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Äußere Wendung Der richtige Dreh für eine normale Geburt bei Beckenendlage

Äußere Wendung: Der richtige Dreh für eine normale Geburt bei Beckenendlage
© Wavebreakmedia Ltd / Thinkstock
Äußere Wendung – noch nie gehört? Erfahrene Geburtsmediziner:innen können mit dieser manuellen Methode Babys aus der Beckenendlage in die richtige Geburtsposition drehen. Etwa 60 Prozent aller Versuche sind erfolgreich. Was genau bei einer äußeren Wendung gemacht wird und was es zu beachten gibt, erfährst du hier.

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Wenn das Baby gegen Ende der Schwangerschaft noch in Beckenendlage, also mit dem Köpfchen nach oben, liegt, scheint oft klar zu sein: Das wird ein Kaiserschnitt. Dabei gibt es eine Reihe von sanften Methoden, die das Baby zu einer Drehung in Geburtsposition bewegen können. Bleiben all diese Versuche erfolglos, kannst du auch eine äußere Wendung durchführen lassen. Für wen dies eine Möglichkeit ist, wie sie durchgeführt wird und was es dabei zu beachten gibt, erfährst du hier.

Wie wird eine äußere Wendung durchgeführt?

Die Methode wird meist ambulant im Krankenhaus durchgeführt. Um die Risiken für dich und dein Baby möglichst gering zu halten, ist während des Eingriffs ein OP-Team in Rufbereitschaft, um im seltenen Fall einer Komplikation einen Notkaiserschnitt durchführen zu können.

Zunächst wird ein:e Ärzt:in Lage und Größe deines Kindes mittels Ultraschall genau beurteilen. Außerdem wird geprüft, ob genügend Fruchtwasser vorhanden ist und wo die Plazenta sitzt. Spricht aus medizinischer Sicht nichts gegen den Versuch einer äußeren Wendung, wird eine Hebamme hinzugerufen, die die Herztöne deines Babys und gegebenenfalls Wehentätigkeiten mit Hilfe eines CTGs überwacht und dir während des Wendeversuchs zur Seite steht. Falls nötig, wird dir ein wehenhemmendes Medikament über eine Kanüle zugeführt, damit dein Uterus möglichst entspannt ist.

Wenn du dich bereit fühlst, versucht der Arzt oder die Ärztin durch Druck auf den Unterbauch, den Po deines Babys aus dem Becken zu heben. Mit einer Hand ertastet er oder sie das Köpfchen des Kindes und führt es – je nach Befund – zu einer Vorwärts- oder Rückwärtsrolle. In den meisten Fällen dauert eine erfolgreiche äußere Wendung nur zwei bis drei Minuten. Du hast es geschafft und dein Baby liegt nun in Schädellage? Dann wirst du wahrscheinlich noch ca. 40 Minuten unter Beobachtung stehen. Ein CTG kontrolliert die Herztöne deines Kindes. Bleibt alles unauffällig, darfst du das Krankenhaus wieder verlassen. Um sicher zu gehen, dass es dem Baby auch weiterhin gut geht, wird am Folgetag ein erneutes CTG geschrieben.

Ist eine äußere Wendung schmerzhaft?

Um den Po des Babys aus dem Becken zu heben, muss ein:e Gynäkolog:in viel Kraft aufwenden und Druck auf deinen Bauch ausüben. Das kann nicht nur unangenehm, sondern manchmal auch schmerzhaft sein. Aber keine Sorge, du kannst die Prozedur jederzeit abbrechen, wenn es dir zu viel wird.

Für wen ist das Manöver geeignet?

Dein Baby liegt in Beckenendlage (BEL), doch du möchtest einen Kaiserschnitt gerne vermeiden oder traust dir eine vaginale Steißgeburt nicht zu? Du hast bereits mit Ihrer Hebamme gesprochen und alle Alternativmethoden sind erfolglos geblieben? Dann ist die äußere Wendung einen Versuch wert. Dein:e Frauenärzt:in kann dir aufgrund der Untersuchungsergebnisse sicher sagen, ob die Bedingungen dafür vorliegen.

In welcher Schwangerschaftswoche wird sie durchgeführt?

Im Laufe der Schwangerschaft kann sich dein Baby mehrmals in verschiedene Positionen drehen. Normalerweise wird es sich gegen Mitte, manchmal auch erst gegen Ende der Schwangerschaft, in die Geburtsposition, also mit dem Köpfchen nach unten begeben. Nur etwa drei bis vier Prozent aller gesunden Einlinge befinden sich ab der 38. SSW noch in Beckenendlage. Die meisten Geburtskliniken in Deutschland bieten eine äußere Wendung ab der beginnenden37. Schwangerschaftswoche (SSW 36+0) an. Danach wird eine spontane Drehung aufgrund der Größe des Babys immer unwahrscheinlicher. Außerdem kommt es zu einem solch späten Zeitpunkt auch seltener vor, dass sich das Kind wieder zurück in Beckenendlage (BEL) dreht.

Äußere Wendung: Der richtige Dreh für eine normale Geburt bei Beckenendlage

Wann sollte eine äußere Wendung lieber nicht durchgeführt werden?

Um sicher zu gehen, dass der Eingriff für dich und dein Kind mit möglichst wenig Risiken verbunden ist, wird dein:e Frauenärzt:in dich im Vorfeld gründlich untersuchen. So lassen sich die Chancen für eine erfolgreiche Wendung besser einschätzen. Bei folgenden Untersuchungsbefunden wird dir wahrscheinlich von einer äußeren Wendung abgeraten:

  • Deine Plazenta liegt vor dem Muttermund (Plazenta praevia)
  • Es gibt Hinweise auf eine Unterversorgung des Kindes
  • Das CTG ist auffällig
  • Du erwartest Zwillinge
  • Du hattest einen vorzeitigen Blasensprung
  • Bei dir wurde eine Fehlbildung am Uterus diagnostiziert
  • Dein Kind hat die Nabelschnur um den Hals gewickelt

Können Komplikationen auftreten?

Leider ist kein ärztlicher Eingriff völlig frei von Risiken. Trotz aller Sorgfalt kann es auch bei einer äußeren Wendung zu Komplikationen kommen – wenn auch eher selten, wie Dr. Gerhard Ortmeyer in unserem Video berichtet. Damit die Risiken so gering wie möglich sind, wird dein Kind während und nach der äußeren Wendung mittels CTG und Ultraschall genau überwacht. Im seltenen Fall, dass etwas nicht in Ordnung sein sollte, können die Geburtshelfer:innen sofort reagieren.

Wie hoch sind die Erfolgsaussichten?

Ob eine äußere Wendung bei dir erfolgreich ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Wenn dein Baby beispielsweise eher kleiner und genügend Fruchtwasser vorhanden ist, sind die Erfolgsaussichten deutlich höher als bei sehr großen Kindern. Wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) auf seiner Webseite anmerkt: "Die äußere Wendung ist eine jahrhundertealte Technik. Sie ist mit nur geringen Risiken verbunden und wird bei uns quasi täglich und mit hoher Erfolgsquote (55–60%) durchgeführt. Immer mehr Frauen entscheiden sich zur Vermeidung eines Kaiserschnitts für einen Wendungsversuch."

In seltenen Fällen kommt es vor, dass sich Babys nach erfolgreicher Wendung wieder zurück in Beckenendlage drehen. Sollte dies bei dir der Fall sein, kannst du überlegen, ob du das Manöver noch einmal versuchen möchtest.

Muss ich eine äußere Wendung privat zahlen?

Nein, die Kosten für diese Maßnahme werden von den Krankenkassen übernommen.

Lese-Tipp: Eine sanfte Alternative zur äußeren Wendung soll die Haptonomie sein. Dabei wird versucht, durch gezielte Berührungen mit dem ungeborenen in Kontakt zu treten und es zur Drehung zu bewegen.

Quellen:

ELTERN

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