Parsberg
Wem gehört das Reiterstandbild?

Streit um den Standort des Denkmals vom Truppenübungsplatz tobt seit Jahrzehnten

11.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:11 Uhr

Bis in den Bayerischen Landtag ist der Streit um das Reiterstandbild aus Pielenhofen zwischenzeitlich durchgedrungen. Die Parsberg wollen das Denkmal nach wie vor behalten. - Foto: Sturm

Parsberg (DK) Seit mehr als 50 Jahren steht beim Kriegerdenkmal in Parsberg ein Reiterstandbild. Seit Jahrzehnten gibt es darum einen Streit, der jetzt sogar den Bayerischen Landtag beschäftigt hat.

Das Standbild stammt aus der ehemaligen Gemeinde Pielenhofen im heutigen Truppenübungsplatz Hohenfels und war 1924 vom damaligen Kriegerverein Pielenhofen sowie von Angehörigen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten auf dem Friedhof in Pielenhofen aufgestellt worden. 1951 wurde der Truppenübungsplatz vergrößert und in diesem Rahmen auch die Pfarrei Pielenhofen aufgelöst. Rund 3200 Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Im Oktober 1954 holten einige Parsberger das Reiterstandbild aus dem Friedhof und brachten es in die ehemalige Kreisstadt.

Seit 1995 fordern nun Bewohner der ehemaligen Gemeinde Pielenhofen die Rückgabe des Standbildes. Sie möchten es „zum Gedenken der gefallenen Soldaten“ auf dem Friedhof in Albertshofen wieder errichten (die Kirche in Albertshofen war bis zur Ablösung 1951 eine Filialkirche der Pfarrei Pielenhofen).

Der Stadtrat von Parsberg befasste sich mit diesem Ansinnen schon öfters und stimmte dem Antrag der ehemaligen Bewohner des Truppenübungsplatzes nicht zu. Und auch der Hauptverwaltungs- und Finanzausschuss beschloss schon im Januar 2002, an den früheren Entscheidungen festzuhalten. Als Begründung wurde aufgeführt, dass schließlich auch Bürger in Parsberg leben, die anlässlich der Erweiterung des Übungsplatzes ihre Heimat verloren haben. Der ganze Streit gipfelte nun darin, dass Johann Renner, Josef Fruth und Ludwig Schrollinger, wie sie sagen, „als Interessensgruppe für rund 165 Familien der ehemaligen Pfarrei Pielenhofen“, eine Petition an den Ausschuss für Kommunale Fragen und innere Sicherheit gerichtet haben. Dazu teilte jetzt Bürgermeister Josef Bauer (CSU) mit, dass „die Petenten keinen Anspruch auf Herausgabe“ hätten. Einen solchen könne nur das Bistum Regensburg oder die Bundesrepublik Deutschland geltend machen“, so Bauer. Ansonsten habe sich an der Sachlage nichts verändert. Man müsse deutlich sagen, dass die Stadt Parsberg im Jahr 1954 als Kreisstadt auch die überregionale Aufgabe wahrgenommen habe, eine Erinnerung für die aus dem ehemaligen Truppenübungsplatz stammende Bevölkerung zu wahren. Das Standbild sei damals unter schwierigsten Bedingungen nach Parsberg gebracht worden.

Große Verärgerung gab es darüber, dass der FDP-Abgeordnete Andreas Fischer als Berichterstatter des Petitionsausschusses von „Beutekunst“ gesprochen und erklärt habe, dass es zwar nicht rechtswidrig sei, wenn die Stadt die Herausgabe des Standbildes verweigere, sich aber unter moralischen Gesichtspunkten in einem Grenzbereich bewege. „Ob eine ausreichende Beurteilung einer moralischen Herausgabepflicht durch die Vertreter des Bayerischen Landtages erfolgt ist, wäre zu bezweifeln“, hieß es im Hauptverwaltungsausschuss. Die Bezeichnung „Beutekunst“ werde als nicht angemessen betrachtet. Es sei auch nicht berücksichtigt worden, dass das Standbild nicht an den ursprünglichen Standort zurückverlegt werden soll. Der Hauptverwaltungs- und Finanzausschuss vertrat die Auffassung, dass sich an den Fakten nichts geändert hat und dass es nach wie vor in Parsberg ehemalige Bewohner des Übungsplatzes gibt, die keine Rückgabe wollen.

Allerdings gibt es ein, wenn auch derzeit eher unwahrscheinliches Hintertürchen in der Angelegenheit. Es könnte zu einer Rückgabe kommen, wenn eintritt, was der Zweite Bürgermeister Jakob Wittmann (FWL) so zusammenfasste: „Das Rad der Geschichte bleibt nicht stehen. Sollte einmal die Situation eintreten, dass das Reiterdenkmal wieder nach Pielenhofen kommen könnte, zum Beispiel bei einer anderen Nutzung des Übungsplatzes, dann müsste man die Situation neu überdenken.“