Die Künstler kamen eigens aus Italien angereist. Die italienischen Kulturtage „La dolce vita“ 2022

Centro Italiano di Cultura Sachsen-Anhalt e.V.

EUmigra hat von Centro Italiano di Cultura Sachsen-Anhalt einen Rückblick auf das Festival erhalten, der mit allen Bildern hier (PDF) abrufbar ist und nachfolgend als Textfassung dargestellt wird.
Die Musik-Videos sind aus technischen Gründen hier im nachfolgenden Text untergebracht.

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Das Festival, das dieses Jahr dem Thema „Neapel und der Süden Italiens“ gewidmet war, wurde zum zweiten Mal von dem deutsch-italienischen Verein CIMA e.V. Centro Italiano di Cultura Sachsen-Anhalt organisiert.  
Für ein Wochenende konnten Besucher aus Magdeburg und Umgebung in den Genuss aktueller Kunst, Musik, Theater und Literatur kommen. Die Künstler waren exklusiv für das Festival aus Italien angereist.

Die italienischen Kulturtage wurden am Freitag, 19. August mit der Vernissage der Fotografie -Ausstellung „Wo ist Elena Ferrante“ im Kulturzentrum Moritzhof eröffnet. Die 36 ausgestellten Schwarz/Weiß Fotos zeigen den neapolitanischen Stadtteil Rione Luzzatti, in den 20er bis 60er Jahren erbaut, und als Schauplatz des vierteiligen Romanzyklus von Elena Ferrante „L’amica geniale“ („Meine geniale Freundin“) zu Berühmtheit gelangt.

Der Rione, mit seinem exzessiven Maß an Begierden, an Gewalt und Liebe wird im Werk der Schriftstellerin zum Prüfstand und zum Exempel für die Widersprüchlichkeiten, die die jüngere Geschichte der westlichen Welt durchziehen. Die Fotografien des Jungen Neapolitaners Ottavio Sellitti aus dem Jahr 2016 bezeugen, was heute von den Träumen der Wirtschaftswunderzeit übriggeblieben ist: die bescheidenen Formen der Häuser, sowohl der neuen als auch der älteren, die staubigen Straßen, das Leben der Einwohner. Auch in einer so besonderen Stadt wie Neapel treten genau dieselben Beziehungen und Widersprüche auf wie an den Peripherien von Paris, Berlin oder Magdeburg…

Der eigens für die Vernissage angereiste Sellitti erzählte bei der Eröffnung, wie er zu der Projekt-Idee kam. Er selbst ist in der Rione Luttazzi aufgewachsen und seine Biographie hat Ähnlichkeiten mit denen der Romanfiguren. Der Künstler, der sich nahbar und offen zeigte, erzählte weiterhin von seiner innigen, aber auch kontroversen Beziehung zur Metropole Neapel und zitierte den Philosophen Benedetto Croce:
„Neapel ist ein Paradies, in dem Teufel wohnen, bzw. Neapel ist eine Hölle, in der Engel leben.“

Hinweis: Die Ausstellung ist bis zum 16.10.2022 im Kulturzentrum Moritzhof für Besucher offen. Freier Eintritt.
https://moritzhof-magdeburg.de/elena-ferrante/

Aufgrund von Renovierungsarbeiten im Moritzhof musste das Festival kurzfristig in das Gebäude der Stadtsparkasse in der Lübecker Straße umziehen. Dankbarerweise hatte sich der Mitsponsor Stadtsparkasse kurzfristig bereiterklärt seine Räumlichkeiten für weitere Veranstaltungen zu öffnen.
Nach einem leckeren Büffet mit Spezialitäten und Weinen aus Sizilien ging die Veranstaltung am Freitag hier weiter mit einem Konzert von Fabio Guglielmino „Epos trifft Rock“. Der aus Palermo angereiste junge Liedermacher und Gitarrist singt in seinen Liedern über Europa, seine Reise nach Deutschland - quasi eine Wegumkehrung von Goethes Reise - und über die antiken griechischen Mythen, die ihn als Sizilianer immer begleiten. Zum besseren Verständnis wurden die Texte inhaltlich vorab von Schülern aus Marburg unter der Leitung der Mitorganisatorin Patrizia Caracciolo auf Deutsch übersetzt und an die Wand projiziert. Einige Fotografien von Giuseppe Mazzola rundeten den Konzertabend ab: ein Gesamtkunstwerk, ein besonderes Erlebnis, an dem viele mitgewirkt haben.

Video von Fabio Guglielmino

Der Samstagnachmittag war den Familien gewidmet. Gelati, eine Schminkfee, ein Basteltisch und Angebote von der Stadtbibliothek haben die kleinen Besucher erfreut.

Auch für sie war der interessante Workshop von Gaia Dellisanti, Massimo Pizzingrilli und Frank Micucci gedacht. Die drei Künstler aus den Marken und den Abruzzen in Mitteitalien leiteten einen Kreativ-Workshop zum Thema „Die Didaktik der Fantasie“.
Inspiriert von Novalis und dem berühmtesten Märchenerzähler Gianni Rodari haben die Künstler neue Wege gezeigt, um eine Fremdsprache effektiv und mit Spaß zu lernen.

Ein traditioneller Sprachkurs war aber auch dabei und wurde von der Volkshochschule angeboten.
Ein Hofkonzert, ein kleiner Markt mit italienischen Spezialitäten und ein italienischer Büchermarkt rundeten die Veranstaltung ab.

Dr. Chiara Santucci Ganzert (Rom, Münster) referierte am späten Nachmittag über das italienische Mittelmeer und nahm die Besucher auf einer Reise durch faszinierende, wenn auch den deutschen Touristen weitgehend unbekannte Orte des italienischen Stiefels wie Salerno, Ortona, Grado und Aquileia mit.

Auch an diesem Abend war das Buffet mit dem Programm abgestimmt: süditalienische Spezialitäten erfreuten die Besucher und wurden von unseren unermüdlichen Helfern immer mit einem Lächeln auf den Lippen überreicht.

Anschließend begeisterten der Saxofonist Paolo Puggelli und der Pianist Massimiliano Elidori das Publikum mit dem Konzert „Napoli Swing “. Die beiden Künstler kehrten nach ihrem Erfolg bei den italienischen Kulturtagen 2018 nach Magdeburg mit Swing Versionen, eigene Überarbeitungen klassischen neapolitanischen Liedgutes wie „Reginella“, „Anima e core“ oder „Malafemmina“.
Das Publikum forderte mehrere Zugaben ein.  

   Zum VIDEO: Italian Swing Duo

Wer auf den Geschmack gekommen war, konnte das Wochenende mit drei italienischen Filmen in Originalfassung mit Untertiteln ausklingen lassen und dabei seine Sprachkenntnisse auf die Probe stellen.
Alles in allem: Ein anspruchsvolles Festival mit beseelten Künstlern und Besuchern!

Das Festival „La dolce vita“ 2022  wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung von:
Landeshauptstadt Magdeburg
Stiftung Stadtsparkasse
Praxis Dr. Helke
Comites Berlin
Dr. Jörg Biastoch
Cube Office
Culinaria Magdeburg
MWG Stiftung
RC Radical Chic Potsdam

Wir danken für die Kooperation:
Istituto Italiano di Cultura Berlin
Kulturzentrum Moritzhof
Freies Radio Stuttgart
Radio unerhört Marburg
Volkshochschule Magdeburg

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