„Hitzetage werden weiter zunehmen“

Mit 10 Jahren kam TV-Wetterexpertin Claudia Kleinert nach Köln und ging im Irmgardis-Gymnasium in Bayenthal im Kölner Süden zur Schule. Seit 2002 prognostiziert sie mit viel Charme und Scharfsinn das Wetter im Ersten. Für ihr soziales Engagement wurde sie im März mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Wir orakelten mit ihr übers Wetter.

von Heike Breuers

Sie sind ausgebildete Bankerin und haben in Köln Betriebswirtschaftslehre studiert. Wie kamen Sie zur Moderation und zum Wetter?

Ich habe schon während der Zeit, in der ich bei der Bank gearbeitet habe, eine Ausbildung als Nachrichtensprecherin gemacht, weil die Deutsche Welle direkt um die Ecke unserer Bankfiliale war. Während des Studiums habe ich beim WDR gejobbt, ein paar kleinere Moderationen übernommen, als Sprecherin und Ansagerin gearbeitet. Und irgendwann machte der Wetter und Reisekanal in Düsseldorf auf. Das war so eine Art deutscher Weather Channel. Dort suchte man Moderatorinnen, ich habe mich telefonisch beworben und bin zum Casting eingeladen worden. Und wurde genommen!

Sie schafften es als Quereinsteiger ins ARD-Wetterteam. Womit haben Sie als Nicht-Meteorologin zu kämpfen?

Ich hatte anfangs damit zu kämpfen, dass ich die einzige Frau war und man annahm, ich hätte nur wegen des Aussehens den Job bekommen. Und dazu sei ich ja auch keine diplomierte Meteorologin. Im Wetterkanal, als ich meine Laufbahn begann, mussten wir Moderatoren uns aber schon in Meteorologie ausbilden lassen. Vorhersagemodelle interpretieren, verstehen, wie Wetter und Klima funktionieren. Selbst Vorhersagen erstellen. Denn schon damals waren all meine Sendungen frei gesprochen, ohne Teleprompter oder Texte. Nachdem die KollegInnen merkten, dass ich Ahnung von Meteorologie habe und nicht nur irgendwelche Texte vorlese, bekam ich Respekt für das, was ich tue.

Wetter-Apps: Sinn oder Unsinn?

Für den gleichen Tag super, je weiter man damit in die Wetterzukunft schauen will, desto weniger verlässlich sind sie. Weil dort niemand verschiedene Vorhersagemodelle vergleicht und die beste Vorhersage für die Prognose nimmt. So wie wir das bei den Fernseh-Vorhersagen machen.

Gefühlt nehmen Naturkatastrophen immer weiter zu. Stimmt das?

Ja, das stimmt leider. Extremwetterereignisse nehmen zu.

Spätestens seit der Flutkatastrophe vor zwei Jahren ist der Klimawandel in Ihrer Heimat angekommen. Auch der Temperaturtrend für Köln zeigt nach oben. Wo wittern Sie zukünftig noch Gefahren?

Sehr viel Regen in kurzer Zeit kann es in Zukunft überall geben, mit der Gefahr, dass es Überflutungen gibt. Außerdem wird es immer mehr heiße Tage geben, also Tage mit 30 Grad oder mehr. Bis Ende des Jahrhunderts wird sich die Anzahl der Hitzetage, im Vergleich zu Mitte des letzten Jahrhunderts, wohl verdreifachen. Wir haben in den letzten Jahren schon eine deutliche Zunahme von Hitzetagen in unserer Region verzeichnet. Auch Tage mit 35 Grad oder mehr nehmen zu.

Beobachtet man regionale Windparks und ist viel auf Feldern unterwegs, könnte man meinen, dass auch der Wind weiter zunimmt. Ist da was dran?

Nicht unbedingt. Zunahme des Windes ist zumindest keine Folge des Klimawandels. Ausgenommen Gewitterböen, da auch Gewitter bei sehr hohen Temperaturen heftiger ausfallen.

Seit 2022 engagieren Sie sich auch als Botschafterin für die Diakonie Michaelshoven in Rodenkirchen. Was hat Sie dazu bewegt und was möchten Sie dort bewegen?

Ich möchte darauf aufmerksam machen, wie auch mit meinem Engagement für die Lebenshilfe NRW, wie wichtig Inklusion und das Miteinander von Menschen mit den verschiedensten Fähigkeiten und Herausforderungen sind. Und dass es Spaß macht und erfüllend ist, sich füreinander und miteinander einzusetzen. Um zusammen die Welt ein bisschen besser zu machen.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz im Kölner Süden und Umgebung?

Ein Spaziergang am Rhein in Rodenkirchen macht mir immer gute Laune. Und es ist wunderschön dort!