Röttenbach
Wo der Teufel den Schmied laufen ließ

Das Sühnekreuz im Fünfteilholz erinnert der Sage nach an eine gruselige Begebenheit

02.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:21 Uhr

Entdeckung im Wald: Interessiert betrachten Bürgermeister Thomas Schneider und seine zwei Begleiterinnen das Schmiedkreuz, das der Sage nach an eine gruselige Begebenheit erinnert. - Foto: Osiander

Röttenbach/Mühlstetten (ao) Sommerzeit - Urlaubzeit: Viele locken die Ferien hinaus in ferne Orte, fremde Länder. Doch auch den Zuhausebleibenden bietet die Heimat - oft nur wenige Schritte vom Wohnhaus entfernt - viele Gelegenheiten, auf beschaulichen Spaziergängen spannende Entdeckungen zu machen, die teilweise in weiteste Fernen der Geschichte führen.

Dies erlebten dieser Tage auch Röttenbachs Bürgermeister Thomas Schneider und Anita Spehl mit ihrer Tochter Hannah.

Nur eine knappe halbe Gehstunde von Röttenbach in Richtung Norden spürte das Trio etwas abseits des Waldweges im Gestrüpp des Fünfteilholzes ein verwittertes, moosüberwachsenes Sandsteinmarterl auf. Dabei handelt es sich um ein Sühnekreuz, das bei sorgfältigem Betrachten deutlich Hammer und Zange als Insignien erkennen lässt.

Der Volksmund weiß um dieses "Schmiedkreuz" eine gruselige Geschichte zu ranken: Vor Zeiten machten sich zwei Röttenbacher Schmiede an einem Samstagabend nach anstrengender Wochenarbeit auf den Weg zur Mauker Kirchweih. Knusprige Küchlein, saftige Bratwürste und nicht zuletzt gefüllte Gläser würzigen Gerstensaftes und zünftige Kirchweihtänze sorgten für lockere Stimmung und ließen die rechtzeitige Heimkehr vergessen. Schon graute der Sonntag herauf, als die beiden Zechbrüder ihren Heimweg durch den schummrigen Steinwald suchten. Voll Übermut grölten sie lauthals in den frischen Morgen hinein. Zunächst beschieden sie sich mit üblen Liedern und hässlichen Reimen. Schließlich aber trieben sie ihren Spaß damit, Texte heiliger Gesänge in wenig ehrfürchtiger Weise zu verdrehen.

Eben hatten sie einen recht unflätigen Vers auf die Muttergottes losgelassen, als eine furchtbare Begebenheit jäh ihr sündhaftes Spottgelächter auf den Lippen ersterben ließ. Der "leibhaftige Gottseibeiuns" erschien plötzlich in einer Angst einjagenden Schwefelwolke und heischte mit teuflischer Fratze, die beiden Erschrockenen in sein Reich zu entführen. Der ältere der nun plötzlich stocknüchternen Schmiedegesellen erlitt einen so furchtbaren Schock, dass er gelähmt auf der Stelle verstarb.

Sein Kamerad dagegen bekreuzigte sich geistesgegenwärtig und schwor insgeheim, als Buße für seine Meintat und zur Warnung für jeden Vorübergehenden vor ähnlichem Frevel ein Sühnekreuz zu setzen. Unverzüglich ließ der Teufel von den beiden ab und fuhr gruslige Flüche ausstoßend in sein höllisches Reich zurück. Wie versprochen, löste der heil davongekommene Schmied sein Gelübde ein, sühnte seine gotteslästerliche Tat und setzte - noch heute von aufmerksamen Wanderern auffindbar - ein steinernes Mahnmal, das sogenannte "Schmiedkreuz".

Angesichts dieses Sühnekreuzes kam Bürgermeister Thomas Schneider ins Schwärmen: "Röttenbach ist eine Gemeinde mit einem reichen Potenzial an Besonderheiten und allerlei kostbaren Schätzen - Schätzen, die es nur zu entdecken und zu heben gilt."