Knapp 30.000 Fans pilgerten in das Klagenfurter Wörthersee-Stadion, um Teil des Winter Classic zu sein. Künftig soll dieses jährlich und an wechselnden Standorten stattfinden.
Klagenfurt. Einigen auf den Tribünen des Wörthersee-Stadions war es immer noch nicht zu kalt. Bei minus zwei Grad Celsius zu Spielbeginn floss neben sich anbietenden Heißgetränken auch so manch kühles Bier. Um sich vor dem ersten Bully in Stimmung zu bringen, war eben alles legitim. Das 306. Kärntner Eishockeyderby zwischen Klagenfurt und Villach fand in einem besonderen Rahmen statt. Die Arena, einst für die Fußball-Europameisterschaft 2008 gebaut, wurde in einen schmucken Eispalast verwandelt. 2000 Quadratmeter Rasen wurden dafür entfernt, seit 23. Dezember stand die Eisfläche bereit.
Das Spiel mit dem Puck hat in Kärnten seit jeher besondere Tradition. Wenn Rekordmeister KAC dann auch noch Erzrivalen VSV empfängt, sind Menschenmassen garantiert, wenngleich es Erzählungen nach immer noch Villacher geben soll, die die Reise nach Klagenfurt aus Prinzip nicht antreten. 29.700 Fans wollten also trotz frostiger Temperaturen dem zweiten Kärntner Freiluftderby nach 2010 beiwohnen. Warm ums Herz wurde nur dem sich doch deutlich in Unterzahl befindlichen Villacher Anhang. Wie schon bei der Premiere vor fünf Jahren (3:1) gewannen auch diesmal die Gäste.
Mit 4:1 fegte der VSV über lange Zeit hilflos wirkende Klagenfurter hinweg. „Am Anfang hat es so ausgesehen, als würden die Pittsburgh Penguins gegen die U12 des KAC spielen“, so KAC-Coach Doug Mason, aus dem offenbar die pure Verzweiflung sprach. Die Ratlosigkeit der Rotjacken löste sich auch nicht in einer unfreiwillig verlängerten letzten Drittelpause auf. Nachdem beim Vorhaben, ein Tor in der Verankerung zu fixieren, eine Leitung unter dem Eis angebohrt worden war, sprudelte grüne Kühlflüssigkeit hervor und flutete den Torraum. Die Fortsetzung des Spiels verzögerte sich um rund eine halbe Stunde, die Gewinner des ungewöhnlichen Zwischenfalls waren die Gastronomen.
Die Unterlegenheit des KAC mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass die Stimmung auf den Rängen nicht elektrisierend wirken wollte. Unter freiem Himmel verloren sich die Schlachtgesänge, was das Spektakel an sich jedoch nicht schmälern sollte.
Denn für die vielen in den jeweiligen Vereinsfarben Rot und Blau gekleideten Fans stellte das Event genauso wie für die mitwirkenden Mannschaften ein Highlight dar. „Das war eine fantastische Nacht, die ich nie vergessen werde“, sagte Villachs Trainer Hannu Järvenpää und sprach damit vielen aus der Seele, nur nicht Doug Mason. „Ich werde mich nicht mein ganzes Leben daran erinnern, wir haben verloren.“
Winter Classic als fixe Größe
Schon vor der Austragung des Winter Classic 2015 teilte die Erste Bank Eishockey Liga (Ebel) mit, das Format künftig forcieren zu wollen. Bei der Generalversammlung im Dezember einigte man sich auf ein alljährliches Winter Classic, das rund um Neujahr stattfinden soll. Auch wenn die Zuschauerresonanz in Klagenfurt wohl am größten sein mag, sollen auch andere Standorte in den Genuss kommen. Die Liga kann mittlerweile auf einige Erfahrungswerte zurückgreifen, so fanden etwa auch schon vor dem Rathaus in Budapest oder im Amphitheater von Pula Freiluftspiele statt. Schon am 11. Jänner erwartet die Vienna Capitals ein Duell im Laibacher Stadtzentrum. Solche Begegnungen sollen auch in Zukunft möglich sein, nur die Bezeichnung Winter Classic wird nur ein Spiel tragen. Sämtliche Ebel-Teams können sich darum bewerben.
Ein zentrales Thema ist dabei der finanzielle Aufwand. Der KAC budgetierte für das diesjährige Derby mit 500.000 bis 750.000 Euro. „Der Break-even-Point liegt dabei sehr hoch“, bekräftigte der ehemalige KAC-Präsident und aktuelle Ebel-Vizepräsident Karl Safron. Die Vereine sind auf Unterstützung von Städten oder Gemeinden angewiesen. In Innsbruck, wo man im Bergisel-Stadion ein Freiluftspiel angedacht hatte, scheiterte es eben daran.
Auf einen Blick
Das Winter Classic der Erste Bank Eishockey Liga (Ebel) entpuppte sich auch bei seiner zweiten Auflage nach 2010 als Erfolg. Knapp 30.000 Zuschauer füllten bei Minusgraden das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt, der VSV gewann das Derby gegen den KAC mit 4:1.
Die Liga wird in den kommenden Jahren dieses Event weiter forcieren, an verschiedenen Standorten soll rund um Neujahr ein Freiluftspiel stattfinden. Auch Wien ist ein möglicher Schauplatz für ein solches Spektakel.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2015)