Neuburg
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Seit 30 Jahren sind auch Frauen in Bayern im Dienst - Zwei Neuburger Beamtinnen erzählen aus ihrem Arbeitsalltag

23.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:20 Uhr
Frauenpower: Polizeimeisterin Stefanie Oberman (l.) und Polizeihauptmeisterin Lisa Hüttl von der Neuburger Polizei. −Foto: Riß

Neuburg - Frauen in Uniform - das ist heutzutage ein ganz normaler Anblick und auch gar nicht mehr wegzudenken.

 

Doch das war nicht immer so, zumindest bei der bayerischen Polizei im sogenannten uniformierten Vollzugsdienst. Erst seit 30 Jahren, genau genommen ab März 1990, werden dort auch Frauen eingestellt.

Damals eine kleine Revolution, heute eine Selbstverständlichkeit - finden auch Polizeimeisterin Stefanie Oberman und Polizeihauptmeisterin Lisa Hüttl in Neuburg. "Das ist eben der Wandel der Zeit, auch bei der Polizei", sagt Hüttl, und deshalb sei es nur fair, dass Männer wie Frauen im Einsatz sind. Die 33-Jährige ist seit fast 13 Jahren Polizistin. "Ursprünglich wollte ich zur Berufsfeuerwehr, aber dafür hätte ich eine technische Ausbildung gebraucht", erzählt die Neuburgerin. Ihre Mutter habe sie auf die Idee gebracht, zur Polizei zu gehen. Nach dem Einstellungstest hatte dann auch Hüttl das "Polizei-Fieber" gepackt.

Mittlerweile ist knapp ein Viertel der bayerischen Polizei weiblich. Laut Innenminister Joachim Herrmann sind derzeit rund 7500 Frauen im Polizeivollzugsdienst tätig, davon mehr als 6100 im uniformierten Dienst - Tendenz steigend. Das kann auch Stefanie Oberman bestätigen, die frisch aus der Ausbildung kommt. "In meinem Seminar waren 150 Teilnehmer, davon 50 Frauen, also immerhin ein Drittel weiblich", erzählt die 21-Jährige. Sie hatte, anders als ihre Kollegin, nie einen anderen Berufswunsch. "Mein Papa ist auch bei der Polizei und hat immer viel davon geschwärmt", erzählt die Donauwörtherin. "Davon habe ich mich auch begeistern lassen, vor allem weil ich einen abwechslungsreichen Job wollte, in dem man nicht jeden Tag das gleiche macht. "

Auch die Reaktionen auf die Berufswahl sind im Familien- und Freundeskreis der beiden Frauen durchweg positiv gewesen. "Da gab's keine doofen Sprüche, die sind eher stolz", sagt Oberman. "Bei mir war das auch völlig unproblematisch, weder auffällig positiv noch negativ", erinnert sich Hüttl. "Wir haben ja auch privat nichts mit Kriminellen zu tun, die da etwas zu befürchten hätten", fügt sie hinzu und lacht.

Stefanie Oberman ist ebenfalls davon überzeugt, dass der Polizeiberuf zunehmend attraktiver wird. Es sei ein sicherer Job, auch wenn man mal eine Familie gründen wolle, es gebe Teilzeitmodelle für alle und auch die Ausbildung sei für Frauen gut machbar. "Da wird man im Vergleich zu den männlichen Kollegen sogar etwas bevorzugt behandelt", verrät Oberman. Im Fitnesstest müssen Männer 60 Prozent ihres Körpergewichts stemmen, Frauen hingegen 40. Auch beim 30-Minuten-Lauf müssen die Polizeianwärter mehr Kilometer schaffen, als ihre Mitstreiterinnen.

Im Arbeitsalltag haben die beiden Polizistinnen bisher ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. "Grundsätzlich ist das Geschlecht aber kein Thema und wir sind überall gleichberechtigt", stellt Hüttl klar. In manchen Situationen habe man als Frau sogar einen besseren Zugang zum Gegenüber. "Wenn beispielsweise eine Frau auf die Wache kommt und eine Anzeige wegen eines Sexualdelikts erstatten möchte, dann wird gleich geschaut, ob eine Kollegin im Dienst ist und mit der Betroffenen sprechen kann", erzählt die 33-Jährige. Da sei das Schamgefühl oft geringer und das Vertrauen größer. "Das soll aber nicht heißen, dass die Kollegen weniger einfühlsam oder verständnisvoll sind. " Auch in angespannten Situationen, wenn Beteiligte vielleicht aggressiv sind, wirke die Anwesenheit einer Polizistin schon mal deeskalierend. Es komme aber auch vor, dass sie als Polizistinnen nicht wahrgenommen und ignoriert werden. "Die reden dann einfach nicht mit einem, sondern nur mit den männlichen Kollegen", erzählt Oberman.

Polizeihauptmeisterin Lisa Hüttl erinnert sich, dass der Frauenanteil in ihrer Anfangszeit in Neuburg - vor vier oder fünf Jahren - genau bei zwei Beamtinnen lag. Heute sind es in den Schichten rund zehn Kolleginnen und etwa 23 Kollegen. Bei der Dienstplaneinteilung könne somit nicht immer auf ein ausgewogenes Verhältnis geachtet werden. "In der Spätschicht sind wir zu fünft - ein Dienstgruppenleiter und vier Beamte", erklärt Hüttl. "Und manchmal sind da eben nur Frauen dabei. " Diese gehen dann selbstverständlich auch auf Streife. "Für Personendurchsuchungen bei Männern fordern wir dann eben Kollegen von der Wache an", erzählt Oberman. "Aber das ist andersrum ja der selbe Fall. "

Eine weitere wichtige Veränderung stellen Hüttl und Oberman dann noch auf dem Weg zum Streifenwagen fest: "Die neuen Uniformen für Frauen sind viel besser geschnitten - vor allem die Hosen, die gehen zum Glück jetzt nicht mehr hoch bis zum Bauchnabel. "

DK

 

Luisa Riß