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Formel 1

Der Mann, der die F1 an den Start brachte

Was haben das radikale Brabham-„Fan-Car“ und die dominanten, Titel-abstaubenden McLaren-Autos aus den späten 1980er Jahren mit dem ultimativen, straßentauglichen Supersportwagen und einem neuen kraftstoffsparenden Stadtauto gemeinsam?

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McLaren F1 Sketch

Fotocredit: Eurosport

Die Antwort ist: das F1-Design-Genie von Gordon Murray.

Murray erzielte seinen Durchbruch bei Brabham, nachdem der damalige Teamchef Bernie Ecclestone alle seine anderen technischen Mitarbeiter gefeuert und ihn zum Chef-Designer befördert hatte. Nach fast zwei Jahrzehnten und zwei weiteren bei McLaren, hatte er den Überblick darüber verloren, welche Titel und Rennen seine Autos bereits gewonnen hatten.

Er hatte das Gefühl, das alles schon zu kennen, erzählte er.

Und so begann das vielleicht beste Beispiel dafür, wie das Handwerk eines F1-Ingenieurs in der Autoindustrie für straßenzugelassene Wagen eingesetzt werden kann.

Als dem britischen Designer die Möglichkeit gegeben wurde, McLaren-Autos zu entwickeln, entwarf er den schönen McLaren F1 - einen unglaublichen Superwagen - der, wie er sagt, noch nicht übertroffen wurde.
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Gordon Murray – Ayrton Senna

Fotocredit: Eurosport

Es war das erste Auto, das ein Kohlenstofffaser-Monocoque verwendete und bleibt das weltweit schnellste Serienauto mit Saugmotor.

Im Gegensatz dazu, könnte sein neuestes Werk – eine revolutionäre, kostengünstige Konstruktionstechnik für extra-starke, Rohr- und Paneel-Verbundwerkstoffautos – eine Revolution am anderen Ende des Spektrums hervorrufen. Das Patent besitzt sein, in Großbritannien ansässiges, Unternehmen, das bedeutenden Automarken die Lizenz dafür erteilt.

„Unsere gesamte Fachkenntnis von Verbundwerkstoffen kommt direkt aus dem Rennsport, also gibt es da eine sehr starke Verbindung. Die Verbindung, die nicht so offensichtlich ist, ist die Art, wie Leute im Motorsport Probleme lösen und wie sie denken", erklärte Murray der Zeitschrift The Engineer bei der Ankündigung seines Projekts.

In einer Branche, die der Tradition nach im relativen Schneckentempo voranschreitet (es kann ein Jahrzehnt dauern, bis aus dem Konzept eines Straßenautos Realität wird), ist Murrays Ansatz flexibler und dynamischer und ähnelt dem wöchentlichen Entwicklungstempo bei der F1.

„Wenn Sie das zusammen mit neuer Technik anwenden, erreichen sie Ihre Ziele viel schneller als (traditionelle Automobilhersteller) es würden“, fügte er hinzu. „Etwas, das viele beeindruckt, wenn sie Unternehmen wie das unsere besichtigen, ist unsere Fähigkeit Probleme zu lösen und unseren Ansatz zu verändern.

Wir sind sehr flexibel, erledigen unsere Aufgaben nach Zeitplan und bleiben im Rahmen des Budgets. Im Rennsport hat man nämlich keine andere Wahl.

Wir stehen am Anfang einer neuen industriellen Revolution. – Die grüne industrielle Revolution. Das Vereinigte Königreich hat schon immer viele gute Innovationen hervorgebracht, aber wir waren immer ziemlich schlecht darin, diese dann auch herzustellen. Ich denke, wir haben jetzt zum ersten Mal die Chance, eine ganze Menge solcher Innovationen zu produzieren.“

Als F1-Designer war Murray ein Mann der alten Schule. Er war jemand, der mit Bleistift und Zeichenbrett, anstatt mit Stylus und Touchscreen arbeitete. Zu seiner Zeit war es noch leichter, Neuerungen einzuführen. Es war eine Zeit, in der ein erfolgreicher Ausflug zum Windkanal am nächsten Wochenende zu einem Sieg führen konnte.
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McLaren F1

Fotocredit: Eurosport

„Das habe ich daran geliebt“, erzählte er Car and Driver. „Man konnte in der Badewanne auf eine Idee kommen, am nächsten Morgen zur Arbeit gehen und die Details zeichnen, am Tag darauf produzieren, es am folgenden Tag testen und am Wochenende schon bei Rennen einsetzen – und dabei in jeder Runde eine Sekunde schneller sein als zuvor.

Die Formel 1 ist jetzt ganz anders. Ironischerweise ähnelt sie jetzt vielleicht mehr der Automobilindustrie. Bei jedem Durchlauf wird nach exakten Wissenschaften vorgegangen und es gibt keinen Freiraum für Geistesblitze. „Jetzt arbeiten 200 Aerodynamiker 240 Tage im Jahr, nur um eine halbe Sekunde schneller zu werden", sagte er.

Murray entwickelte den McLaren-F1-Superwagen durch seine klassische Denkweise: Es begann mit einer Idee in einer Garage im Jahr 1989 und in weniger als drei Jahren wurde daraus ein neues Unternehmen, eine neue Fabrik und ein funktionierender Prototyp.

Er nahm aber nicht nur die F1-Denkweise mit, sondern auch die Technik. Mit dem Kohlenstofffaser-Monocoque-Konzept war er bei der F1 im Jahr 1979 Vorreiter; Die radikale Aerodynamik von seinem „Fan-Car“ (die von der F1 als unterstütztende Maßnahme verboten wurde) wurde auf den Straßeneinsatz übertragen.

Auf die Frage, was er von der heutigen F1 gerne mitnehmen würde, antwortete er: „Absolut nichts. Die sind heute extrem und werden von ihrer Aerodynamik beherrscht. Nichts von der heutigen F1-Aerodynamik kann man auf der Straße nutzen.“

Murray fühlt immer noch, dass „noch ein Supersportwagen in ihm steckt“, aber seine neue Herausforderung bleibt bis auf weiteres die Entwicklung von Verbundwerkstoffen, die in Minuten hergestellt werden können – und zwar für hunderte und nicht hunderttausende Pfund.

Sein iStream-Konzept nutzt F1-Innovation zu einen anderen Zweck. Im Endeffekt schafft es eine starke, rigide Sicherheitszelle um die Autos herumgebaut werden können. Genau wie bei einem Rennwagen. Er sagt jedoch, dass dies „eine weitaus größere Herausforderung“ ist als Konstruktionen zu schaffen, mit denen F1-Titel gewonnen werden können.

„Es geht darum, extra-starke, leichte Werkstoffe und Leistung in einer anderen Art und Weise zu verpacken", berichtete er The Engineer. "Ziel ist die Verringerung von Emission und Kraftstoffverbrauch, nicht auf Hochtouren 10 mph schneller zu sein. Es ist sehr viel schwieriger, das zu erreichen als schnell zu sein."

Aufgrund der Werkzeugkosten, die mit der heutigen Konstruktion von Autos zusammenhängen (durch die Verwendung von gestanztem Stahl), machen Automobilhersteller die größten Gewinne mit großen Autos, die viele Extras besitzen, und begegnen dem Gedanken, etwas Neues anzugehen, mit „Trägheit“.

Trotzdem leidet Murrays Revolution, die bei der F1 angefangen hat, keinesfalls.

TVR ist die neueste Marke, die ihre Nutzung der Technologie bekanntgegeben hat. Das folgt einer frühen Zusammenarbeit mit Yamaha (Markteinführung im Jahr 2018) sowie einer vor kurzem angekündigten Kollaboration mit Shell und einer Firma, dessen Leiter der ehemalige Honda-F1-Mann Osamu Goto ist, der mit Murray an den alles-beherrschenden McLaren-Honda-F1-Autos gearbeitet hat.

Es ist ironisch, wie sich der Kreis wieder schließt. Nur trägt sich dieses Mal alles in einem vollkommen anderen Bereich zu.
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