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Anke von der Emaloca

Alandinseln, schwedische Westküste - der mühselige Weg nach Süden

(11-23) Das Sturmtief Zacharias saß uns im Nacken. Wir wollten es nicht auf den Aland-Inseln abwettern. Uns blieb daher nur übrig den wenigen Wind zu nutzen, um die schwedische Küste zu erreichen. Wunderbares Abwettern in Stockholm und dann – ob wir wollen oder nicht – wir müssen uns in Geduld üben. Die Wetterlage ist für uns nicht gerade optimal, um weiter in den Süden zu kommen.

Überfahrt nach Schweden


Mehrere Tage abwettern in Degerby, Alandinsel. Dann die Regenpause genutzt für eine kleine Fahrradtour.

Von Rödhamn, dem wohl bekanntesten Schärenhafen der Alandinseln, ging es morgens unter Motor Richtung Schweden. 4,5 Stunden, denn der Wind, der kommen sollte, kam erst als wir die schwedischen Schären erreicht hatten. Dazu brachte er dann noch den Regen mit.

Wir entschieden uns, dennoch bis zum Hafen Furusund weiter zu segeln, um am nächsten Tag Stockholm erreichen zu können.


Stockholmer Fahrwasser – ein Haifischbecken


Je näher wir nach Stockholm kamen, desto mehr nahm der Verkehr auf dem Wasser zu. Gefühlt hatte er sich gegenüber Finnland vertausendfacht. Motorboote, Segelboote, Fahrgastschiffe, große und kleine Fähren, Ausflugsdampfer, Paddelboote … alles fuhr kreuz und quer durcheinander. Ich stand unter Schock, mein Skipper fand es interessant.

Endlich im Stadthafen Wasa, extrem überteuert, aber wunderbar geeignet, um den Sturm abzuwettern - geschützt und stadtnah gelegen.


Das Wrackmuseum


Das Museum liegt direkt gegenüber unserem Steg, bei Regenwetter ideal. Wieder einmal begeistert uns die skandinavische Art, Themen in Museen spannend, hier interaktiv, aufzubereiten. Vor ein paar Jahren hatte uns schon das Wasamuseum fasziniert.

Besonders der Funkverkehr kurz vor dem Versinken der Fähre Estonia (1984 mit über 800 Opfern) hat uns sehr beeindruckt.

Von Russland nach Amerika


Am nächsten Tag wurden die Fahrräder ausgepackt, um (wenn auch teilweise mit Regencape) die Seebeine mal wieder in Schwung zu bringen. Wir fuhren zum Fotografika-Museum.


Berührend die Ausstellung der Künstlerin Diana Markosian, die 1996 im Alter von 7 Jahren mit ihrer Mutter von Russland in die USA emigrierte und in Fotos und Film diese Geschichte aufarbeitet. Der Traum von Amerika, abgeleitet aus einer amerikanischen Seifenoper, der von der harten Wirklichkeit eingeholt wird.

Guantanomo


Am letzten Stockholm-Tag gab es dann ein richtiges documenta-feeling. Die Ausstellung der Werke von Laurie Anderson im Moderna Museet. Eine vielseitige Künstlerin: Bilder, Texte, Musik, Foto- und Videokunst. Besonders bedrückend die überlebensgroße Projektion des ehemaligen jüngsten Guantanamo-Häftlings Mohammed el Gharani, der seine Geschichte erzählte.

Er wurde verdächtigt mit 12 Jahren Terroranschläge geplant zu haben und nach Guantanamo verschleppt. Nach 7 Jahren kam er frei. Die Begründung der Richterin: die Argumente für die Verhaftung seien unlogisch und nicht stichhaltig. Bis heute ist er staatenlos.



Der Mond


Dann gelangten wir mit Hilfe einer VR-Brille auf den Mond. Wir konnten dort zwischen DNA-Strängen herumfliegen, ritten gegen Ende auf einem Pferd (oder war es ein Tapir?) über die Mondoberfläche, sahen die Erde aufgehen. Diese schwarz-weiß gestaltete virtuelle Welt war einfach nur ein fantastisches Erlebnis. Ein würdiger Abschluss für Stockholm mit Lust auf mehr.

Vertrackte Wetterlage – wo ist der Schwedensommer?


Es ist kein vernünftiger Wind Richtung Süden absehbar. Wir können die Wetterlage nicht beeinflussen und hangeln uns, soweit es irgend geht weiter oder müssen warten. Solch extrem ungünstige Bedingungen haben wir noch nicht erlebt.

Natürlich, immer mal gibt es Wartezeiten, kein Problem. Dieses Mal aber …. Es scheint fast so, als hätten wir die wunderbaren Segeltage – und die gab es reichlich – aufgebraucht. Die Wetterlage ist eine Übung dafür, Dinge hinzunehmen und das Beste daraus zu machen – auch wenn es manchmal nicht leicht ist.

Wir entdecken dabei auch noch schöne, spannende Schärengürtel.

Wo es geht, machen wir „SOMMER IN DER SAUNA“! Nie wieder werden wir über Finnen oder Schweden lachen.

Wieder ausgebremst – wir ergeben uns unserem Schicksal


Hurra, endlich wunderbarer Segelwind! Wir schaffen fast 50 Meilen Richtung Süden. Und der Wind sollte am nächsten Tag anhalten. Das tat er auch. Aber dann kam es dicke: es fing harmlos an mit diesiger Sicht, der Dunst wurde stärker und plötzlich verschluckte uns dicker Seenebel.


Wir tasteten uns bei Oskarshamn wieder zur Küste zurück – neben dem Fahrwasser, um nicht plötzlich einer dicken Gotlandfähre zu begegnen.

Über ein enges Binnenfahrwasser, das wir zum Glück aber schon gut kennen, stranden wir im kleinen Hafen Paskallavik. Das Café hat noch auf, es gibt einen Supermarkt, eine Waschmaschine mit Trockner…



Und heute hat uns der Nebel nun auch im Hafen fast verschluckt. Aber Wind ist sowieso keiner. Mal sehen was der morgige Tag bringt....

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von Anke von der Emaloca 02 Aug., 2023
(10-23) Von Rauma hangeln uns weiter durch immer abwechslungsreichere Schärengewässer zum Alandarchipel. Oft können wir segeln, zwischendrin muss auch der Motor ran, je nach Richtung des Fahrwassers oder der Windstärke. Das Wetter ist umgeschlagen. Immer mehr Regenschauer, immer weniger Sonne, die Temperaturen sind gesunken. Wir entscheiden uns, zügig weiter zu segeln.
von Anke von der Emaloca 26 Juli, 2023
(9-2023) Die Überfahrt von Skagshamn nach Finnland - ein entspanntes 6 Knoten schnelles ‚easy sailing‘. Eigentlich hatten wir geplant direkt die 75 Seemeilen nach Vaasa zu segeln, aber pünktlich um 17:00 Uhr ließ der Wind nach und wir landeten nach 51 Seemeilen in einer kleinen Oase, der Aussenschäre Fäliskäret.
von Anke von der Emaloca 16 Juli, 2023
(8-23) Nach drei Wochen Höga Kusten mit Stille, Natur und Idylle pur haben wir nun Lust auf etwas Neues: Vaasa, Finnland. Davor ist aber erst ein Elektronikproblem an Bord zu lösen. Dann führen wir ein unerwartet intensives Gespräch bei einer Pizza und landen schließlich in Skeppsmalen, einem nicht mehr zu toppendem Klischee von Idylle.
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