Serbien: Russlandsanktionen nur bei ‚unerträglichem‘ Druck der EU

In einem Interview mit BETA sagte Dacic, dass die Verhängung von Sanktionen gegen Russland derzeit nicht im Interesse Serbiens liege, da sie nicht nur wirtschaftliche, sondern auch negative Auswirkungen auf die politische Unterstützung Moskaus in Bezug auf Kosovo und Metochien haben könnte. [EPA-EFE/ANDREJ CUKIC]

Serbien wird sich den westlichen Sanktionen gegen Russland nur anschließen, wenn der Druck der EU auf das Westbalkanland „unerträglich“ wird, sagte der serbische Außenminister Ivica Dacic. Damit dürfte Serbien auch weiterhin der einzige EU-Beitrittskandidat bleiben, der sich weigert, sich den Sanktionen anzuschließen. 

In einem Interview mit BETA, einem Partnermedium von EURACTIV, betonte Dacic, dass die Verhängung von Sanktionen gegen Russland derzeit nicht im Interesse Serbiens liege. Als Grund nannte er nicht nur die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen, sondern insbesondere die Unterstützung Moskaus in Bezug auf die Unabhängigkeit des Kosovo.

Auf die Frage, welches Interesse Serbien an der Verhängung von Sanktionen gegen Russland haben könnte, antwortete Dacic, dass es eine Frage der Grenze sei, bis zu der Serbien mit dieser Art von Druck aus dem Westen umgehen könne.

„Wie der serbische Präsident Aleksandar Vucic gesagt hat, werden wir prüfen, wo die Grenze liegt, bis zu der wir solchen Druck aushalten können. Die Grenze ist dann erreicht, wenn es für Serbien unerträglich wird“, so Dacic.

Der Außenminister sagte auch, dass Serbien sich der Außen- und Sicherheitspolitik der EU in dem Maße anschließen werde, „wie es den außenpolitischen Interessen Serbiens entspricht.“ „Solange wir nicht wissen, was mit der territorialen Integrität Serbiens geschehen wird, können wir unsere Politik nicht mit der EU in Einklang bringen“, betonte Dacic.

Serbien ist weiterhin der einzige EU-Beitrittskandidat auf dem Westbalkan, der den Beschluss der EU zur Verhängung von Sanktionen gegen Russland nicht unterstützt, trotz Aufforderungen der Kommission und des Parlaments, sich den Sanktionen anzuschließen. Die Übereinstimmung der Außenpolitik Serbiens mit der EU ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken – von 64 Prozent im Jahr 2020 auf 45 Prozent in 2022. Serbien und Russland pflegen seit langem ein gutes Verhältnis, wodurch es in den vergangenen Monaten sogar zu pro-russischen Demonstrationen im Land kam.

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