Trocknungsgenossen setzen auf Braunkohlestaub

19.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:16 Uhr

Wenig Betrieb: Durch den trockenen Sommer und die gestiegenen Kosten gingen die Betriebsstunden im vergangenen Jahr bei der Trocknungsgenossenschaft Hilpoltstein deutlich zurück. Der Umstieg von Erdgas auf Braunkohlestaub soll für Abhilfe sorgen. - Foto: Bader

Obermässing (mld) Neue Wege will die Trocknungsgenossenschaft Hilpoltstein in der Energieversorgung gehen. Die meisten Mitglieder sprachen sich in der Jahresversammlung in Obermässing für den Umstieg auf Braunkohle aus.

"Die enormen Kosten für Erdgas von 248 000 Euro im vergangenen Jahr machen die Trocknungskosten von 11 bis 12 Euro je Dezitonne viel zu teuer", betonte Geschäftsführer Alfred Betz in seinem Rechenschaftsbericht. Die hohen Energiekosten und die Trockenheit im Mai 2008 seien auch die Ursache für den rapiden Rückgang der Nassgutanlieferungen in den Sommermonaten von 92 682 Dezitonnen (dt) im Jahr 2007 auf 68 353 dt im Jahr 2008. Lediglich mit Körnermais und Getreide konnte im Herbst ein leichtes Plus erwirtschaftet werden. Dies bedeutet auch einen Rückgang der Betriebsstunden von 1076 in 2007 auf 962 in 2008, erläuterte der Geschäftsführer.

Die Jahresbilanz der Genossenschaft weist Einnahmen von rund 521 000 Euro auf, denen Gesamtausgaben von 586 000 Euro gegenüber stehen. Dies bedeutet ein kräftiges Minus, das zwar über Rücklagen ausgeglichen werden kann, aber nicht tragbar ist. "Wir müssen von den hohen Energiekosten herunter, damit unsere Trocknungsgenossenschaft in Zukunft bestehen kann", sagte Alfred Betz.

Als neuer Energieträger soll Braunkohlestaub dienen. Dazu wurde zur Jahresversammlung Diplomingenieur Walter Lindner von der Firma Saake zum Vortrag geladen.

"Dieses Braunkohlestaubgemisch aus gemahlener Braunkohle ist nicht zu vergleichen mit dem Braunkohleabbau in der früheren DDR", sagte der Ingenieur. "Es ist geeignet als industrieller Wärmeerzeuger für hohe Temperaturen und senkt die Heizkosten um knapp die Hälfte zur derzeitigen Erdgasheizung." Der Brenner sei vielseitig konstruiert und geeignet für Ölfeuerung, Gas und andere Stäube, informierte Lindner. Für diesen Energieträger werden langfristige Verträge angeboten, die eine Preiskalkulation auf mehrere Jahre zulassen. Die Investitionskosten für die Anlage belaufen sich auf rund 500 000 Euro, die über Eigenmittel von 205 000 Euro, Bankdarlehen von 250 000 Euro und eine Volleinzahlung der Mitgliederguthaben abgedeckt werden sollen.

Die 573 Landwirte, die die Genossenschaft tragen, müssten einen zusätzlichen Anteil von 150 Euro einzahlen. "Es gibt keine andere Alternative, wenn wir unsere Genossenschaft weiterführen wollen", betonte der Geschäftsführer und stellte dieses Vorhaben zur Abstimmung. Bei nur sechs Gegenstimmen von 130 anwesenden Mitgliedern wurde dieser Vorschlag angenommen. "Das war der einzig richtige Schritt", sagte Vorstandsvorsitzender Franz Eitel. Er appellierte an die Bauern, die Trocknung besser zu nutzen um die Rentabilität zu steigern. "Wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir unsere Genossenschaft in eine gute Zukunft führen können", ist Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Kühnlein zuversichtlich.

Die Wahlen brachten keine Veränderungen. So wurde Johann Meyer aus Österberg wieder in den Vorstand gewählt. Josef Harrer aus Seligenstadt, Josef Netter aus Euerwang und Konrad Neubauer aus Kreuth sind weiterhin im Aufsichtsrat vertreten.

Als wichtige Termine nannte Johann Meyer vom Amt für Landwirtschaft den 27. Februar als Stichtag für Anträge zum bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (Kulap). Flächenänderungen seien jetzt beim Amt für Landwirtschaft zu melden. Am Dienstag, 20. Januar, wird im Alfershausener Gasthaus Winkler und am Donnerstag, 22. Januar, in der Aula beim Amt für Landwirtschaft in Roth zu den Pflanzenbautagungen eingeladen.