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Untergewicht bei Kindern Wie dünn ist zu dünn?

Untergewicht bei Kindern: Messung des Oberarmumfanges bei einem Kleinkind mit einem blauen Maßband
© HENADZY / Adobe Stock
Auffälliges Untergewicht gilt als ebenso gesundheitsgefährdend wie starkes Übergewicht. Gerade bei Kindern kann Untergewicht fatal sein, wenn es ihr Wachstum und die geistige Entwicklung beeinträchtigt. Ab wann ist ein zu niedriges Gewicht also ein Grund zur Sorge? Wir klären auf über Symptome, Ursachen und Risiken von Untergewicht.

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Zugegeben, in anderen Regionen der Welt ist Untergewicht viel weiterverbreitet und dramatischer als bei uns. Während in Entwicklungsländern der Anteil an Untergewichtigen in der Bevölkerung bei teilweise 50 Prozent liegt, ist er in westlichen Industrienationen vergleichsweise gering. Laut der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ beträgt die Rate von untergewichtigen Kindern im Alter zwischen fünf bis 17 Jahren bei uns derzeit 1,6 Prozent, bei jüngeren Kindern liegt die Zahl bei etwa 0,5 Prozent. Der Anteil übergewichtiger und stark übergewichtiger Kinder liegt dagegen mit 26,3 Prozent um ein Vielfaches höher.

Dennoch darf das Problem Untergewicht – sofern es nicht nur kurzzeitig auftritt – auch hierzulande nicht unterschätzt werden. Gerade weil die Ursache nicht auf einen Mangel an Nahrungsmitteln, sondern meist auf andere Gründe zurückzuführen ist, etwa eine Erkrankung. Und weil eine längerfristige Mangelernährung die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen kann.

Ab wann spricht man von Untergewicht bei Kindern?

Um zu bestimmen, was noch als Normalgewicht und was bereits als Untergewicht gilt, wird meist der individuelle Body-Mass-Index (BMI = Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat) herangezogen. Generell spricht man bei Erwachsenen mit einem BMI von unter 18,5 von Untergewicht, bei Kindern ab einem BMI von 17,5.

Bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum genügt dieser Wert allein jedoch nicht aus. Die individuelle Entwicklung verläuft von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Daher wird bei ihnen das jeweilige Alter und Gewicht mit einbezogen und zudem geschaut, inwieweit das Gewicht von dem der Mehrheit ihrer oder seiner Altersgenossen abweicht ("Perzentile"). Sobald 90 Prozent der gleichaltrigen Kinder einen höheren BMI aufweisen, gilt ein Kind offiziell als untergewichtig. Sind es sogar 95 Prozent, spricht man von starkem Untergewicht. Auf der Seite von Kinderärzte im Netz findest du einen BMI-Rechner, der diese Aspekte berücksichtigt.

Der Wert an sich ist zunächst kein Grund zur Sorge, denn Untergewicht ist nicht automatisch gleichbedeutend mit Unterernährung. Es ist völlig normal, dass Kinder im Wachstum mit ihrem Gewicht mal im unteren oder auch mal im oberen Bereich der Norm landen. Einige Menschen – Kinder wie Erwachsene – nehmen auch stoffwechselbedingt einfach nicht so leicht zu, sie sind erblich so veranlagt.

Woran kann ich erkennen, ob ärztliche Hilfe nötig ist?

Kinder können alters- und entwicklungsbedingt vorübergehend durchaus auch mal untergewichtig sein. Immer dann, wenn ein starker Wachstumsschub einsetzt, dauert es meist seine Zeit, bis das Gewicht sich der neuen Größe angepasst hat. Das kann im Babyalter genauso passieren wie im Kleinkindalter und später in der Pubertät und ist erstmal nicht beunruhigend.

Entscheidend ist immer auch, wie es dem Kind geht. Wirkt es fit, gesund und lebensfroh, ist das Untergewicht an sich kein Problem. Stellst du allerdings Symptome an deinem Kind fest, die auf Mangelerscheinungen hinweisen, sprichst du das am besten bei eurer Kinderärztin oder eurem Kinderarzt an:

  • ständige Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • häufige Infekte
  • Gewichtsabnahme

Welche Ursachen können zu Untergewicht bei Kindern führen?

Ein besonders hohes Risiko für einen mangelnden Ernährungszustand tragen frühgeborene Kinder oder Kinder mit bestimmten Erkrankungen. Liegt tatsächlich eine Unterernährung vor, kann dies an einer unzureichenden Nährstoffzufuhr oder einer schlechten Verwertung der Nahrung liegen.

Neben drastischen Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie können Appetitlosigkeit und mangelnde Ernährung auch andere Gründe haben, zum Beispiel:

  • erhöhter Energiebedarf, der zum Beispiel durch Sport entsteht, wird nicht gedeckt
  • chronische Entzündungen im Mund, Rachen oder Kiefer erschweren die Nahrungsaufnahme
  • Verschlüsse im Magen-Darm-Trakt
  • Nebenwirkung von Vergiftungen, Strahlen- oder Chemotherapie

Ist die Nahrungsaufnahme nicht das Problem, sind die Ursachen für das Untergewicht in einer Erkrankung zu suchen, die dafür sorgt, dass die aufgenommene Nahrung schlecht verwertet wird. Diese Begleitsymptome können unter anderem hindeuten auf:

  • Enzymstörungen (wie eine Laktoseintoleranz)
  • Stoffwechselkrankheiten (zum Beispiel Schilddrüsenüberfunktion)
  • chronische Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn
  • Herzfehler
  • Parasiten
  • Gallenstauung
  • HIV-Infektion
  • Tumorerkrankungen

Die Therapie zielt somit darauf ab, die Ursprungserkrankung zu behandeln oder abheilen zu lassen.

Übrigens: Auch übergewichtige Kinder können Mangelerscheinungen entwickeln. Über eine einseitige Ernährung, die hauptsächlich aus Fast Food, Snacks und Fertiggerichten besteht, werden sie im Übermaß mit Energie (=Kalorien) versorgt, es bleiben dabei aber vor allem Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe auf der Strecke.

Welche gesundheitlichen Folgen drohen bei Untergewicht im Kindesalter?

„Die Auswirkungen einer Mangelernährung sind bei Kindern noch gravierender als bei Erwachsenen“, warnt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt aus München und 1. Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Vor allem in den ersten beiden Lebensjahren kann es zu einer Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung kommen, mögliche Folgen sind verringerte geistige und intellektuelle Fähigkeiten. Bei Untergewicht bis zum Alter von fünf Jahren leidet zudem das Immunsystem, was zu einer höheren Krankheitsanfälligkeit führen kann. 

Auch die körperliche Entwicklung des Kindes wird in Mitleidenschaft gezogen. Fachleute zählen neben einer schlechteren Wundheilung auch die verzögerte Geschlechtsreife, verminderte Kochendichte, unterentwickelte Muskulatur und Kleinwuchs zu den möglichen Konsequenzen. 

Wie können Eltern zu leichte Kinder aufpäppeln?

Abgesehen davon, dass eine möglicherweise zugrundeliegende Erkrankung ärztlich behandelt wird, liegt die Lösung darin, den Kaloriengehalt der Ernährung zu erhöhen, ohne dabei die Zufuhr gesunder Nährstoffe zu drosseln. Die Stiftung Gesundheit empfiehlt:

  • Attraktive, wohlschmeckende und abwechslungsreiche Kost zubereiten.
  • Mahlzeiten möglichst im Kreis der Familie und in positiver Atmosphäre einnehmen.
  • Eine Sonderbehandlung des untergewichtigen Kindes gegenüber Geschwisterkindern vermeiden. Auch möglichst das Kind nicht ständig zum Essen ermahnen.
  • Bei Säuglingen: Wenn ihr einfach die Nahrungspulvermenge im Fläschchen steigert, kann das die Nieren belasten. Besser geeignet ist die sogenannte bilanzierte therapeutische Säuglingsnahrung mit höherem Nährstoffgehalt.
  • Bei Klein- und Schulkindern: Die Mahlzeiten mit Fett (Sahne, Margarine oder Butter, Pflanzenöl) und Kohlenhydraten (Maltodextrin) anreichern. Sogar besonders energiereiche "Dickmacher", wie Milchshakes, Sahneeis, Schoko- oder Müsliriegel, Mandel- oder Nussmus, bieten sich als Zwischenmahlzeit an.

Informiere dich auch bei der Krankenkasse oder der Kinderarztpraxis über eine professionelle Ernährungsberatung.

Quellen: 

ELTERN

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