Die Ich-Pleite

In Brüssel und auf glatter Fahrbahn: Über zu starkes Einlenken

Carolina Frank
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Sollten die Verkehrsministerien bald gegenlenken, dann bitte nicht nur die alten Autofahrer, sondern auch die jugendlichen Scooterlenker einem Gesundheitstest unterziehen. Manche sind vielleicht schon zu oft auf den Kopf gefallen.

Die geplanten Gesundheitstests für ältere Autofahrer und Autofahrerinnen wurden abgeschmettert. Nach intensiven Protesten haben die EU-Verkehrsminister „eingelenkt“, wie es heißt. Ich hoffe, dass dieses Einlenken mit der vorbildlichen „10 vor 2 Uhr“-Position am Lenkrad erfolgte. Mein Vater ist mit über 80 immer noch der beste Autofahrer der Welt. Er hat alle Führerscheine: A, B, C, D bis Z.

Da er Feuerwehrmann war, konnte er im Lauf seines Berufslebens viele Unfallursachen studieren. Zum Beispiel zu starkes Einlenken. Auf glatter Fahrbahn! Nicht unbedingt durch Verkehrsminister und Verkehrsministerinnen (auf schlüpfrigem Parkett), aber zum Beispiel durch Discobesucher und Discobesucherinnen. Sie hatten oft, wie der verkappte Lateiner in meinem Vater es formulierte, zu viel „intus“. Ich spreche nicht von den Verkehrsministern, die bestimmt nie, trotz der Brüsseler Spitzengastronomie, zu viel intus haben. Sonst hätten sie unmöglich so schnell etwas Neues aus dem Hut zaubern können: „Selbsteinschätzung“ ist die Frucht des Nachdenkens und Einlenkens.

Von dem Poeta laureatus Heinz Prüller weiß man, was auf zu starkes Einlenken meist folgt: Das eigene Hinterrad überholt dich! Dann folgt das Gegenlenken. Schluss ist erst, um noch einmal meinen Vater zu zitieren, wenn es scheppert. Sollten die Verkehrsministerien also bald gegenlenken, dann bitte nicht nur die Alten, sondern auch die jugendlichen Scooterlenker einem Gesundheitstest unterziehen. Manche sind vielleicht schon zu oft auf den Kopf gefallen, und so könnte es mit der Selbsteinschätzung hapern. Ich persönlich schau mir das Ganze entspannt an. Ich bin dereinst beim Führerschein durchgefallen. Dabei bin ich gut gefahren laut Selbsteinschätzung.

 (Die Presse Schaufenster, 15.12.2023)

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