Fast Fashion

Bei Modeketten abgegebene Altkleider werden selten recycelt

In einem Sortierzentrum von Altkleidung in Barcelona.
In einem Sortierzentrum von Altkleidung in Barcelona. Reuters / Nacho Doce
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Gegen Gutscheine und Bonuspunkte nehmen Modeketten Altkleider entgegen: Diese würden weiter verkauft oder recycelt, so das Versprechen an die Kunden. Dass das eher Greenwashing als umweltbewusst ist, zeigt ein Experiment, bei dem abgegebene Kleidungsstücke nachverfolgt wurden.

In den meisten großen Modegeschäften, sei es H&M, Zara, C&A oder Primark, gibt es sie: eine Box, die dazu einlädt, nicht mehr getragene Kleidungsstücke doch beim Besorgen neuer gleich dazulassen. Bei H&M, wo seit 2013 jedwede Kleidung, also auch die anderer Hersteller, gesammelt wird, gibt es dafür laut Webseite sogar Bonuspunkte im Mitgliedsprogramm sowie einen Gutschein – für den nächsten Einkauf. Das Recyclingprogramm heißt „Close the loop“, also den Kreislauf schließen. Laut Webseite wird die gesammelte Kleidung entweder als Secondhand-Ware weiterverkauft, zu anderen Produkten wie etwa Putzlappen verarbeitet oder zu Textilfaser geschreddert und so recycelt. Im Jahr 2020 allein habe H&M 18.800 Tonnen aussortierte Kleidung und Textilien gesammelt.

Auch Zara bietet ein solches Kleidersammelprogramm an, dabei kann man sich die ungeliebten T-Shirts sogar von zu Hause abholen lassen. Die Bilanz ist ähnlich: Auf der Webseite werden 17.015 Tonnen gesammelte Kleidung im Jahr 2022 angegeben. Primark bietet ein solches Service zumindest in seinen britischen Filialen an, die dort gesammelte Kleidung werde beispielsweise zu Isolierung oder Füllung für Kuscheltiere und Matratzenfüllstoff verarbeitet, „sodass nichts davon auf der Mülldeponie landet“. Auch in deutschen C&A-Filialen kann man abgetragene Kleidung im Austausch gegen einen Zehn-Prozent-Gutschein loswerden. Hier wird zumindest auf der Webseite angeführt, dass ein „kleiner Teil der Kleidung“ zur Energieerzeugung genutzt werde, sprich vernichtet wird.

Dass auf einigen dieser Unternehmenswebseiten gleichzeitig ein Bekenntnis zur zirkulären Mode, also zu einem Kreislaufmodell, zu lesen ist und außerdem davon berichtet wird, wie der Anteil von recycelten Textilfasern kontinuierlich erhöht wird, legt die Vermutung nahe, dass so aus einem bei H&M abgegebenen T-Shirt auf die eine oder andere Art wieder ein H&M-T-Shirt wird.

Mittels AirTag Kleidung verfolgt

Ob dem wirklich so ist, dieser Frage ist die Changing Markets Foundation im Zeitraum von August 2022 bis Juli 2023 nachgegangen und hat 21 in solchen Sammelstellen abgegebene Kleidungsstücke mit einem AirTag versehen. Die präparierten Artikel wurden in zehn Filialen von Modemarken (H&M, Zara, C&A, Primark, Nike, Boohoo, New Look, The North Face, Uniqlo und M&S) im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Belgien und Deutschland abgegeben. Drei Viertel der Kleidungsstücke wurden demnach zerstört, in Lagerhallen vergessen oder in afrikanische Länder verschifft. Eine bei der britischen Kette M&S abgegebene Hose sei noch binnen einer Woche vernichtet worden, ein Rock, der bei H&M in London abgegeben wurde, sei auf einer Mülldeponie in Mali gelandet. Von den 21 abgegebenen Kleidungsstücken, die alle in hervorragendem Zustand waren, seien nur fünf in Europa wiederverwendet oder sogar wieder verkauft worden. Sieben Artikel wurden zerstört, also entweder zu Füllmaterial oder Putzlappen umgewandelt. Ein Kleidungsstück wurde samt Tracker in einem Zementwerk zur Energiegewinnung verbrannt.

Greenwashing-Taktiken

Dem vorgelegten Bericht zufolge haben die Kleidungsmarken selbst keine Möglichkeiten zu verfolgen, was mit der von ihnen gesammelten Kleidung passiere. Vorwürfe erhebt der Bericht auch gegenüber zwei Sortier- und Recyclingunternehmen. Zum einen SOEX, zum anderen die ReSales Textilhandels- und -recycling GmbH, Teil der Texaid-Gruppe. In beiden Fällen werde klar, dass sich die Unternehmen eher auf die Abfallentsorgung konzentrieren und das Problem an andere Orte verlagern. „Rücknahmesysteme verleiten zu der trügerischen Annahme, dass Konsumenten eine verantwortungsvolle Entscheidung bezüglich ihrer Altkleider treffen können“, zieht der Bericht Bilanz.

Hoffnung sieht der Bericht in der überarbeiteten Abfallrahmenrichtlinie der EU. Ihr zufolge ist der Hersteller auch für die Entsorgung seines Produkts verantwortlich und soll mit entsprechenden Gebühren für Sammlung, Sortierung und Recycling eines Kleidungsstücks aufkommen. Neben Verpflichtungen im Bereich des Ökodesigns brauche es außerdem verbindliche Ziele in den Bereichen Wiederverwendung und Recycling. (chrima)

>>> Zur Recherche der „Changing Markets Foundation“

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