Publikumsrat: ORF und Seher im "Wackelkontakt"

(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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VP-Kritik an ORF-Information; keine Pläne gegen Quotentief.

Am Montag zog ORF-General Alexander Wrabetz vor dem Publikumsrat eine Reform-Bilanz. Fazit: Die Quoten liegen „deutlich unter den Erwartungen“ (im Mai wurde mit 42% der Zielmarktanteil von 41% nur „gerade noch“ übertroffen). Mit Putin-Schwerpunkt und Life-Ball ist Wrabetz zufrieden, mit den runden Tischen nur zum Teil (Komatrinken: 397.000 Seher; Doping: 274.000). „Mitten im Achten“ funktioniere nur, wenn die Programmierung im Vorlauf stimmt – sprich: Film oder Sport. Es sei derzeit „schwer, neue Serien auf den Markt zu bringen – auch in Deutschland“, so Wrabetz. Programmdirektor Wolfgang Lorenz assistierte: „Alle Programme“ seien „von einem gewissen Wackelkontakt“ betroffen, auch verlässliche Quotenbringer. „Momentan brechen die Simpsons weg“, sogar die „Millionenshow“ habe mitunter unerklärliche Durchhänger.

Wrabetz meinte, die bessere Programmierung anspruchsvoller Programme koste mitunter Zuseher, etwa bei „Menschen&Mächte“ oder bei „Kreuz&Quer“, die nicht so viele Zuschauer am neuen Sendeplatz finden wie jene Programme, die früher dort liefen. Oft werde auch das Interesse überschätzt – Stichwort: „Im Zentrum“ zur Frankreich-Wahl oder Übertragung von „Viel Lärm um nichts“.

VP-Rat: „,ZiB‘s sind Schande für ORF“

Die Reform des Info-Abends sieht Wrabetz als Erfolg: Die Reichweite sei im Jahresvergleich der 12- bis 49-Jährigen von 397.000 (durchgeschaltete „ZiB“ 5/06) auf 418.000 („ZiB“ und „ZiB20“ 5/07) gestiegen; bei den 12- bis 29-Jährigen von 99.000 auf 103.000. Kritik kam aus den Reihen des ÖVP-„Freundeskreises“: Hans-Paul Strobl meinte, die „ZiB“s seien eine „Schande für den ORF und unser Land“, die Redakteure würden nicht über den Tellerrand schauen. Die „ZiB“-Redakteure wehrten sich postwendend via Apa: Man berichte „möglichst unabhängig, objektiv und vollständig“ und brauche „keinerlei Zwischenrufe“.

Franz Medwenitsch, Leiter des ÖVP-„Freundeskreises“, konfrontierte Wrabetz mit Zahlen-Recherchen: Demnach haben alle Nachrichtensendungen zusammengenommen im April und Mai im Vergleich zum 1.Quartal 2007 von durchschnittlich 3,7 auf 2,99Millionen Zuschauer verloren. Der ORF bezeichnet diese Zahlen als „nicht nachvollziehbar“ – offizielle ORF-Rechnung: minus 121.000 Seher, also deutlich weniger als im selben Vergleich des Vorjahres. i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2007)

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