Ein Angebot der NOZ
Um Ihre Registrierung abzuschließen, gehen Sie in Ihr E-Mail-Postfach und folgen dem Link in der Bestätigungsmail. Danach können Sie den Artikel frei lesen. E-Mail erneut senden

Werder-Kolumne In Kiel die Turbulenzen ab- und den Gegner durchschütteln

Eine Kolumne von Hans-Jürgen Gundelach | 26.11.2021, 22:33 Uhr

Der ehemalige Fußball-Profi Hans-Jürgen Gundelach analysiert exklusiv für das „Delmenhorster Kreisblatt“ die 2. Liga und die Spiele des SV Werder Der Torhüter kam in 194 Erst- und Zweitligaspielen für Eintracht Frankfurt, den FC Homburg und den SV Werder zum Einsatz. In Bremen, wo er später Trainer im Nachwuchsleistungszentrum wurde, beendete er 1997 seine aktive Laufbahn. Er hat sich in Hude selbstständig gemacht und ist Coach in der Jugendabteilung des FC Hude.

Liebe Leser,

nach dem mehr als glücklichen Punkt gegen Schalke und den Turbulenzen um Markus Anfang gilt es für Werder Bremen, die Geschehnisse aus den Kleidern zu schütteln und endlich mal das abzurufen, was für langfristigen Erfolg in der 2. Liga erforderlich ist: Aggressives Forechecking und Holstein Kiel am Samstagabend spielerisch unter Druck setzen. Diese verhaltene, abwartende Spielweise führt doch am Ende zu nichts.

Drei Trainer innerhalb eines Monats müssen nichts Schlechtes sein

Bei Werder plätschern mir viele Spiele zu sehr dahin, der Gegner hat zu viel Zeit und kann sich die Bälle in aller Ruhe zuspielen. Wann hat sich Werder das letzte Mal in einen Rausch gespielt? Ich kann mich nicht erinnern und müsste dafür in die Statistik schauen. Diese Saison jedenfalls noch nicht. Dass mit Christian Brand nun der dritte Trainer innerhalb eines Monats an der Seitenlinie steht, sehe ich nicht als Nachteil. Als erfahrener Profi steckt man sowas weg und weiß, wie schnelllebig das Geschäft ist. Ein Trainerwechsel bedeutet ja auch für vernachlässigte Spieler immer eine neue Chance, sich zu beweisen und in den Vordergrund zu spielen. Ich denke da an Leute wie Nick Woltemande und Abdenego Nankishi, die ja zuletzt wieder etwas zurückstecken mussten, aber durchaus Potenzial besitzen.

Ein Novum ist diese Situation am Osterdeich allemal, sind doch gerade die Bremer dafür bekannt, lange an ihren Trainern festzuhalten – manchmal zu lange. Ich würde es begrüßen, wenn der neue Coach keinen Stallgeruch mitbringt, so sehr ich Christian Brand oder einen Torsten Frings, der ja vielleicht eine Option sein könnte, auch schätze. Mit der Lösung Ole Werner könne ich mich anfreunden, der passt gut zu Werder.

Kiel ist gefährlich, aber schlagbar

Aber zurück zur bevorstehenden Aufgabe: Worauf kommt es in Kiel an? Ich denke, ein bis zwei schnelle Tore wären gut, dann hast du Ruhe. Fallen die nicht und Werder verfällt wieder in Lethargie, sehe ich für das Spiel Schwarz. Die Kieler spielen im Moment unter ihren Möglichkeiten. Nichtsdestotrotz sind zum Beispiel der Ex-Bremer Fin Bartels, Fiete Arp oder Lewis Holtby grundsätzlich gute und gefährliche Zweitliga-Akteure, die immer noch den Unterschied ausmachen können. In Gänze sollte Bremen Holstein Kiel spielerisch jedoch überlegen sein.

Mut ist gefragt

Ich bin gespannt, welche Herangehensweise Christian Brand der Truppe einimpft. Wäre doch schön, mal wieder eine offensive, mutige Werder-Mannschaft zu sehen. Und der Anschluss an die Aufstiegsränge gibt den Fans in dieser beschwerlichen Zeit sicher auch etwas Hoffnung. Die derzeitige Lage, in der vereinzelte Vereine wie in Sachsen schon dazu gezwungen sind, vor leeren Rängen zu spielen, während andere Clubs noch nicht betroffen sind, ist im Übrigen nicht besonders fair. Aber das alles ist erst einmal zweitrangig. Für Werder kann es Samstag nur heißen: einen Gang hochschalten.

TEASER-FOTO: