Hafen Magdeburg will die volle Schiffbarkeit

Im Magdeburger Hafen ist eine Reviltalisierung des Industriehafens angedacht, um die Akktraktivität des Standortes für Umschlag und Produktion zu steigern.

Ein Schubverband liegt im Magdeburger Hansehafen. Dieser Teil des Binnenhafens ist vom Wasserstand der Elbe unabhängig. Der Industriehafen soll es noch werden. (Foto: Naumann)

Der Hafen Magdeburg will bis zum Jahr 2022/2023 den Industriehafen ausbauen und damit bessere Voraussetzungen schaffen, um einerseits Betriebe mit Verladebedarf ansiedeln zu können und andererseits dadurch die jährliche Umschlagmenge von 3 bis 4,5 Mio. t zu steigern. „Wir rechnen mit einem Plus von 10 bis 15 Prozent“, sagt Heiko Maly, Geschäftsführer der Transportwerk Magdeburger Hafen, im Gespräch mit der DVZ.

Um die Dimension des Vorhabens genauer verstehen zu können, muss man sich die Aufteilung des Hafens vor Augen führen. Magdeburg hat drei Hafenteile: Hansehafen (nahe der A2), Kanalhafen und Industriehafen. Bis zum Kanalhafen mit seinem Trenndamm ist der Hafen unabhängig vom Wasserstand der Elbe nutzbar, weil die Zufahrt vom Mittellandkanal aus möglich ist. Für die Regelung des Pegels sorgen die Sparschleuse und die Niedrigwasserschleuse. Der Industriehafen jedoch hat noch direkten Zugang zur Elbe und ist daher vom Wasserstand abhängig, der häufig nicht ausreicht, um dort ganzjährig Binnenschiffe abfertigen zu können. Das will Maly mit der Revitalisierungsmaßnahme ändern.

Vollständiger Kanalhafen

„Ziel ist die ganzjährige Schiffbarkeit des Industriehafens bei etwa 2,50 m Abladetiefe unabhängig vom Wasserstand der Elbe. Dadurch wird Magdeburg zum vollständigen Kanalhafen.“ Die Landeshauptstadt plant dafür Millioneninvestitionen. Nach derzeitigem Stand sollen 44,7 Mio. EUR verbaut werden. Der überwiegende Teil der Kosten wird höchstwahrscheinlich durch Fördergelder aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur finanziert. Die Rede ist von bis zu 90 Prozent. Eine Zusicherung über 39,9 Mio. liegt der Stadtverwaltung vor. Läuft alles nach Plan geht Maly davon aus, dass 2023 ganzjährig Binnenschiffe im Industriehafen be- und entladen werden können. „Dann muss ein Binnenschiffer nicht mehr überlegen, ob er nun mit 800 t oder 1.000 t den Hafen ansteuern kann“, sagt Maly.

Die einzelnen Arbeiten, die zu einer besseren Nutzung des Industriehafens führen sollen, umfassen die Erneuerung einer 300 m langen Spundwand im Hafenbecken II sowie die Sanierung und Ertüchtigung der Gleisanlagen auf dem Hafengelände. Die Unabhängigkeit vom Wasserstand der Elbe wird durch den Bau eines sogenannten Fangedamms erreicht, der den Industriehafen gegenüber der Elbe absperrt. Damit hat der Elbpegel keinen Einfluss mehr, sondern der Industriehafen wird über den Kanalhafen an das bereits erwähnte Schleusensystem angebunden und von dort mit Wasser gespeist. Über die Niedrigwasserschleuse ist die Zufahrt von der Elbe immer noch möglich. Und über die Sparschleuse läuft der Verkehr zwischen dem Hafen, dem Rothenseer-Verbindungskanal und dem Mittellandkanal.

Magdeburg ist einer der größten Binnenhäfen in Deutschland und nach Hamburg der zweitgrößte an der Elbe. Rund um den Standort nutzen zahlreiche Firmen die Trimodalität des Hafens und machen ihn damit auch zu einem Vorzeigeobjekt in den neuen Bundesländern. So finden über den Hansehafen Schwerlastverladungen im Kombinierten Verkehr statt. Auffällig sei, so Maly, dass die einzelnen Teile immer schwerer und komplexer werden. Teilweise finden dort auch Endmontagen statt. Der Hansehafen besitzt eine Schwerlastplatte, auf der 500 t gehoben werden können.

Für Unternehmen aus dem südlichen Sachsen-Anhalt und dem Süden Magdeburgs ist der Hafen Schönebeck, eine 100-prozentige Tochter des Magdeburger Hafens, besser erreichbar. Überdimensionierte Lasten müssen nicht durch die ganze Stadt gefahren werden. Mit 150 t ebenfalls schwerlasttauglich besitzt Schönebeck aber nicht die Dimension Magdeburgs.

Mehr produzierendes Gewerbe

Mit dem ganzjährig für die Schifffahrt nutzbaren Industriehafen verknüpft Maly die Hoffnung, dass sich mehr produzierendes Gewerbe dort ansiedelt. Flächenreserven gibt es, und Maly und sein Team sind auch laufend dabei, Areale für die Zukunft fit zu machen. Der endgültige Zuschnitt hänge von den Kunden ab. Bisher sind im Industriehafen der Windanlagenbauer Enercon und der Salzspezialist Schüssler Novachem tätig. Enercon unterhält am Standort die Rotorblattfertigung, die jedoch zum September geschlossen wird. Zum Bedauern von Maly endete auch schon am 1. Juli die Herstellung der Betontürme. Die Komponentenfertigung läuft jedoch weiter. Von der Idee, in die Versorgungskette des Möbelhauses Ikea einbezogen zu werden, das in Magdeburg aufgemacht hat, hat sich Maly verabschiedet. „Das wird auf längere Sicht nicht passieren, weil Ikea das Zentrallager in Salzgitter hat und die Märkte im Umkreis und auch in den neuen Bundesländern von dort aus beliefert.“

Was sich daher genau im Industriehafen in puncto Ladung abspielen kann, vermag auch Maly nicht zu spezifizieren, weil Magdeburg ein Universalhafen ist, der Schwergut, Container, Massengut und Stückgut umschlägt. „Wir gehen eher von Stückgut aus, weil die Möglichkeiten durch die Wasserstandssituation bisher begrenzt waren. Andererseits wäre es auch erfreulich, wenn es gelänge, ein produzierendes Unternehmen anzusiedeln, was die Unabhängigkeit des Hafens steigern würde. Rein an den Umschlag zu denken, wäre nicht förderlich.“

Ein sogenannter Fangedamm soll verhindern, dass die Elbe den Pegel im Industriehafen bestimmt.

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