Eichstätt
Eichstätt war schon Bezirkshauptstadt

Regierungen des Altmühlkreises und des Oberdonaukreises am Residenzplatz - 202107 "Seelen"

17.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:06 Uhr
Sitz der Regierung von Altmühlkreis und Oberdonaukreis war die vormalige fürstbischöfliche Kanzlei, Residenzplatz Nummer 2, hier in einer historischen, leider undatierten Fotomontage. Rechts im Bild schließt die heutige Pfahlstraße an, nach dem Gebäude links geht es zur Spitalbrücke. Das Gebäude aus dem Jahr 1728 war von Baumeister Gabriel de Gabrieli errichtet worden. −Foto: Ettle (Reproduktionen)

Eichstätt - Weil Ministerpräsident Markus Söder angekündigt hat, die Verwaltung von Oberbayern in Ingolstadt, beziehungsweise Rosenheim anzusiedeln und damit Ingolstadt zum Regierungssitz erheben, sei daran erinnert, dass auch Eichstätt schon einmal Sitz von Bezirksregierungen gewesen ist und zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine maßgebliche und ebenso hohe Verwaltungsebene in seinen Mauern hatte.

Eichstätt war Hauptstadt des Altmühlkreises in den Jahren 1808 bis 1810 und des noch größeren Oberdonaukreises von 1810 bis 1817. Die Regierung wurde Kreis-General-Kommissariat genannt und logierte im Haus Residenzplatz 2, dem Gabrieli-Gebäude von 1728, das an der Altmühl liegt. Dazu muss man wissen, dass die Begriffe geändert worden waren; aus den Kreisen wurden Bezirke. Den Begriff "Landkreis" gibt es seit 1939.

Die Eichstätter Heimatzeitung, das "Königlich baierische Intelligenz-Blatt" schrieb 1808: "Seine Majestät hat die sehnlichsten Wünsche und alleruntertänigsten Bitten seines getreuen Volkes erhört. Eichstätt ist nunmehr die Hauptstadt des Altmühlkreises, einer der schönsten und fruchtbarsten Kreise im Königreich Bayern. " Laut Julius Sax in "Eichstätt - Geschichte des Hochstifts und der Stadt" zählte er 202107 "Seelen".

"Regierungspräsident" war Seine Exzellenz General-Kreis-Kommissar Max Graf von Thurn und Taxis, der bis zur Berufung nach Eichstätt in Neuburg tätig gewesen war. Zum Kanzleidirektor war Klemens Freiherr von Burgau ernannt worden, erster Kreisrat war Michael Steidel, zweiter Kreisrat Johann Georg Wünsch, dritter Kreisrat Honoratus Freiherr von Ow. Im Erdgeschoss der Kreisregierung befand sich die Residenzwache.
Nach einem neuen königlichen "allerhöchsten Reskript" von 1810 wurde das Königreich in neun Kreise (Bezirke) eingeteilt. Diese waren: Isarkreis (München), Unterdonaukreis (Passau), Regenkreis (Regensburg), Oberdonaukreis (Eichstätt), Rezatkreis (Ansbach), Mainkreis (Bayreuth), Illerkreis (Kempten), Innkreis (Innsbruck), Salzachkreis (Salzburg).

 

Eichstätt war zuvor über Jahrhunderte Residenzstadt der Fürstbischöfe gewesen, danach Hauptstadt des Altmühlkreises und des Oberdonaukreises. Das war mit der Orientierung zur Oberpfalz ab 1818 vorbei. Da konnte auch der am 15. November 1817 zum Fürst von Eichstätt und Herzog von Leuchtenberg erhobene Stiefsohn von Kaiser Napoleon und Schwiegersohn von König Maximilian I. Joseph, Eugen Beauharnais, nicht helfen. Eichstätt blieb unter bayerischer Oberhoheit. Wichtigste Aufgabe der Leuchtenberger war die Neuordnung der Behörden, die in Eichstätt verblieben, die allerdings nicht mehr als "königlich", sondern als "herzoglich-leuchtenbergisch" firmierten.

Im Beitrag "Eichstätt als Verwaltungszentrum von 1802 bis 1972" für das Sammelblatt Nummer 65 des Historischen Vereins schrieb Georg Scherer: "Auf dem Gebiet der Verwaltung hatte Eichstätt die größte Reichweite als Regierungshauptstadt des Altmühlkreises und des Oberdonaukreises. " Diese Blütezeit endete vor rund zweihundert Jahren. Am 17. Januar 1818 verkündete das "Eichstätter Wochenblatt" - gemessen am Gewicht - in einer eher "sparsamen" Meldung: "Das Fürstentum Eichstätt wird dem Regenkreis zugeteilt. " Die Landgerichtsbezirke Beilngries und Kipfenberg kamen sofort zum Regenkreis, das Landgericht Eichstätt folgte im Laufe des Jahres 1818.

Am 1. Januar 1838 trat in Bayern schon wieder eine Gebietsreform in Kraft. Dabei wurden die Landgerichte Eichstätt, Beilngries und Kipfenberg vom Regenkreis dem Kreis (Bezirk) Mittelfranken zugeschlagen. Die Regierung hatte ihren Sitz in Ansbach. Um den Eichstättern zu helfen, verlegte man das Appellationsgericht für Mittelfranken von Ansbach an die Altmühl. Diese Reform bedeutete für Eichstätt einen Abstieg und schlimmen Verlust an Arbeitsplätzen, für Handel, Handwerk und Kompetenz.

Die Einteilung Bayerns von 1838 hielt jedoch länger, nämlich bis zur großen bayerischen Bezirks-, Kreis- und Gemeindereform von 1972 bis 1978. Der unter Landrat Konrad Regler deutlich vergrößerte Landkreis Eichstätt wurde nun der Wirtschaftsregion Ingolstadt und Oberbayern angegliedert, die Stadt behielt den Sitz der Kreisverwaltung sowie des Landrats und gab dem neuen Landkreis den Namen.

EK


 

Josef Ettle