Ingolstadt
Den Panthern dicht auf den Fersen

01.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Neidvoller Blick auf die Leistungsdaten: Während sich ERC-Neuzugang Marvin Degon auf dem Fahrradergometer abstrampelt, muss DK-Redakteur Karlheinz Heimisch seine Fitness erst noch unter Beweis stellen. - Fotos: Rössle?

Ingolstadt (DK) Profisportler sollen fit sein. Damit die Spieler des ERC Ingolstadt gewappnet sind für das heute anstehende erste Training und für die nächste Saison, haben sie sich einem Fitnesstest unterzogen. Der ist hart – aber für einen ehrgeizigen Hobbysportler durchaus zu bestehen. Ein Wagnis.

Die Muskeln in den Beinen schmerzen, der Puls steigt, der Mund wird trocken, der Schweiß läuft in die Augen: Strampeln auf dem Fahrradergometer bei steigendem Kraftaufwand ist kein Pappenstiel. Die ersten vier Minuten bei 80 Watt Leistung sind noch ein Kinderspiel für jemanden, der in der Woche 100 Kilometer radelt und zwei Mal rund um den Baggersee joggt. Der Stufen- und Dauertest zur Dokumentation der körperlichen Leistungsfähigkeit ist gnadenlos: Alle vier Minuten steigern die drei Ärzte im Rehazentrum Ingolstadt die Wattzahl: 80, 120, 160 – der imaginäre Berg wird immer steiler.
 

Bei 160 Watt erreicht die Herzfrequenz den Wert 147. "Jetzt kommt er in die anaerobe Phase", sagt der Sportwissenschaftler und ERC-Konditionstrainer Radosav Djukic nach 11,53 Minuten. Das heißt: Jetzt sammelt sich so viel Milchsäure in den Muskeln an, dass es nicht mehr abgebaut werden kann. Und jetzt beginnt der Kampf. Der Schweiß fließt in Strömen über die Elektroden, die am ganzen Oberkörper angebracht sind. Und die Atemmaske über Mund und Nase scheint einem die Luft abzudrücken.

200 Watt, 240 Watt – der Puls rast, die Umgebung verschwindet. Nach 22 Minuten und genau 23 Sekunden auf diesem fahrradähnlichen Gerät bricht Dr. Sonja Herzberg, die Chefärztin des Ingolstädter Reha-Zentrums, den Leistungstest ab. "Die Herzfrequenz beträgt 176. Damit ist das Limit erreicht." Schließlich soll hier keiner umkippen.

Ein Paar Minuten – so zwei bis fünf – wären wohl noch mit viel Schnaufen gegangen. Aber was soll’s. Schließlich ist man kein Marvin Degon (der US-Amerikaner ist ein Neuzugang von den Eisbären Berlin).

Die Kommentare der Ärzteschaft über den Fitnesszustand des 44-jährigen Ingolstädters lassen die Erschöpfung im Nu verfliegen. Sie können beim ERC anfangen", ruft Dr. Michael Grubwinkler spontan dem DK-Redakteur zu. Wenn das nicht anspornt. Doch die Chefärztin relativiert mit Blick auf den Computer: "Sie haben einen guten Wert für einen Hobbysportler erreicht", dämpft Herzberg und nennt den V02-Wert von 47,8. Das heißt: Die maximale Sauerstoffaufnahme beträgt 47,8 Milliliter pro Minute pro Kilogramm Körperpergewicht.

Der schlechteste Kufencrack des ERC kommt gerade einmal auf 49 (wer das ist, verrät die Chefärztin natürlich nicht). Na also, geht doch: Ein Journalist ist den Panthern hart auf den Fersen – wie im täglichen Arbeitsleben eben!

Nein, doch nicht ganz, schränkt Dr. Sonja Herzberger wieder ein. Schließlich spielen bei dem Herz-/Lungenfunktionstest Gewicht und Alter eine entscheidende Rolle. Zwar ist der 1,70 Meter große und 74 Kilogramm schwere Journalist laut der Medizinerin normalgewichtig – aber bei einem Alter von knapp 45 sind andere Maßstäbe anzusetzen als bei 15 oder 20 Jahren jüngeren Profisportlern aus der Deutschen Eishockey-Liga. Die sind nämlich 35 oder 38 Minuten gestrampelt, bis sie die kritische Herzfrequenz erreicht haben. Einige schafften sogar satte 440 Watt. Und noch eines ist bei der Atemgasmessung während körperlicher Belastung zu beachten: Ein Eishockeyspieler trainiert anders wie ein reiner Ausdauersportler. "Man kann einen 100-Meter-Läufer nicht mit einem Marathoni vergleichen", betont Herzberg.