: ›Anwesend sind sie abwesend‹.

  • Der Mensch ist und bleibt ein Teil des Ganzen, des Alls, des Urstoffs der Urkraft.

  • Und es ist immer ein und dasselbe, was in uns wohnt, Lebendes wie Totes, Waches und Schlafendes und Junges und Altes. Aus der Verschmelzung der Gegensätze entsteht das Leben, aus dem Gegensatz zwischen Mann und Frau: das Kind. Das Leben besteht aus dem Kampf der Gegensätze, denn: Gott ist Tag und Nacht, Winter und Sommer, Krieg und Frieden, Sattheit und Hunger.

 

Interpretation zu Heraklit

Bemerkenswert an Heraklit ist seine neue Art zu Denken und sein Schreibstil, der für die damalige Zeit sehr eigen ist. Heraklit ist Rationalist, die Welt hat eine logische Struktur (Weltgesetz) in einem immerwährenden Prozess der Veränderung. Der Logos ist für ihn eine abstrakte Repräsentation der strukturellen Logik der Welt.

Wenn er von der Identität (=Harmonie) der Gegensätze spricht, propagiert Heraklit eine Dialektik statt einen Dualismus. So sind Leben und Tod 2 Gesichter des gleichen Phänomens. Die Physis konstruiert so eine stabile Realität. Heraklit übt heftig und herablassend starke Kritik am Sensualismus seiner Zeitgenossen, die sich lediglich mit sinnlichen Erfahrungen beschäftigen.

Ähnlich wie der Kosmos wird auch die Seele des Menschen vom Logos beeinflusst und unterliegt Veränderungsprozessen. Da die Seele am Logos teilhat und dieser sie als allgemeines, überindividuelles und ewiges Gesetz beherrscht und durchdringt, kann man ihn durch "Selbsterforschung" erfahren. Heraklit weist der Seele daher eine bestimmte "geistige Funktion" zu, die weit über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes hinausgeht.

 

Heraklit & Parmenides

Früher wurde noch gelehrt, dass Heraklit und Parmenides, Gründer der eleatischen Schule in der Philosophie, sich als Gegner gegenübergestanden hätten und in ihrer Philosophie aufeinander Bezug nehmen. So sicher ist das mittlerweile nicht mehr.

Für diese Deutung ist u.a. der entgegengesetzte Ansatz Heraklits verantwortlich: Heraklit hält das Werden, die Veränderung, für das grundlegende Prinzip des Kosmos. Ihre Stabilität erhält die Wirklichkeit durch die Bewegung. Das Sein ist stetig in Veränderung begriffen. Das Sein ist Werden.

Darauf spielen auch die ganzen Fluss-Metaphern ab, die von Heraklit noch überliefert sind: Du kannst nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen usw.

 Die altgriechischen Atomisten

Der Atomismus (auch Atomistik) ist eine kosmologische Theorie, die besagt, dass das Universum aus winzigen Partikeln besteht - den Atomen (griechisch: átomos bedeutet "unzerschneidbar" oder "unteilbar") -, die sich in einem vollständig leeren Raum bewegen. Diese Ansicht steht im Gegensatz zur Vorstellung der Eleaten und anderer Philosophen, für die Materie ein Kontinuum darstellt.

Andere antike Varianten des Atomismus unterschieden sich vom Ansatz Demokrits, indem sie qualitativ verschiedene Arten von Atomen voraussetzten.

  • Bei Anaxagoras gab es beispielsweise so viele verschiedene Arten von Atomen wie beobachtbare Substanzen.

  • Empedokles hingegen postulierte qualitativ unterschiedliche Atome für die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde.

  • Auch Platon vertrat diese Vorstellung, nach der die Atome des Feuers als Tetraeder, die der Luft als Oktaeder, des Wassers als Ikosaeder und der Erde als Kuben erschienen.

Zusätzlich waren bei anderen Atomlehren die Teilchen nicht zwangsläufig unteilbar. Anaxagoras vertrat sogar die Ansicht, dass Atome beliebig oft geteilt werden konnten und dennoch die gleiche Beschaffenheit beibehielten.

  Leukipp ( 5. - 4. Jh. v. Chr.)

“Das Weltall besteht
nur aus Atomen und Raum.”

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Leukipp stammte aus Elea, Milet oder Abdera in Thrakien. Er gilt als Schüler des Parmenides und als Begründer der Schule von Abdera sowie des Atomismus.

Zitate von Leukipp

  • Kein Vorgang ist grundlos, sondern alles Geschehen hat seine Ursache und ist notwendig.

  • Die Summe der Dinge ist unbegrenzt, und sie alle können sich ineinander verwandeln. Das alles beinhaltet sowohl das Leere als auch das Ganze. Die Welten entstehen, wenn Atome in die Leere fallen und miteinander interagieren; und aus ihrer Bewegung, wenn sie an Masse zunehmen, entsteht die Substanz der Sterne.

  • Ohne Grund geschieht auf der Welt überhaupt nichts.

 

Leukipp & der mechanistische Materialismus

Gemäß atomistischer Lehre und im Gegensatz zur Philosophie des Parmenides besteht die Welt aus einem leeren Raum sowie Materie. Diese Tatsache ist zwingend, da sich die Materie ohne den leeren Raum niemals bewegen könnte. Durch eine Neuanordnung der kleinsten Bestandteile, nämlich der Atome, entsteht Veränderung. Somit setzt sich alles Stoffliche aus unzähligen Bausteinen zusammen – den Atomen -, durch deren Umstellungen sowohl Entstehen als auch Vergehen erklärt werden können.

Das Kausalgesetz von Leukipp besagt, dass kein Objekt ohne Planung entsteht, sondern mit Bedeutung und aus Notwendigkeit heraus. Demokrit hat diese Lehre weiterentwickelt und zum Materialismus ausgearbeitet. Es ist jedoch nicht mehr nachvollziehbar, welchen Teil der Lehre Demokrit von seinem Lehrer übernommen hat, da nur Fragmente des Textes erhalten sind.

Demokrit von Abdera
(460 – 380 v. Chr.)
 

“Die Weltordnung ist Veränderung, das Leben persönliche Wahrnehmung.”

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Demokrit, der Schüler des Leukipp, hatte großen Einfluss auf die Philosophie Epikurs und wirkte als Lehrer in seiner Heimatstadt Abdera. Besonders prägend für seine philosophischen und wissenschaftlichen Werke war sein Aufenthalt in Babylonien, das zu dieser Zeit ein Zentrum der Wissenschaften war. Demokrit vertrat den Materialismus und galt als führender Vertreter der antiken Atomistik.

Zitate von Demokrit

  • „Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“

  • „Armut mit Anstand zu tragen, ist ein Zeichen von Selbstbeherrschung.“

  • Glück und Unglück trägt man im Herzen.

  • Den Menschen ziemt es, auf die Seele mehr Rücksicht zu nehmen als auf den Leib; denn die Vollkommenheit der Seele kann die Gebrechlichkeit des Leibes ergänzen, Körperkraft aber ohne Geist macht die Seele in keiner Hinsicht besser.

  • Glück ist verschwenderisch, aber unbeständig, Natur dagegen auf sich selbst ruhend; darum trägt sie mit ihrem geringeren, aber beständigen Wesen doch den Sieg davon über das größere Wesen der Hoffnung.

  • Das unbotmäßige Leid einer schmerzerstarrten Seele banne durch Vernunft.

  • Man soll Wohltaten nur dem mit Vorsatze annehmen, größere wieder zu erstatten.

  • Das Alter ist eine völlige Verstümmelung. Man hat alles, aber jedem einzelnen das man hat, fehlt etwas.

  • Nicht Leibeskraft oder Geld macht den Menschen glücklich, sondern Geradsinnigkeit und Vielseitigkeit.

  • Die Missgunst ist die Wunde der Wahrheit.

  • Im Spiegel siehst du die Unvollkommenheiten deiner äußeren Erscheinung. Bei den Gefühlen die deiner Seele.

  • Man soll sich vor den andern Menschen nicht mehr schämen als vor sich selber und um nichts mehr etwas Böses tun, ob es niemand erfahren wird oder ob alle Leute. Vielmehr soll man sich vor sich selbst am allermeisten schämen, und das sollte sich jeder als Gesetz in seine Seele schreiben, nichts Unnützes zu tun.

  • Wenn der Körper die Seele wegen der erlittenen Mißhandlungen verklagen wollte, so würde sie nicht loskommen.

  • Die Gesetze sind Früchte menschlichen Sinnens, im Gegensatz zu den Dingen der Natur.

  • Besser sind die Hoffnungen der Gebildeten als der Reichtum der Ungebildeten.

  • Wohlgemutheit erringen sich die Menschen durch Mäßigung der Lust und Harmonie des Lebens. Mangel und Überfluss aber pflegt umzuschlagen und große Erregungen in der Seele zu verursachen. Die in starken Gegensätzen sich aufregenden Seelen sind weder beständig noch wohlgemut.

  • Die Gerechtigkeit erfüllen, bedeutet: tun, was man muss; Ungerechtigkeit aber: nicht tun, was man muss, sondern sich davon drücken.

  • Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr.

  • Die Menschen erinnern sich mehr an das Verfehlte als an das Gelungene.

  • Viel Denken, nicht viel Wissen ist zu pflegen.

  • Überschreitet man das richtige Maß, so kann das Angenehmste zum Unangenehmsten werden.

  • Das Edle erkennen und erstreben nur die von Natur dazu Befähigten.

  • Das Wort ist der Schatten der Tat.

  • Als Menschen steht es uns an, menschliches Unglück nicht zu verlachen, sondern zu beklagen.

  • Der Mensch, eine kleine Welt.

  • Übereinstimmung der Gedanken bewirkt Freundschaft.

 

Hintergrund-Infos zu Demokrit

Wie Untersuchungen belegen, lebte Demokrit zur gleichen Zeit wie der Naturphilosoph Anaxagoras und der berühmte Arzt Hippokrates. Er widmete sich intensiv medizinischen und biologischen Fragen. Aristoteles sah in Demokrit einen Vorreiter auf dem Gebiet der biologischen Forschung.

Demokrit hat einige Schriften über Biologie verfasst, von denen keine vollständig erhalten blieb. Basierend auf seiner Atomtheorie und dem Parallelismus von Mikro- und Makrokosmos müssen Ärzte die gestörte Ordnung der Atome im kranken Patienten durch diätetische, medikamentöse oder psychotherapeutische Maßnahmen wiederherzustellen.

Demokrit war überzeugt, dass die Erde nicht flach ist, wie von Leukipp angenommen, sondern eine ovale Form hat. Des Weiteren erkannte er, dass der Mond Berge und Täler besitzt und sein Licht von der Sonne erhält.

 

Demokrits Ethik

Das Ziel des Menschen sollte nach Demokrit die Ausgeglichenheit, eine heitere Lässigkeit sein. Dazu ist es wichtig, die Lust zu mäßigen und eine Balance in die Lebensführung zu bringen. Auf jeden Fall soll niemand über seine Fähigkeiten oder über die Natur hinausstreben, um Glück zu finden.

 

Demokrits Erkenntnistheorie

Demokrit ist Anhänger der Emanationstheorie. Das heißt, feine Atome eines Objektes, das wir ansehen, wandern zu unserem Auge und finden dort ihre geistige Repräsentation, weil sie sich in das Auge einprägen. Wie ein Abdruck, den das Auge erhält.

Empedokles von Agrigent
(495 – 435 v. Chr.)

“Leben wandelt in Tod die Natur, die Formen vertauschend, Und mit des Fleisches fremdem Gewand umhüllt sie die Seele.”

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Empedokles war ein antiker Gelehrter, der sich gleichermaßen mit Philosophie, Naturforschung, Politik und Dichtkunst beschäftigte. Sein Leben und sein Tod sind von Mythen umrankt.

Als Politiker sorgte er in seiner Heimatstadt Akragas für Kontroversen und wurde schließlich ins Exil gezwungen. Von dort aus kehrte er nie wieder in seine geliebte Heimat zurück.

Die Legendenbildung um Empedokles bekräftigt seinen Status als eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Man betrachtete ihn nicht nur als Philosophen, sondern auch als einen Wundertäter mit übernatürlichen Fähigkeiten.

Empedokles wurde als Vorsokratiker von den Ideen der Pythagoreer und Eleaten inspiriert. Dennoch entwickelte er sein eigenes Welt-Konzept.

Der Ursprung seiner Lehre basierte auf 4 Grundelementen: Luft, Feuer, Erde und Wasser. Diese 4-Elemente-Lehre hatte einen maßgeblichen Einfluss auf das naturwissenschaftliche Weltbild der Antike und prägte auch die Medizin bis ins 19. Jahrhundert hinein.

 

Zitate von Empedokles

  • Selig, wer einen Schatz an göttlichem Geist sich erworben.

  • Alles ist [so] mit Bewusstsein begabt nach dem Willen des Schicksals.

  • Nicht gibt's bei den irdischen Dingen Ein Entstehen noch ein Vergeh'n in verderblichem Tode Sondern Verbindung und Scheidung nur der verbundenen Stoffe

  • Der Erde Schweiß, das Meer.

  • Seht ihr nicht, wie achtlos ihr selbst einander zerfleischet?

  • So glaubt jeder nur an das, worauf er gerade bei seinen mannigfachen Irrfahrten gestoßen, und doch rühmt sich jeder das Ganze gefunden zu haben.

  • Was man sagen muss, darf man auch zweimal sagen.

  • Die Intelligenz nimmt in dem Maße zu, wie der Mensch die Welt erkennt.

  • Sonne und Erde und Himmel und Meer: sie halten zusammen, Freundlich verbunden ein jedes in seinen verschiedenen Teilen, Ob sie gleich fern voneinander im irdischen Weltall erwuchsen.

 

Empedokles’ Kosmogenese

Zur Zeit des Empedokles gab es in der griechischen Philosophie zwei unterschiedliche Ansichten über die Welt. Diese wurden von Parmenides und Heraklit vertreten. Parmenides glaubte, dass nur das Unwandelbare, Vollkommene und Unveränderliche wirklich sei, da er davon ausging, dass Sein und Entstehen nicht miteinander vereinbar sind. Heraklit hingegen sah Sein und Werden als untrennbar verbunden an und war davon überzeugt, dass sie einander bedingen.

Empedokles versuchte, den Ansatz des Werdens und Vergehens als auch das Konzept eines unveränderlichen Seins zu vereinen. Für ihn sind die 4 Urstoffe Feuer, Wasser, Luft und Erde Träger dieses Seins.

 

Empedokles Erkenntnistheorie

Die Art und Weise, wie er die Sinneswahrnehmung erklärt, ähnelt der von Pythagoras und Alkmaion von Kroton. Er vertritt die Ansicht, dass Gleiches durch Gleiches erfasst wird. Da die Sinnesorgane aus denselben Elementen bestehen wie die Objekte, die wahrgenommen werden (also Atome & Urstoffe), können sie diese korrekt darstellen.

Um Wahrnehmung zu ermöglichen, ist physischer Kontakt notwendig. Dabei gelangen feinste Atome der wahrgenommenen Objekte durch Poren in den Körper des Beobachters und erreichen so seine Sinnesorgane.

 

Empedokles’ Evolutionstheorie

Empedokles betrachtet Lebewesen genauso wie alle anderen materiellen Objekte als Mischungen aus den 4 Elementen. Die Unterschiede zwischen Arten und Individuen erklärte er sich durch die Vielfalt der jeweiligen Mischungsverhältnisse. Durch das Zusammenwirken der verbindenden Liebeskraft entstanden die ersten Pflanzen und Tiere aus feuchter Erde.

Nach seiner Vorstellung seien anfangs keine ganzen Tiere entstanden, sondern nur einzelne Bestandteile von Tierkörpern, die sich zu unförmigen Gebilden vereinigten, welche unstabil waren und zerfielen. Später formten sich zweckmäßig aufgebaute Organismen u.s.w. Dem Zufall weist Empedokles eine wichtige Rolle bei der biologischen Evolution zu.

 

Empedokles über den Menschen

Empedokles glaubt fest daran, dass Unrecht und Gewalttaten immer auf ihre Verursacher zurückfallen. Dieser Prozess vollzieht sich im Rahmen der Reinkarnation als eine Art Strafe für ihr Handeln.

Das Individuum, das eine Schuld auf sich geladen hat, erfährt in aufeinanderfolgenden Lebensabschnitten schreckliche Schicksale. Empedokles greift mit dieser Lehre ein Konzept aus der orphischen und pythagoreischen Tradition auf.

Jedoch ist es nicht angemessen, hier von einer "Seelenwanderung" zu sprechen, da der Begriff psyche, der später zur Bezeichnung der Seele gebräuchlich wird, in Empedokles' Werk nur an einer einzigen Stelle genutzt wird.

Anaxagoras von Klazomenoi
(499 – 428 v. Chr.)

“Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch Erfahrung, Erinnerung, Weisheit und Kunst.”

Anaxagoras wird allgemein als einer der Pioniere angesehen, die Theologie, Kosmologie und Ontologie miteinander verbinden. Seine Philosophie, von der nur Fragmente überliefert sind, wird als Synthese der Denkansätze Heraklits und der Eleaten betrachtet.

Durch Anaxagoras wurde die ionische Aufklärung und Naturphilosophie nach Athen gebracht, wo er als philosophischer Lehrer und Berater Perikles nahestand. Sogar der Tragödiendichter Euripides ließ sich von ihm in das Feld des philosophischen Denkens und Forschens einführen.

Zitate von Anaxagoras

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  • Und es ist keine Möglichkeit, dass etwas für sich gesondert existiere, sondern alles trägt einen Teil von allem in sich.

  • Die Sonne verleiht dem Monde seinen Glanz.

  • Die sichtbaren Dinge bilden die Grundlage der Erkenntnis des Unsichtbaren.

  • Wegen ihrer (der Sinne) Schwäche sind wir nicht im Stande die Wahrheit zu schauen.

  • Jeder Geist aber ist von gleicher Art, der größere wie der kleinere.

  • „Der Mensch ist das klügste aller Wesen, weil er Hände hat.“ (laut Aristoteles)

  • „Die Natur kennt keine Vernichtung, nur Metamorphose.“

  • „Schweigen ist die Arznei des Ärgers.

  • Wenn Du mich einmal betrügst, ist es Deine Schuld. Wenn du mich wieder betrügst, ist es meine.

  • Die Wissenschaft schadet all jenen, die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, wie sehr sie auch für andere nützlich ist.

  • Wenn die Stimme eines Feindes anklagt, verurteilt das Schweigen eines Freundes.

  • Alles hat eine natürliche Erklärung. Der Mond ist kein Gott, sondern ein großer Stein und die Sonne ein heißer Stein.

 

Anaxagoras Philosophie

Viele Wissenschaftler betrachten Anaxagoras als Nachfolger der ionischen Philosophie der Milesier.

Neben den verschiedenen Substanzen führte Anaxagoras eine Art universellen Geist (Nous) ein, der in Bewegung versetzt wurde und das zuvor Verbundene trennte:

Der Geist ist als einziges mit keiner anderen Sache vermischt, daher existiert nur er für sich selbst. Er ist unendlich und herrscht selbständig. Er ist die feinste und reinste von allen Sachen, hat von allem Kenntnis und besitzt die größte Kraft. Der Geist ist nicht nur Ursache der kosmischen Kreisbewegung, er hat auch alles geplant und arrangiert.”

Anaxagoras betrachtete die Sonne nicht wie viele Menschen seiner Zeit als eine göttliche Gestalt, sondern sah sie eher als einen großen glühenden Stein. Als erster Philosoph erkannte er, dass der Mond nicht von selbst leuchtet, sondern nur indirekt durch das Licht der Sonne erstrahlt.

 

Platon über Anaxagoras

In Platons Dialog Phaidon erzählt Sokrates, dass er in seiner Jugend ein starkes Interesse an den Naturwissenschaften hatte (96A ff) und in Anaxagoras einen kompetenten Lehrer fand (97D). Doch er habe sich anschließend von der Naturphilosophie abgewandt, da Anaxagoras die zentrale Frage nicht beantworten konnte, was genau Vernunft sei und wie sie uns Erkenntnis über die Natur vermittelt.

Sokrates empfand es als oberflächliche Erklärung, dass jemand von einem Ort zum anderen geht, nur weil er 2 Beine hat. Eine überzeugendere Analyse sollte sich vielmehr auf die Gedanken konzentrieren, die jemanden dazu veranlassen, den Ort zu wechseln.

Dies markiert den Beginn der Sokratischen Revolution gegenüber den Naturphilosophen. Die Naturphilosophen erkundeten die Eigenschaften der Natur, während Sokrates den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie stellte.