„Als Christ muss man sich in die Gesellschaft einbringen und Verantwortung übernehmen“, ist die Überzeugung von Theo Hartmann. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

Nörgeln, aber selbst nichts dafür tun, dass sich etwas verändert. Eine Grundhaltung, die sich im schwäbischen Ausspruch „Mr sott“ widerspiegelt. Theo Hartmann kann diese Einstellung partout nicht leiden. Wer schimpft, muss bereit sein, die Ärmel hochzukrempeln. Das war immer seine Lebenseinstellung. Die Rolle des Zuschauers liege ihm nicht, hatte der heute 71-jährige Nellinger einmal in einem EZ-Interview gesagt. Deshalb habe er sich zeit seines Lebens für die Allgemeinheit engagiert - trotz anstrengenden Jobs als Verkaufsleiter und großer Familie mit vier Kindern. Diese Verdienste Hartmanns wurden nun gewürdigt mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Ostfilderns OB Christof Bolay überreichte ihm diese Auszeichnung in einer Feierstunde in der Nellinger Propstei.

„Vielfältiges, außergewöhnlich intensives und langjähriges Engagement im politischen, kirchlichen und wirtschaftlichen Bereich“ - so liest sich die offizielle Laudatio auf Theo Hartmann. Bei OB Christof Bolay, der seit vielen Jahren mit ihm als Fraktionschef der Freien Wähler im Gemeinderat zusammenarbeitet, klang das viel persönlicher. Er sei „umtriebig, immer zuverlässig und präsent“, lobte ihn der Rathauschef und bescheinigte ihm „Fleiß, Ausdauer und Beharrlichkeit“. Der 71-Jährige verkörpere voll und ganz den Typus des schwäbischen Schaffers.

Er gibt gerne den Mahner

Ein impulsiver Polterer und Großsprecher ist Hartmann nie gewesen. Bevor er sich zu Wort meldet, hat er eine Sache von allen Seiten beleuchtet und sich dann eine Meinung gebildet, die er mit Nachdruck vertritt. Wenn es politisch ums Eingemachte geht, die Finanzlage der Stadt, gibt er gerne den Mahner, weil er über den Tag hinausschaut und genau prüft, was sich die Stadt leisten kann und was nicht. Bei den Wählern in Ostfildern kommt Hartmanns Art an. Aus der jüngsten Kommunalwahl ging er als Stimmenkönig hervor, zweimal belegte er Platz 2. Der Weg dorthin war lang. Dreimal war seine Kandidatur auf der Liste der Freien Wähler gescheitert, bis er 1988 dann als Nachrücker in den Gemeinderat kam. Seit dieser Zeit hat sich das Gesicht der Stadt entscheidend verändert. Die augenfälligste Veränderung war die Umwandlung des früheren Kasernengeländes zum modernen Stadtteil Scharnhauser Park. Eine weitere Mammutaufgabe war der Bau der Stadtbahn. Noch heute bedauert Hartmann, dass nicht gleich die große Lösung bis Esslingen realisiert wurde, die heute wieder zur Diskussion steht. Zu den schwierigsten Entscheidungen zählt der 71-Jährige das Aus für die beiden Hallenbäder Kemnat und Ruit in städtischer Regie. Gerne denkt er an die Landesgartenschau 2002 im Scharnhauser Park zurück, gegen die es wie bei vielen anderen großen Projekten zunächst auch Widerstände gegeben habe. „Man macht sich mit vielen Entscheidungen nicht nur Freunde“, ist Hartmanns Erkenntnis nach 29 Jahren im Gemeinderat. Aber er sieht es mit Genugtuung, wenn die früheren Kritiker später einräumen: Es war doch gut.

Hartmanns Engagement beschränkte sich längst nicht nur auf die Kommunalpolitik. Er war Mitbegründer des Vereinsrings Nellingen und des Stadtjugendrings Ostfildern. Auch in der Kirchengemeinde übernahm er bereits von Jugend an Verantwortung. Die Männervesper Ostfildern, bei der regelmäßig Referenten über ihre christlichen Überzeugungen berichten, liegt ihm sehr am Herzen. Denn der Glaube ist für Hartmann eine wichtige Kraftquelle, das bekundet er auch gerne.

„Habe ein starkes Team um mich“

Genauso viel Kraft tankt er in seiner Familie, zu der mittlerweile sieben Enkel gehören. Deswegen richtete er seinen ersten Dank auch an seine vier Kinder und vor allem seine Frau Edelgard. Großen Anteil an dieser Ehrung habe zudem seine Fraktion, sagte Hartmann. Er habe das Glück, ein starkes Team um sich zu haben, mit dem eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit möglich sei.

Einige Aufgaben hat der 71-Jährige mittlerweile aufgegeben, auch um sich mehr seiner Familie zu widmen. Und natürlich seinen Streuobstwiesen. Sie zu pflegen und auch andere davon zu überzeugen, dass man sie als prägendes Element der hiesigen Kulturlandschaft erhalten muss, ist ihm seit jeher ein wichtiges Anliegen. Erst vor kurzem hat er deshalb einen Obstbaum-Schnittkurs abgehalten.