„Links ist nicht woke“ heißt das neue Buch der in Berlin lebenden US-Philosophin Susan Neiman. Über das Stammesdenken, blöde Kritik an der Aufklärung, ahnungslose Amerikaner – und warum sich Evolutionsforscher irren.
Die Presse: Was haben Sie als Linke gegen die Woken? Sie beschreiben Wokeness als „Mitgefühl für die Ausgegrenzten, Empörung über die Misere der Unterdrückten“. Das waren doch immer Anliegen der Linken. Was soll daran nicht links sein?
Susan Neiman: Es stimmt, diese Gefühle sind traditionell linksliberal. Aber sie sind von reaktionären philosophischen Annahmen untermauert, ohne dass sich die Woken dessen bewusst sind.
Wie relevant sind diese Theorien? Die meisten der oft sehr jungen Aktivisten haben Foucault nicht gelesen. Und von Carl Schmitt, dem NS-Staatsrechtler, den Sie oft bemühen, haben sie noch nie gehört.