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Matthias Willenbacher

"Neid kapriziert sich meist auf Nachbarn"

Was ist Ihr Ausblick auf die Zukunft der Energiewende in Deutschland?

In den nächsten Jahren wird es eine Reihe von Pleiten geben. Es scheint mir so, als ob das einige in der Windbranche noch nicht so realisiert haben, was da auf sie zukommt. Spätestens 2018 wird es hart für viele. Es sei denn, nächstes Jahr gibt es eine neue Bundesregierung, die alles zurück dreht. Mit der 100-Prozent-Erneuerbar- Stiftung wollen wir deshalb deutlich stärker auftreten. Ende September werden wir neue Konzepte vorstellen. Ziel ist es, die dezentrale Energiewende voranzutreiben. Wir hoffen, dass die Politik um unsere Ideen nicht einfach drum rum kommt. Das ist mir ein wichtiges Anliegen. Und mir ist vollkommen bewusst, ich habe mit meinem Buch provoziert. Aber ich werde weiter für die erneuerbaren Energien streiten, das ist etwas, was mich antreibt. Man muss klare Kante zeigen.

Die Pleiten haben wir in der Solarbranche schon erlebt. Kommt jetzt die Windbranche?

Ja, aus dem Wirtschaftsministerium kommen klare Signale, dass man eine Konsolidierung sogar wünschenswert empfindet. Das wird ein harter Kampf unter Herstellern, aber vor allem unter den Projektierern werden.

Warum zieht die Windbranche so viel Kritik und Missgunst auf sich?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst einmal sind Windräder gut sichtbar und verändern das Landschaftsbild nachhaltig. Um diese Veränderung akzeptieren zu können, muss es für die Anwohner sinnvoll sein. Und das wird gerade von Kohle- und Atombefürwortern beziehungsweise Betreibern direkt oder indirekt bestritten. Außerdem wird eine Neiddebatte angestoßen – nur wenige Leute würden sich auf Kosten der Allgemeinheit die Taschen voll machen. Dabei ist die Windkraft neben der Solarenergie wahrscheinlich der Wirtschaftsbereich, der überhaupt die stärkste Partizipation von ganz gewöhnlichen Menschen erlaubt. Aber man gönnt es einem Spitzensportler mehr, dass er zig Millionen verdient, als dem Nachbarn, wenn er acht statt fünf Prozent Zinsen für seine Windkraftbeteiligung bekommt. Neid kapriziert sich meist auf Nachbarn, Leute, die man kennt. Deshalb ist eine Bürgerbeteiligung alleine auch nicht die Lösung. Es muss um Bürgerenergie im weiten Sinne gehen, also um die Möglichkeit, dass die Menschen vor Ort ihre Energieversorgung selbst in die Hand nehmen. Dafür muss die Politik ein klares Bekenntnis zur Energiewende abgeben und nicht ständig einen Zickzack-Kurs fahren. Aktuell wird die Energiewende öffentlich durch zwei Themen gebremst: Weiterhin die Kostendebatte und der behauptete fehlende Netzausbau beziehungsweise die fehlenden Speichermöglichkeiten. Gerade im Hinblick auf die immer drastischeren Konsequenzen des Klimawandels müsste die Bundesregierung einen Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich forcieren statt bremsen.

Wofür steht das zweite Wi? Erst Juwi, jetzt Wiwi(n).

Vor 20 Jahren hatte ich die Firma einfach Willenbacher Wind genannt, kurz Wiwi.

Ist das eine reine Windplattform?

Nein. Damit unsere Kunden ihr Kapital besser streuen können, wollen wir ihnen neben einer breiteren Produktpalette projektbezogener Investments auch geringere Einstiegshöhen ermöglichen. Vorgesehene Investmentthemen sind insbesondere erneuerbare Energien, ökologische Ernährung, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, effiziente Energienutzung, regionale Wirtschaftsketten und grüne Innovationen. So leisten wir einen Beitrag zur Verwirklichung von Bürgerenergie.

Wie groß ist Ihr Team derzeit?

Bei Wiwin aktuell sechs Leute, aber wir wollen jetzt weitere Mitarbeiter einstellen. Experten, die sich mit Kapitalmarktprodukten, erneuerbaren Energien und Marketing auskennen.

Sie suchen auch Site Assessment Hilfskräfte.

Das ist die Wiwi Consult KG, deren Gesellschafter die Familie meines Bruders und die Mitarbeiter selbst sind. Im Januar dieses Jahres haben sich dort fünf erfahrene und dynamische Windexperten zusammengeschlossen, um ihre technische und kaufmännische Expertise in Form von Dienstleistungen und Beratung im Markt anzubieten. Die Unternehmung ist sehr gut angelaufen und Wiwi Consult hat sich bereits einen namhaften Kundenstamm erarbeitet. Persönlich unterstütze ich Wiwi Consult mit meinem Knowhow und meinem Netzwerk.

Sie wollen also nicht das wieder aufbauen, was Sie bei Juwi begonnen haben?

Nein, ich arbeite komplementär dazu. Und das soll so bleiben. Ich bin weiter bei Juwi beteiligt. Von daher deckt das unterschiedliche Betätigungsfelder ab. Juwi macht Projektentwicklung und Wiwi macht Beratungsleistungen für Kommunen, sowie für Projektentwickler und auch Investoren.

Ich wurde auch schon von vielen Startups angesprochen. Aktuell bin ich mit „Alt – Themen“ noch sehr eingespannt, um mich ausreichend diesen Firmen widmen zu können. Aber in Zukunft will ich verstärkt jungen Unternehmern helfen, mit guten Ideen voranzukommen. Dazu kann auch die Wiwin-Plattform helfen, Startups das nötige Kapital zu liefern.

Wollen Sie mit Ihren Aktivitäten populärer in Erscheinung treten?

Ja, wir wollen auf der Hamburg Wind Energy die verschiedenen Themen deutlicher bewerben. Wir werden dort mit einem Stand vertreten sein.