Ingolstadt
Hochprozentige Hinterlassenschaften

Mailinger ärgert sich über weggeworfene Schnapsflaschen am Industriegleis Richtung Interpark

07.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:10 Uhr
Weit über 100 leere Schnapsflaschen sind innerhalb weniger Monate entlang des Industriegleises nördlich von Mailing weggeworfen worden. Um das Ausmaß der Verschmutzung deutlich zu machen, hat Helmut Schmidt die von ihm aufgelesenen Flaschen aufgereiht. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Helmut Schmidt aus Mailing ist in den vergangenen Monaten zu einem eifrigen Flaschensammler geworden. Gezwungenermaßen. Nicht, dass er auf Pfand aus wäre, er stört sich an den zahlreichen Schnapsflaschen, die entlang des Industriegleises am Haunstädter Weg Richtung Interpark regelmäßig in die Landschaft geworfen werden. Um das Ausmaß der Verschmutzung deutlich zu machen, hat er die Flaschen aufgereiht. Zuletzt hat er 122 leere Schnapsflaschen aus dem Kies des Gleises geklaubt.

Seit rund einem Jahr beobachtet Schmidt, wie die Zahl der weggeworfenen Flaschen stetig zunimmt. Bei der großen Ramadama-Aktion im April vergangenen Jahres haben ehrenamtliche Helfer aus Mailing und Feldkirchen neben etlichem anderen Unrat insgesamt 55 Schnapsflaschen aus dem Gleisbett gesammelt. "Als ich im Dezember noch einmal gezählt habe, waren es schon wieder 78 Stück", ärgert sich Schmidt. Mittlerweile sind es längst weit über 100. Der Mailinger glaubt, das einer oder mehrere Bewohner der Asylbewerberunterkunft an der Marie-Curie-Straße sich angewöhnt haben, in der Stadt harten Alkohol zu kaufen, die Flasche auf dem Weg in die Containersiedlung zu leeren und sie dann am Bahngleis zu entsorgen. In der Unterkunft sind Alkoholika verboten. Die weggeworfenen Flaschen liegen laut Schmidt alle in einem Abschnitt von rund 50 Metern, ab etwa 300 Meter östlich der Autobahnunterführung. "Das ist ein wirkliches Ärgernis", so Schmidt. Er wünscht sich, dass die Behörden in dieser Sache aktiv werden.

Michael Klarner, der Sprecher der Stadt Ingolstadt, räumt ein, dass es entlang des Haunstädter Weges tatsächlich immer wieder "wilde Müllablagerungen" gibt. "So wie leider an mehreren Stellen in der Stadt", bedauert er. "Vor allem an abgelegenen Stellen, wo eine Kontrolle nicht möglich ist, haben wir das immer wieder. " Der fragliche Abschnitt werde regelmäßig - im Sommer häufiger als im Winter - gereinigt. Bei außerordentlichen Fällen werde das Umweltamt verständigt, das die Kommunalbetriebe mit der Entfernung einer illegalen Müllhalde beauftragt. Wo es Hinweise auf einen möglichen Verursacher der Verschmutzung gebe, werde der Sache auch nachgegangen. "Wir nehmen das schon ernst", so der Pressesprecher.

Klarner bittet Ingolstädter, die auf grobe Verschmutzungen stoßen, sich zu melden. Eine Möglichkeit dazu ist der so genannte Mängelmelder, der über die Homepage der Stadt unter www. ingolstadt. de/melder/ erreichbar ist. Hier können auch Fotos hochgeladen werden. Den Mängelmelder gibt es auch als App fürs Smartphone. Telefonisch ist das Beschwerdemanagement der Stadt unter (0841) 3051600 zu erreichen.

Die Stadt wird sich nun auch die Situation am Haunstädter Weg ansehen. "Eine Reinigung kann die Stadt aber nur auf öffentlichen Flächen durchführen", stellt Klarner klar. Das Bahngleis liegt in Verantwortung der Bahn, die Kommunalbetriebe könne da nichts ausrichten. Die Stadt habe die Bahn wegen Schmidts Anliegen allerdings verständigt.

Dort ist das Thema bereits angekommen. Auf Anfrage des DONAUKURIER weist ein Unternehmenssprecher darauf hin, dass es in Deutschland rund 30000 Kilometer Gleise gebe, rund 6000 in Bayern, eine ständige Überwachung des Netzes sei deswegen schlicht nicht möglich. Oft seien es Lokführer, die besonders grobe Fälle von Verschmutzung meldeten. Die Flaschensammlung von Mailing sei aber sicher kein belangloser Fall. Der Infrastrukturbetreiber der Bahn, die DB Netz, sei bereits informiert. Die Flaschen werden "in absehbarer Zeit" entfernt.

Johannes Hauser