Angriff in Israel

Drei Österreicher von Hamas entführt? Regierung schickt Evakuierungsflüge für Ausreisewillige

Ein Angreifer der radikalislamischen Hamas beim Musikfestival Supernova. Die drei Österreicher sind womöglich an anderen Orten entführt worden.
Ein Angreifer der radikalislamischen Hamas beim Musikfestival Supernova. Die drei Österreicher sind womöglich an anderen Orten entführt worden.APA / AFP / -
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Das Außenministerium berichtet, drei österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger, seien in Südisrael möglicherweise entführt worden. Österreich bereitet für Ausreisewillige Staatsbürger einen Evakuierungsflug vor. Unter den beim Hamas-Angriff Getöteten sind viele Ausländer.

Beim Großangriff der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind möglicherweise auch drei Österreicher entführt worden. Es handle sich um österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger, die schon länger in Israel leben und die sich unabhängig voneinander im Süden Israels aufgehalten hatten, teilte das Wiener Außenministerium Dienstagfrüh mit. Ihre Angehörigen hatten sich verzweifelt an österreichische Stellen gewandt.

Offenbar handelt es sich um drei Männer, die in einer der Siedlungen oder in einer Ortschaft am Rande des Gazastreifens im Süden Israels leben, so die Zeitung. Da ihre Vorfahren österreichische Juden gewesen seien, die von den Nazis ermordet oder aus ihrer alten Heimat vertrieben worden sind, hatten sie Anspruch auf die österreichische Staatsbürgerschaft. Einer der drei soll nach Israel geheiratet haben.

Die Personen sollen sich jedenfalls nicht auf dem Supernova-Musikfestival aufgehalten haben, auf dem die Hamas ein Massaker angerichtet hat. Allerdings sei die Lage vor Ort sehr unübersichtlich, eine offizielle Bestätigung gebe es noch nicht, hieß es. Man stehe in engem Kontakt mit den Angehörigen, heißt es aus dem Außenministerium.

Nehammer: „Ziel muss sein, dass Geiseln unbeschadet herauskommen“

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte auf seiner Ankara-Reise: „Ziel muss sein, dass die Geiseln unbeschadet wieder herauskommen.“ Er bezeichnete die Lage in Israel als „weit mehr als dramatisch“ und verurteile den Terrorangriff auf das Schärfste. „Terror bringt außer Leid und Elend gar nichts für die Bevölkerung.“ 

Österreichische Staatsbürger, die das Land verlassen wollen, nehme man sehr ernst. Derzeit werde die „Außerlandesbringung“ vorbereitet, ab Mittwoch würde ein Transportflugzeug des Bundesheeres ausreisewillige Österreicher nach Zypern bringen, von dort gehe es dann mit Linienmaschinen weiter. Die „Hercules“-Maschine soll am Mittwoch nach Zypern verlegt werden. Etwa 200 österreichische Staatsbürger würden Israel gerne verlassen, so Nehammer.

Nehammer habe Kontakt zum ägyptischen Präsidenten aufgenommen. Man habe über die Hamas gesprochen, aber auch darüber, was Ägypten in dieser Situation tun könne.

Kontakt zur Österreichischen Botschaft

Das Außenministerium bittet alle Österreicherinnen und Österreicher, die das Angebot eines Evakuierungsflugs in Anspruch nehmen möchten, sich direkt mit der Österreichischen Botschaft in Tel Aviv in Verbindung zu setzen und dabei Name und Kontaktnummer anzugeben.

tel-aviv-ob@bmeia.gv.at

Bereits beim Außenministerium reiseregistrierte Österreicherinnen und Österreich werden direkt über das Angebot und die weitere Vorgangsweise informiert.

Viele Ausländer unter den Toten

Bei dem Angriff der Hamas auf Israel sind zahlreiche Ausländer getötet worden. Zehn Nepalesen seien getötet worden, teilte die nepalesische Botschaft in Tel Aviv mit. Auch 18 Thailänder seien getötet worden, hieß es aus dem Außenministerium in Bangkok. Nach US-Informationen starben auch elf Amerikaner. Auch Franzosen, Italiener und Briten sind unter den Opfern. Das Außenministerium in Kiew versuchte indes den Tod von drei Ukrainern zu verifizieren.

Die getöteten Nepalesen hatten auf einem Bauernhof im Kibbuz Alumim in der Nähe von Gaza gearbeitet. Sie seien Teil eines Programms der israelischen Regierung gewesen, im Zuge dessen nepalesische Studierende mehrere Monate lang landwirtschaftliche Arbeit in Israel verrichten können, hieß es weiter seitens der nepalesischen Botschaft. Man suche zudem nach mindestens einer vermissten Person. Mindestens vier weitere Nepalesen seien verletzt worden. Für Menschen aus dem armen Himalaya-Land Nepal ist das viel reichere Israel ein beliebtes Land zum Arbeiten. Rund 4.500 Nepalesen seien dort als Hausangestellte oder Altenpfleger tätig, teilte Außenminister Narayan Prakash Saud mit. 265 weitere seien Teil des Landwirtschaftsprogramms der israelischen Regierung.

Mehr als 3200 Thailänder in Israel

In dem Konflikt in Israel sind nach Angaben des thailändischen Außenministeriums 18 Thailänder getötet worden. Auch unter den von der Hamas genommenen Geiseln sind den Angaben zufolge thailändische Staatsbürger. Ihr Zustand sei nicht bekannt. Die Regierung in Thailand sei überzeugt, dass die Hamas Ausländern, die nicht in den Konflikt verwickelt seien, keinen Schaden zufügen werde. Mehr als 3200 Thailänder in Israel hätten den Wunsch geäußert, das Land zu verlassen.

Die thailändische Botschaft in Israel habe durch die Arbeitgeber der Opfer von deren Tod erfahren. Die Regierung bereite die Evakuierung ihrer Landsleute vor. Wie die Sprecherin weiter mitteilte, wurden seit Beginn des Großangriffs der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas am Samstagmorgen weitere acht Thailänder verletzt. Zudem seien elf thailändische Staatsbürger von der Hamas verschleppt worden. Der Sprecherin zufolge stehen Flugzeuge der thailändischen Luftwaffe bereit, um ihre Staatsangehörigen nach Hause zurückzuholen. Weitere Einzelheiten nannte sie zunächst nicht.

Nach Angaben des Arbeitsministeriums in Bangkok leben rund 30.000 thailändische Arbeiter in Israel. Viele von ihnen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Laut Arbeitsminister Phiphat Ratchakitprakarn haben die israelischen Streitkräfte damit begonnen, die thailändischen Staatsangehörigen aus den Gefahrenzonen in Sicherheit zu bringen. Im thailändischen Fernsehen sagte der Minister, in den derzeit umkämpften Gebieten hielten sich „etwa 5.000 thailändische Arbeiter“ auf. Für eine Rückkehr nach Thailand hätten sich derzeit „1.099 Menschen“ angemeldet.

Elf US-Bürger unter den Toten

Nach Darstellung von US-Präsident Joe Biden mindestens elf US-Bürger ums Leben gekommen. Vermutlich seien auch Amerikaner unter diejenigen, die von den Islamisten verschleppt worden seien. Hier stehe eine Bestätigung aus. Die Polizei in den USA habe den Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt.

Biden hat seit Beginn der Angriffe am Samstag mehrfach unterstrichen, dass die Vereinigten Staaten fest an der Seite Israel stehen. Am Sonntag hatte das Verteidigungsministerium gemeldet, dass ein Flugzeugträger, Kriegsschiffe und mehrere Kampfflugzeuge ins östliche Mittelmeer nahe Israel verlegt werden. Außerdem werde Israel unter anderem mit Equipment und Munition unterstützt. Es wird erwartet, dass die USA in den kommenden Tagen zusätzliche Hilfen für Israel ankündigen.

Medien zufolge wurden mehr als zehn Briten bei den Angriffen der Terrororganisation Hamas auf Israel getötet oder gelten als vermisst. Die BBC und auch der Nachrichtensender Sky News berichteten am Montag dahin gehend unter Berufung auf offizielle Quellen. Unter den Vermissten sei auch ein Mann, der in Deutschland gelebt habe, hieß es auf der Sky-News-Webseite. Er sei zu Besuch in Israel gewesen und habe sich in dem Gebiet der Angriffe aufgehalten. Offiziell bestätigt wurden die Angaben zunächst nicht. Einem Downing-Street-Sprecher zufolge halten sich in Israel und dem Gazastreifen schätzungsweise 50.000 bis 60.000 britische Staatsbürger und Doppelstaatsbürger auf, die große Mehrheit davon aber in Israel.

Zwei Franzosen getötet, zwei Italiener vermisst

Laut französischen Behörden wurden auch zwei Franzosen bei den Angriffen getötet, 14 gelten als vermisst. „Es ist wahrscheinlich, dass einige von ihnen entführt wurden, unter ihnen ein zwölf Jahre altes Kind“, teilte das französische Außenministerium am Montag in Paris mit. „Wir sind mit den Familien im Kontakt, um sie in dieser schlimmen Situation zu begleiten“, hieß es.

Auch zwei Italiener gelten als vermisst. Ein Vater und sein Sohn hielten sich in dem schwer betroffenen Kibbuz Beeri unweit des Gazastreifens auf und reagierten seit Samstag nicht auf Versuche der Kontaktaufnahme durch die Behörden, sagte Italiens Außenminister Antonio Tajani am Montagabend im italienischen Fernsehen. Die beiden besitzen die doppelte Staatsbürgerschaft.

Bei den Angriffen militanter Hamas-Kämpfer in Israel sind am Wochenende sieben Argentinier getötet worden, 15 weitere werden nach Angaben des argentinischen Außenministers Santiago Cafiero noch vermisst. Rund 625 Argentinier, die sich noch in Israel aufhielten, hätten um ihre Rückführung gebeten, sagt Cafiero.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte Samstagfrüh tausende Raketen auf Israel abgefeuert und war zugleich mit hunderten Kämpfern auf israelisches Gebiet vorgedrungen. Laut der israelischen Regierung verschleppte die Hamas seit Beginn der Angriffe zudem mindestens hundert Menschen aus Israel in den Gazastreifen. Unter den Geiseln sind nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt offenbar auch deutsche Staatsbürger. (APA/dpa/Reuters)

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