Am ersten Adventssonntag fing nicht nur das neue Kirchenjahr an – in Oberbantenberg verabschiedete die Ev. Kirchengemeinde Oberbantenberg-Bielstein Pfarrer Daniel Boltner nach 25 Jahren im Dienst der Gemeinde. Die Kirche war voll besetzt und Boltner selbst kümmerte sich noch um weitere Stühle, bis der Frauenchor Oberbantenberg mit dem ersten Stück für diesen Sonntagmorgen begann.
Dankbar sei er, betonte Daniel Boltner in seiner Predigt. Dankbar für die vielen Bewahrungen, die er zum Beispiel in seiner Zeit als junger Mann in Afrika erfahren habe. Ob in einem Flugzeug, in das es hineinregnete, oder als er mit einem Kollegen gekidnappt wurde. Als er bereits in Oberbantenberg tätig war, erkannte man 2001 bei ihm Malaria – eigentlich zu spät, aber er habe es überstanden.
Dankbarkeit erfülle ihn für viele liebe Menschen, die Gott ihm auf seinen Lebensweg in den Weg gestellt habe. In Oberbantenberg habe er sich „wahnsinnig wohl“ gefühlt.
Beziehung zu Jesus Christus wurde immer intensiver
Die Kirchengemeinde sei mit ihm nachsichtig gewesen. Gegenseitige Vergebung wurde hier praktiziert. „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen“, betonte er. Besonders wichtig sei ihm die Beziehung zu Jesus Christus gewesen, die durch seine Arbeit als Pfarrer immer intensiver geworden sei.
Superintendent Michael Braun entpflichtete Pfarrer Daniel Boltner und wünschte ihm für das neue Lebenskapitel alles Gute. Ein solcher Tag, wie die Entpflichtung, sei eine Zäsur, ein Tag des Rückblicks und der Erinnerung - emotional zwischen Dankbarkeit und Freude, Schwere und Demut.
Immer klar und bestimmt
Mit viel Herzblut und Leidenschaft sei Boltner in seinem Amt gewesen. „Man konnte es Ihnen abspüren, mit welchem Einsatz, mit welcher Leidenschaft, mit welchem Herzblut Sie Ihren Dienst in all der Zeit getan haben und dafür danken wir Ihnen heute ausdrücklich.“ Boltner sei immer klar und bestimmt gewesen in den Dingen, für die sein Herz schlug und weiter schlägt.
Besonders am Herzen lagen Daniel Boltner die Seelsorge unter anderem im Krankenhaus, die Konfirmandenarbeit - auch in Zusammenarbeit mit den Förderschulen in Oberbantenberg - und die weltweite Ökumene in Form des Kongo-Hilfsprojekts der Gemeinde. Schwerpunkt seiner Arbeit war auch die seelsorgerliche und gottesdienstliche Arbeit mit dem „Haus für Menschen mit Behinderung Wiehl“ (HBW) in Oberbantenberg. Hier hielt er monatlich Gottesdienste.
Tausch des Talars gegen Pullover
So war die Kirche voll besetzt an diesem Sonntag. Wenn man jemanden als „Dorfpfarrer“ bezeichnen könne, dann ihn, lobte eine Dame nach dem Gottesdienst. Daniel Boltner hatte mehrfach Grund zur Freude: So freute er sich über einen selbstgestrickten Schurwollpullover, den er geschenkt bekam „weil Sie so viel Wärme gegeben haben“. Noch mitten im Gottesdienst wechselte er den Talar gegen den Pulli.
Daniel Boltner freut sich auch, dass die Kirchengemeinde eine „engagierte Nachfolgerin“ gefunden hat. Superintendent Michael Braun lobte: „Sie haben es ermöglicht, dass nach Ihrem Ruhestand und dem Ruhestand von Pfarrerin und Pfarrer Sonnenberg eine so schnelle Wiederbesetzung geklappt hat und dass sich Frau Pfarrerin Silke Molnár schon einarbeiten konnte. Nun wird ein neues Kapitel im Gemeindeleben von Oberbantenberg und Bielstein mit Presbyterium und Mitarbeitenden eingeleitet.“
Nachfolgerin Silke Molnár wird am 5. Februar eingeführt
Pfarrerin Silke Molnár ist bereits seit April in der Kirchengemeinde Oberbantenberg-Bielstein tätig und wird am 5. Februar 2023 in einem Gottesdienst offiziell in ihr Amt eingeführt. Leider konnte sie am Gottesdienst nicht teilnehmen, als Vertretung kam ihr Ehemann, der Waldbröler Pfarrer Dr. Sándor Károly Molnár, zur Verabschiedung.
Begleitet von den Klängen des Posaunenchors vorm Gemeindehaus zogen die vielen Gäste dort anschließend mit ein. Hier wurde weiter gefeiert, und es gab noch einige Grußworte, zum Beispiel von Ulrich Stücker, Bürgermeister der Stadt Wiehl.
www.ekagger.de | jth | Text: Vera Marzinski | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/V. Marzinski