Anzeige

Neugeborene Die ersten Stunden auf der Welt

Es ist ein Wunder und ein Glück: das eigene Baby endlich im Arm zu halten. Aber warum sehen Neugeborene aus wie eingecremt? Sind so zerknautscht? Und haben sie häufig ein schiefes Köpfchen?

Artikelinhalt

Wozu dient die Käseschmiere? Und warum heißt sie so?

Neugeborene : Die ersten Stunden auf der Welt
© Manuel Tennert

Neugeborene sehen oft aus wie eingecremt: Ihre Haut ist mit einer dünnen weißen Schicht überzogen, der sogenannten Käseschmiere. Klingt ein bisschen eklig? Ja, aber das liegt am Namen: Der stammt noch aus einer Zeit, in der die Schmiere als Schmutz angesehen wurde. Deshalb hieß es nach der Geburt: Schnell abwaschen! Heute weiß man: Die cremige Masse sorgt im Mutterleib dafür, dass das Fruchtwasser die Haut nicht aufweicht - und schützt Neugeborene vor schädlichen Keimen. Wissenschaftler haben nachgewiesen: Käseschmiere besteht nicht nur aus Fett, sondern enthält auch das entzündungshemmende Vitamin E sowie besondere Proteine, die Bakterien, Viren und Pilze bekämpfen. Also: Unbedingt dranlassen! Mit dem Baden noch warten.

Eltern Fallbackbild

Warum sind Neugeborene eigentlich so zerknautscht?

So ein Geburtskanal ist verdammt eng. Und dann ist da gemeinerweise auch noch ein Scham- oder Steißbein im Weg, an dem man sich beim Durchschieben die Nase schrammt. Die Folge: Direkt nach der Geburt sehen viele Babys ziemlich zerknautscht aus - und haben manchmal auch kleine Kratzer. Ebenfalls häufig: Bläuliche Hände und Füße - durch den Druck, der auf dem winzigen Körper lastete, wurden sie zu wenig durchblutet. Geschwollene Geschlechtsteile und Augenlider kommen übrigens von einem Extraschub weiblicher Hormone, die die Mutter bei Geburtsbeginn ausschüttet. All das gibt sich aber bald schon von selbst.

Apgar

Woher kommt die komische Kopfform?

Das Köpfchen des Babys besteht aus einzelnen Knochenplatten, die sich noch verschieben lassen. Der Vorteil: Der Kopf kann sich dem Geburtskanal flexibel anpassen, an besonders engen Stellen können sich die Platten sogar übereinanderschieben. Die Folge: Direkt nach der Geburt ist das Köpfchen bei den meisten Babys noch etwas verformt. Beim vorsichtigen Streicheln können viele Eltern sogar die Rillen fühlen, wo sich zwei Schädelplatten noch überlagern. Babys, die per Kaiserschnitt geholt wurden, weil sie nicht in den Beckeneingang kamen, haben oft ein "Hütchen" auf dem Kopf. Das heißt: Die Stelle, mit der sie auf die Beckenknochen stießen, ist etwas geschwollen. Auch nach Saugglockengeburten tragen die Kinder eine solche Haube. Doch keine Sorge: In all diesen Fällen kommt das runde Köpfchen nach wenigen Lebenstagen von ganz allein. Bleibt die Schwellung bestehen, liegt vielleicht ein Kephalhämatom vor. Der Bluterguss ist in der Regel harmlos und bildet sich von selbst zurück.

Wissen Neugeborene, wo die Milch ist?

Faszinierend, was Forscher bei Naturvölkern beobachtet haben: Neugeborene Babys bleiben kurz zwischen den Beinen der Mutter liegen, kriechen dann völlig allein zur Brust und fangen an zu trinken. Ein genialer Trick der Natur: Kriegt eine Frau allein ihr Kind und ist danach zu schwach, es hochzunehmen, kann es sich selbst versorgen. Bei uns gibt's für solche Fälle zum Glück Hebammen, die das Baby der Mutter auf den Bauch legen. Da fängt das Neugeborene meist schon in der ersten halben Stunde an, nach der Brust zu suchen. Dabei hilft ihm seine feine Nase: Es riecht die Milch! Zeit fürs erste Anlegen - denn je früher und häufiger das passiert, desto leichter klappt’s mit dem Stillen.

Warum kommt am Anfang nur so wenig Milch?

Beim ersten Stillen kommen nur ein paar Tropfen? So soll es sein: Die spezielle Neugeborenenmilch, das sogenannte Kolostrum, ist ein Nahrungsmittel mit Superkräften: Winzige Mengen, die den Mini-Magen nicht belasten, enthalten alles, was das Baby in den ersten Tagen braucht. Und zwar nicht nur zum Sattwerden: In der Vormilch sind auch Antikörper, die das Baby noch nicht selbst produzieren kann und die seine empfindliche Darmflora sowie seine Atemwege vor Viren und Mikroben schützen. Außerdem enthält sie Vitamin K sowie jede Menge Zellen aus dem Immunsystem der Mutter, die gefährliche Keime bekämpfen und das Neugeborene optimal vor Krankheiten schützen.

Erkennen Neugeborene Mama und Papa?

Erst einmal ist die Welt für ein Neugeborenes sehr fremd: so groß, so laut, so kalt! Aber: Mama und Papa sind ihm sofort vertraut. Wissenschaftliche Experimente haben gezeigt: Neugeborene drehen den Kopf instinktiv zu einem T-Shirt, das ihre Mama getragen hat, und weg von dem einer anderen Frau - sie erkennen also den Geruch ihrer Mutter. Auch wenn die vertraute Stimme von Mama und Papa per Tonband vorgespielt wird, reagieren schon die Kleinsten, während die Stimme eines Fremden sie kalt lässt. Verstärkt wird dieser Effekt noch, wenn ein Herzschlaggeräusch mit vorgespielt wird. Klar: So hat es sich ja auch im Bauch angehört!

Erkennen Neugeborene schon Farben?

Früher dachte man, dass Babys nach der Geburt so gut wie blind sind. Heute weiß man: Sie sehen sogar schon im Bauch - und verfolgen zum Beispiel den Lichtschein einer Taschenlampe. Das sieht für das Ungeborene dann ungefähr so aus, als würde man durch einen roten Vorhang leuchten. Übrigens ist das mit ein Grund dafür, dass in vielen Geburtshäusern und Kliniken Neugeborene zuerst in ein rotes Handtuch gewickelt werden. Viele Hebammen schwören darauf, dass die Babys so deutlich ausgeglichener und zufriedener wirken als in weißen Tüchern!

Was können Neugeborene sehen?

Neugeborene sehen am schärfsten, was ungefähr 20 cm vor ihren Augen ist. Interessanterweise halten Mütter und Väter ihre Babys intuitiv genau so weit von ihrem Gesicht entfernt! Und: Babys gucken sich von Anfang an jene Formen intensiv an, die an ein Gesicht erinnern (Punkt, Punkt, Komma, Strich). Schlussfolgerung: Sowohl Eltern als auch Kinder tun instinktiv genau das Richtige, um die idealen Bedingungen fürs Kennenlernen zu schaffen.

Kuscheln - egal mit wem?

Das Erste und Wichtigste, was Sie Ihrem Baby geben können? Nähe. Haut an Haut. Auf Mamas Bauch liegend, kommt jedes Neugeborene zur Ruhe: Der vertraute Geruch, der bekannte Herzschlag, die Wärme. Und wenn, zum Beispiel nach einem Kaiserschnitt, die Mutter erst noch medizinisch versorgt werden muss? Dann soll sich der junge Vater nicht wundern, wenn ihn die Hebamme auffordert, sein T-Shirt hochzuschieben und sich das Neugeborene auf die Brust zu legen. Känguru-Kuscheln nennt man das. Studien haben gezeigt: Egal ob bei Mama oder Papa - Babys, die so zärtlich begrüßt werden, sind ausgeglichener und entwickeln sich besser.

Was ist das "Hormon der Liebe"?

Endlich bist du da! Gerührt gucken sich die Eltern ihr Baby ganz genau an, betasten es vorsichtig vom Kopf bis zu den Händen und Füßen und schnuppern an seiner Halsfalte den besonderen Babyduft. Und auch die Neugeborenen sind in der ersten Stunde auf der Welt ungewöhnlich aufmerksam. Der Grund: Diese Zeit hat die Natur fürs sogenannte Bonding vorgesehen - das Entstehen einer unendlich tiefen, liebevollen Bindung zwischen Eltern und Kind, die fürs ganze Leben hält. Sowohl Mutter als auch Kind werden geradezu von Glückshormonen überschwemmt: Nie hat eine Frau mehr Oxytocin im Blut als unmittelbar nach der Geburt - ein Hormon, für das der französische Chirurg Michel Odent nicht umsonst den Begriff "Hormon der Liebe" geprägt hat. Oxytocin macht überglücklich, total verliebt und vollkommen süchtig nach dem kleinen Wesen, das einem da in den Armen liegt.

Eltern Fallbackbild

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel