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Ein E-Bike nur für mich! Teil 4: Kurbel tauschen

Teil 4: Header Kurbeln

Steigt ihr auf euer Rad und pedaliert, beschreibt die Kurbel eine in sich geschlossene Kreisbahn. Ähnliches gilt für die Suche nach der idealen Kurbel. Nähert ihr euch der Frage von einer Seite, stoßt ihr automatisch auf einen weiteren Punkt. Der hängt direkt mit eurem Einstiegsthema zusammen. Und dann kommt da noch einer. Irgendwann gelangt ihr wieder zum Anfang. Damit euch bei dem Gekreisel nicht schwindlig wird, dreht sich im vierten Teil unserer Umbau-Serie „Ein E-Bike nur für mich“ alles um das Bindeglied zwischen Pedale und Innenlager.

1. Kurbel – ein Bauteil mit vielen Aspekten
2. Der Serientäter – Praxis Works eCrank
3. Die Luxusvariante – Race Face
4. Kurz erklärt: Die Kurbel und der Q-Faktor
5. Check: So findet ihr die passende Kurbel

1. Kurbel – ein Bauteil mit vielen Aspekten

Los geht’s mit der Frage, wie lang die für euch ideale Kurbel ist? Als Faustregel könnt ihr euch folgende Formel merken: Innenbeinlänge : 5. In der Praxis sind Abstufungen in der Kurbellänge von fünf Millimetern üblich. Wer von euch ein Rennrad fährt, kennt vielleicht auch Abstufungen von 2,5 Millimetern.

Größerer Abstand für mehr Sicherheit im Gelände

So, die Länge haben wir grob bestimmt. Für welchen Fahrradtyp wollt ihr die Kurbel nutzen? Auch hier genügt eine grobe Unterteilung. Fester, eher ebener Untergrund oder unebenes Gelände? Überall, wo enge Kurven, Absätze, Hindernisse und generell holprige Bedingungen warten, erweist sich eine größere Bodenfreiheit schnell von Vorteil. Ihr bleibt seltener hängen, könnt so häufiger durchtreten und rasanter um die Ecken zischen. Das geht mit kürzeren Kurbeln natürlich besser.

Mountainbiker auf Singletrail

Ist das noch auszuhalten?

Mountaibikefahrer im Sprung

Auf die Einsatzfrage folgt fließend die nach dem dafür geeigneten Material. Je besser eine Kurbel jeglichem Verwinden und Verbiegen widersteht, um so effizienter leitet sie die einwirkende Muskelkraft in Vortrieb um. Zudem nimmt sie alle beim Treten anfallenden Kräfte auf, stützt sie ab und führt sich auf eine Kreisbahn. Wenn ihr auf eurem Enduro-Ausritt nach meterweiten Sprüngen gekonnt landet, unterliegt sie einer anderen Belastung als beim entspannten Radeln auf dem frisch asphaltierten Fernradweg. Beides geht mit dem absolut steifsten und widerstandsfähigsten Material. Deutlich entscheidender erscheint die richtige Wahl des Werkstoffes wohl im ersten Fall.

Keine Materialdiskussion ohne das Gewicht zu checken, oder? Stahl, Aluminium verschiedenster Güte, Carbon und Titan – hier wird alles geboten. Gratis gibt es keins von alledem. Im Zweifelsfall beantwortet diese Frage euer Budget. Für ein Set aus Titan werden ohne Weiteres 1.000 Euro fällig.

Die Frequenz zum Wohlfühlen

Nach vier Kriterien könnt ihr sicher schon ein paar Kandidaten ausschließen. Was aber ist mit euren eigenen Vorlieben? Fühlt ihr euch tendenziell mit einer höheren oder niedrigeren Trittfrequenz wohler? Eine längere Kurbel weist einen längeren Hebel auf, sodass ihr beim Treten Kraft spart. Durch sie verlängert sich der Beschleunigungsweg, was ein langsameres Treten unterstützt. Bei einer kürzeren Kurbellänge ist das genau umgekehrt.

Was passt zu dir?

So, Kopfzerbrechen über die beste Lösung lohnt noch nicht. Schließlich muss noch geklärt werden, welche Kurbel sich überhaupt an ein euer Bike montieren lässt. Entscheidend ist hier die Aufnahme am Innenlager. Die gängigsten Standards am E-Bike sind ISIS und Vierkant. Falls eure Wunschkurbel an der Stelle ausscheidet, gibt es zwei Optionen: Weitersuchen oder abbrechen. Ok, Nummer Zwei scheidet eigentlich aus, oder?

An sich können wir jetzt noch über die Optik sprechen. Andererseits kann das nur nach hinten losgehen. Schließlich lässt sich über Geschmack nicht streiten. Und wenn ihr euch so intensiv dem Thema widmet, dann entscheidet ihr euch am Ende sicher für etwas, das euer E-Bike perfekt ergänzt. Der Markt bietet glücklicherweise vielfältige Farben, Profile, Linienführungen etc. an.

2. Der Serientäter – Praxis Works eCrank

Unter den Namen eCrank vereint Praxis Works speziell für E-Bikes konzipierte Kurbeln. Deren Design unterscheidet sich teilweise untereinander. Nicht alle Kurbeln passen zu jedem Motor. Identisch ist jedoch die Einschränkung auf Innenlager mit ISIS-Aufnahme.

Kurbel eCrank von Praxis Works am E-Bike montiert

Fließende Linien und große Auswahl

Eher unaufgeregt kommt die Aluminium-Variante der eCrank daher. Die fließende, glatte Form ziert lediglich der Schriftzug der Kalifornier und drei schräge, breitere Streifen. Das täuscht aber nicht über die tolle Qualität hinweg. Hochwertiges Alu sorgt ein gehöriges Maß an Stabilität. Die Waage pendelt sich bei rund 485 g ein. Darüber freuen können sich alle Biker, in deren Rad ein Bosch-Motor der Performance Line in der zweiten und vierten Generation, ein Yamaha PW-X, ein Giant SyncDrive Pro oder ein Specialized steckt. Gut ist zudem die Auswahl an Kurbellängen von 160 mm, 165 mm und 170 mm.

Noch leichter, noch steifer

Für etwa 185 Euro mehr gibt es den ganzen Spaß aus Carbon. Wer so viel Kleingeld übrig hat, spart immerhin 162 g. Das ergibt nach Adam Riese rund 1,14 Euro pro Gramm. Die Entscheidung will also gut überlegt sein. Andererseits ist die Verlockung natürlich groß. Schließlich zahlen sich der Gewinn an Steifheit und die Gewichtsersparnis bei jedem einzelnen Tritt aus. Und davon wird es im besten Falle unzählige geben. Wichtiger Unterschied zum Schwestermodell aus Aluminium: Kompatibel sind hier Motoren von Bosch, Fazua, Yamaha, Brose und Specialized.

Praxis Works eCrank Carbon für Brose und Fazua

Carbon-Kurbel eCrank Carbon von Praxis Works für E-Bikes

Praxis Works eCrank Carbon für Bosch und Yamaha

Carbon-Kurbel eCrank Carbon von Praxis Works für E-Bikes

3. Die Luxusvariante – Race Face

Etwas verstreuter im Sortiment finden sich auch bei Race Face passende Kurbeln für euer Upgrade am E-Bike. Zur Kategorie Aluminium zählt das Kurbelarm-Set Aeffect AM19. Optisch mutet dieses etwas technischer an als die Produkte von Praxis Works. Unter dem aufwändigeren Dekor verbirgt sich 6066 T6 Aluminium. Ausgerichtet auf alle Bosch E-Bike-Motoren der zweiten Generation fällt hier zum einen der große Q-Faktor von 40 auf. Zusätzlich wurde das Spline-Interface neugestaltet. Beide Eigenschaften sorgen dafür, dass die Kurbeln beim Treten optimal am Motor vorbeigeführt werden. Mit diesem robusten Set seid ihr für Cross-Country, Trail und AllMountain-Touren bestens gewappnet.

Hochwertig und hochpreisig

Weniger kantig als die Aeffect AM19 ist die Next R sozusagen das Flaggschiff von Race Face in Sachen Carbon-Kurbel fürs E-Bike. Nochmals 10 g leichter als die Lösung von Praxis Works eignet sich die diese Kurbel für alle Mittelmotoren von Bosch. Beim Innenlager seid ihr erneut auf eine ISIS-Aufnahme angewiesen. Neben der Direktmontage lässt sich bei der Next R auch ein Spider befestigen. Wer möchte, kann die Kurbel also auch für Mehrfach-Antriebe nutzen. Das sind eine Menge Pluspunkte. Dafür wird aber auch ordentlicher Preis aufgerufen. Mit diesem im Hinterkopf ist es schon ein gewisses Manko, dass es die Next R-Kurbeln es nur in der Länge 165 mm gibt.

Kurbel Next R montieren

4. Kurz erklärt: Die Kurbel und der Q-Faktor

Beschäftigt ihr euch mit dem Thema der Tretkurbel, stoßt ihr eventuell auf den Q-Faktor. Dieser begegnet euch typischerweise in zwei Varianten. Die erste ist in Millimetern angegeben und bezeichnet den horizontalen Abstand zwischen den beiden Pedalen am Fahrrad. Messpunkt ist jeweils der Punkt, an dem sich Pedalachse und äußere Kante der Kurbel treffen. Bei E-Bikes mit Mittelmotoren beträgt der Q-Faktor leicht 180 mm und mehr. Grund dafür ist der relativ breite Rahmen, der den nötigen Platz für den Motor bieten muss.

Schema zur Ermittlung des Q-Faktors

Q-Faktor als horizontaler Abstand zwischen beiden Pedalen

In anderen Fällen wird der Q-Faktor lediglich als Zahl angegeben. Dann ist gemeint, wie stark die Kurbel gekröpft ist. Q0 bezeichnet eine Kurbel, deren Kurbelarm komplett geradlinig im Vergleich zur Kettenlinie verläuft. Bei einem Q18 weist der Kurbelarm dagegen eine Kröpfung von 18 mm auf. Aus biomechanischer Sicht ist ein Q-Faktor von rund 145 mm für ein möglichst effizientes Treten optimal. Damit E-Bikes mit Mittelmotoren sich nicht zu weit von diesem Wert entfernen, verbauen einige Hersteller inzwischen linke und rechte Kurbeln mit unterschiedlicher Kröpfung. Das gleicht asymmetrisch montierte Motoren aus und gewährleistet einen kleinstmöglichen Q-Faktor.

Q-Faktor als Angabe der Kröpfung an Fahrradkurbeln

Q-Faktor als Maß der Kröpfung des Kurbelarms

5. Check: So findet ihr die passende Kurbel

Es gibt also etliche Faktoren, die bei der Wahl der passenden Kurbel eine Rolle spielen. Bevor ihr euch entscheidet, kann es hilfreich sein, folgende Fragen zu beantworten:

  • Einsatzzweck: Maximale Bodenfreiheit für das Gelände, lange Straßentouren oder Kurzstrecke im Alltag?
  • Material: Stahl, Aluminium oder Carbon?
  • Kurbellänge: Welche Optionen sind verfügbar und passen zu Beinlänge sowie Einsatzzweck?
  • Eigenes Tretverhalten: Vorwiegend hohe oder niedrige Frequenz?
  • Motor: Ist die Kurbel mit dem Motor meines E-Bikes kompatibel?
  • Innenlager-Aufnahme: Verlangt die Kurbel nach ISIS oder Vierkant?
  • Q-Faktor: Verkleinert eine neue Kurbel vielleicht den bisherigen Q-Faktor?

Bilder: Pixabay; Stockata; Unsplash; Praxis Works; Race Face; iSSi,; Miranda

2 Gedanken zu „Ein E-Bike nur für mich! Teil 4: Kurbel tauschen“

    1. Hallo Thomas,
      in vielen Fällen sind Komponenten von Shimano serienmäßig an E-Bikes verbaut. Dieser Artikel richtet sich eher an Leute, die nach einer Kurbel eines anderen Herstellers suchen.

      In unserem Shop findest du natürlich auch Shimano-Kurbeln mit unterschiedlichen Aufnahmen und in unterschiedlichen Längen, die sich für STEPS und andere Antriebe eignen.

      Sportliche Grüße
      Matthias

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