Wie wir mit einfachen Mitteln unsere Beziehungen sabotieren oder aber verbessern

Wie wir mit einfachen Mitteln unsere Beziehungen sabotiere oder aber verbessern

„Hat es das Kleid nicht in deiner Größe gegeben…?“

Bernd kommt nach Hause und verkündet stolz seiner Frau Kathrin: „Schatz, ich bin heute zum Teamleiter befördert worden!“ Darauf erwidert sie wie aus der Pistole geschoßen: „Dann kommst du ja noch später als jetzt schon heim!“ Man kann sich gut vorstellen, was für ein schales Gefühl in dem Moment bei Bernd aufkommt.

Dieses Beispiel zeigt uns, wie stark unsere Beziehungen, Freundschaften, aber auch unsere Arbeitsbeziehungen durch die Art, wie wir miteinander reden, beeinflusst werden. Für die Qualität der Beziehung macht es einen großen Unterschied, ob wir verständnisvoll und wertschätzend miteinander umgehen oder ob uns das Gefühl vermittelt wird, dass wir nicht ernst genommen werden und uns dem Anderen nicht offen zeigen dürfen.

Um unsere Kommunikation positiver zu gestalten, sind zwei Aspekte hilfreich. Auf der einen Seite fördern wir ein gutes Gesprächsklima, indem wir unserem Gegenüber aktiv zuhören. Was zum aktiven Zuhören dazugehört, fassen folgende Punkte zusammen:

  • Wir hören in erster Linie zu. Das bedeutet auch, dass wir den Anderen aussprechen lassen.
  • Wir wenden uns dem Gesprächspartner auch in unserer Körpersprache zu. Wir halten Blickkontakt und spiegeln seine Körperhaltung.
  • Wir zeigen dem Gegenüber über Aussagen wie „Hm“ oder „Aha“, dass wir das Gesagte verstanden haben. Wenn wir ihn in seinen Aussagen bestätigen möchten, nicken wir mit dem Kopf oder sagen es auch direkt.
  • Wir fassen das Gesagte mit eigenen Worten zusammen und holen uns die Zustimmung des Gesprächspartners ein, dass wir ihn auch richtig verstanden haben.
  • Wenn wir etwas nicht verstanden haben, fragen wir genauer nach.

Durch diese Vorgehensweise zeigen wir unserem Gesprächspartner Interesse und Verständnis. Er fühlt sich von uns angenommen. Das gibt ihm erst die notwendige Sicherheit, sich uns gegenüber zu öffnen und authentisch zu sein. Wenn wir dagegen diese Sicherheit nicht vermitteln, wird unser Gegenüber hauptsächlich darauf bedacht sein, sich selbst zu schützen und so wenig wie möglich von sich preiszugeben.

Ein positiver Nebeneffekt des aktiven Zuhörens ist übrigens, dass die Sympathie uns gegenüber steigt. Diesen Umstand macht sich jeder gute Verkäufer zunutze: Der Verkäufer weiß, dass er den Kunden nicht zwingen kann, etwas zu kaufen. Er kommt am besten an sein Ziel, wenn er einen sympathischen Eindruck erzeugt. Und dies schafft er, indem er ein guter Zuhörer ist. Das gilt natürlich nicht nur für die Verkäufertätigkeit. Es kann in jeglicher beruflichen Situation von Vorteil sein.

Der zweite wichtige Aspekt einer positiven Kommunikation ist das sogenannte aktive konstruktive Antworten 1. Dabei geht es darum, dem Gesprächspartner nicht nur auf Berichte von negativen Erfahrungen unsere Unterstützung zu zeigen. Sondern wir reagieren genauso auch auf positive Erfahrungen bestärkend.

Worte sind Luft. Aber die Luft wird zum Wind und Wind mach die Schiffe segeln.

(Gotthold Ephraim Lessing)

Welchen Nutzen hat diese Kommunikationsstrategie? Mit dem aktiv konstruktiven Antworten fühlt sich der Gesprächspartner verstanden und wertgeschätzt. Wir fördern dadurch beim Gegenüber ein Wohlgefühl. Und wir stärken unsere Beziehung zu ihm, was sich dann auch auf uns überträgt. Es profitieren also beide Seiten davon.

Destruktive Antworten dagegen bewirken genau das Gegenteil. Damit werden negative Gefühle und Stress ausgelöst. Dies kann in aktiver Form geschehen, z.B. indem wir den anderen offen kritisieren, so wie im Beispiel zu Beginn. Oder wir verhalten uns passiv destruktiv, indem wir beispielsweise das Gesagte einfach ignorieren. Beides wertet den Gesprächspartner ab.

Und was gehört zu einer aktiv konstruktiven Antwort? Hier eine Anleitung:

  • Wir sprechen die positiven Gefühle des Gesprächspartners aktiv an wie z.B. „du wirkst stolz, überrascht, erfreut usw.“.
  • Wir teilen unsere positiven Gefühle mit und bestärken den Gesprächspartner (z.B. „Ich freue mich für dich“).
  • Wir zeigen unser Interesse, indem wir auch Fragen zur positiven Erfahrung stellen, z.B. wie es dazu gekommen ist.
  • Wir wenden uns wie beim aktiven Zuhören mit der Körpersprache dem Gegenüber zu, halten Blickkontakt und lächeln auch.

In unserem Beispiel könnte Kathrin auf die Nachricht ihres Mannes also folgendermaßen antworten: „Wow, super! Da kannst du richtig stolz darauf sein! Erzähl mal, wie ist es denn dazu gekommen? … Wie war das für dich?“ Durch diese Art des Antworten würde Kathrin Bernd nicht nur bestärken, sondern sie würde die Stimmung in der Gesprächssituation positiv beeinflussen und die Beziehung zueinander festigen. Das überträgt sich gleichzeitig auch auf sie selbst und nutzt somit nicht nur ihrem Mann.

Ein weit verbreitetes Phänomen insbesondere unter den männlichen Zeitgenossen ist übrigens der destruktiven Form der Kommunikation zuzuordnen – der Sarkasmus. In unserem Beispiel könnte dies so ausschauen: Mit dem Wissen, dass Bernd in der Arbeit oft unterfordert ist, antwortet Kathrin auf seine gute Nachricht: „Überarbeite dich bloß nicht.“

Auch wenn nicht immer eine böse Absicht dahintersteckt, ist die Wirkung einer auf eine Person bezogenen sarkastischen Aussage im Kern abwertend und verletzend. Also genau das Gegenteil von dem, was einer Beziehung, sei es beruflich oder privat, gut tut.

Manche sind sich dieser Wirkung gar nicht bewusst und finden sich einfach nur witzig. Tatsächlich zählt aber nicht der Humor des Senders, sondern das, was beim Empfänger ankommt. Und der fühlt sich angegriffen. Also: Wenn schon sarkastische Äußerungen, dann nur mit Vorsicht und Feingefühl. Zu bevorzugen ist in jedem Fall ein konstruktiver Kommunikationsstil.

JM

1 nach Shelly Gable

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