Knallgrün und ganz schön geschwätzig

Knallgrün und ganz schön geschwätzig
Ein Halsbandsittich sitzt auf einer Platane. Foto: Boris Roessler/dpa

Auf den Spuren der Kölner Papageien

Bestimmt hast du sie schon mal gehört. Vermutlich auch schon gesehen. Die Halsbandsittiche. Etwa 3.000 dieser Vögel leben in Köln. Aber wo kommen die eigentlich her? Und wie können sie hier überleben? Duda hat nachgefragt.

Vögel im Anflug

Wenn es Abend wird, beginnt das große Spektakel: Aus allen Himmelsrichtungen kommen sie angeflogen, Schwärme von knallgrünen Vögeln. Sie flattern durch die Luft, schießen im Tiefflug durch die Straßen und vollführen teils waghalsige Flugmanöver. Die Halsbandsittiche haben alle nur ein Ziel: Sie wollen zu ihren Schlafbäumen. Diese stehen direkt an der Rheinuferstraße, nahe dem Heumarkt. Von einer Fußgängerbrücke aus kann man die Vögel abends besonders gut beobachten – und hören! Denn die Sittiche sind ganz schön geschwätzig. Wenn sie an den Schlafbäumen ankommen, wird lautstark erzählt, gestritten und gekuschelt. Das geht etwa eine halbe Stunde so. „Danach halten alle den Schnabel und es wird mucksmäuschenstill“, erzählt Jana Romero. Sie arbeitet beim NABU, einer Umweltschutzorganisation, und beschäftigt sich dort speziell mit den Halsbandsittichen.

Papageien haben in vielen Großstädten Deutschlands Einzug gehalten – auch in Köln. Foto: Uwe Anspach/dpa

Erst wird geschwatzt, dann geschlafen

Die Schlafbäume der Papageien stehen an einer viel befahrenen Straße. Klingt ziemlich ungemütlich, hat für die Vögel aber mehrere Vorteile. „Die Straße ist gut einsehbar und hell beleuchtet. Das ist ein guter Schutz vor Feinden“, verrät die Expertin. Die Abgase der Autos sorgen obendrein dafür, dass es immer schön warm ist. Viele Leute sind von dem abendlichen Geschnatter und dem Kot der Papageien allerdings genervt. Deshalb hat man in der Vergangenheit immer wieder versucht, die Tiere zu verscheuchen. Die Vögel suchen sich dann neue Schlafbäume ganz in der Nähe oder sie ziehen zu einem ihrer früheren Schlafplätze um. Manchmal teilen sie sich auch auf. Für die Vögel ist das purer Stress. Deshalb fordern Fachleute, sie einfach in Ruhe zu lassen.

Ein Kleiner und ein Großer

Sie sind beide quietschgrün, beide pfeilschnell und auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden: Halsbandsittiche und Alexandersittiche. Beide Arten flattern mittlerweile durch unsere Stadt. Jana Romero verrät, wie man sie auseinanderhalten kann: „Die Alexandersittiche sind deutlich größer als die Halsbandsittiche. Sie haben einen komplett roten Schnabel und eine rötliche Zeichnung auf dem Flügel.“ Sie sind meist in kleineren Gruppen von etwa fünf Tieren unterwegs. Das unterscheidet sie von den Halsbandsittichen. Die sieht man in der Regel in größeren Schwärmen umherdüsen und meist im Tiefflug.

Ein Halsbandsittich fliegt zu seinem Schlafbaum. Foto: Uwe Anspach/dpa

Ab in die Freiheit

Die ersten Halsbandsittiche tauchten vor etwa 55 Jahren in Köln auf. Manche Leute behaupten, sie seien aus dem Zoo ausgebüxt. Das stimmt aber nicht. „Denn damals wurden im Zoo keine Halsbandsittiche gehalten“, weiß die Expertin. Deshalb vermuten die Fachleute, dass die Vögel jemand anderem davongeflattert sind. Unter anderem wohl einem Tierhändler. „Dort muss ein größerer Schwarm entwischt sein“, erklärt Jana Romero. Mittlerweile leben etwa 3000 Papageien in Köln. Dass sie hier überleben können, hat mit dem Klima zu tun, denn die Winter im Rheinland sind meist recht mild. Ursprünglich stammen die Vögel aus Indien sowie dem Norden des afrikanischen Kontinents.

Was Papageien futtern

Halsbandsittiche ernähren sich vegetarisch. Das heißt, sie futtern Knospen, Samen, Blüten oder auch Früchte. Deshalb sind Leute, die einen Obstgarten besitzen, vom Besuch der Sittiche oft gar nicht begeistert. Denn die können in Schwärmen in die Gärten einfallen und die Bäume leerplündern. „Obendrein sind sie sehr verschwenderisch“, erzählt Jana Romero. Mit ihrem Greiffuß schnappen sie sich zum Beispiel einen Apfel. Dann beißen sie einmal hinein, lassen ihn fallen und flattern davon. Na, so was!

Sind die Papageien eine Gefahr?

Die Kölner Papageien sind sogenannte Neobiota. Unter dem Begriff versteht man unter anderem Tierarten, die in unser Ökosystem eingewandert sind – oder vom Menschen eingeschleppt wurden. Das Problem: Die Neuankömmlinge können heimische Arten verdrängen. Teilweise bringen sie auch Krankheiten mit, gegen die sich unsere heimischen Tiere nicht wehren können. „So etwas können wir bei den Halsbandsittichen aber nicht beobachten“, beruhigt Jana Romero. Die Papageien würden weder Krankheiten übertragen noch anderen Vögeln das Futter wegnehmen oder deren Nistplätze. „Manche Vogelarten profitieren sogar von ihnen“, weiß die Fachfrau. So wie etwa die Hohltaube. Sie nutzt die leerstehenden Bruthöhlen der Papageien.

Selbst entdecken

Der NABU bietet immer wieder Führungen zu den Schlafplätzen der Halsbandsittiche an. Infos gibt es hier.

Von Stefanie Paul