„Ich bin ins Burgtheater pubertieren gegangen“
Dieser Tage begeht die Grande Dame des heimischen Feuilletons ihren 80. Geburtstag. Wir besuchten Sigrid Löffler in Berlin und sprachen mit ihr über bleierne und aufregende Zeiten, erlahmende Begeisterung und nicht nachlassende Neugierde
Sigrid Löffler wohnt in Berlin-Schmargendorf, und das ist von Berlin Alexanderplatz eigentlich schon ein Tagesausflug. Dies wissend, hat sich der Gast aus Wien fix vorgenommen, pünktlich zu sein und davor schon einmal die herausragenden Sehenswürdigkeiten Schmargendorfs zu erkunden. Die Fragen nach ebendiesen löst bei der Wahlschmargendorferin allerdings eine gewisse Betretenheit aus, denn Schmargendorf sei, wie sie per Mail wissen lässt, „ein glorifiziertes bürgerliches Altersheim: alle zehn Meter eine Apotheke, alle fünfzehn Meter ein Optiker und alle zwanzig Meter ein Laden für Hörgeräte. Alle hundert Meter ein Bestattungsinstitut, nicht zu vergessen.“ Der Gast aus Wien, der um die Affinität der studierten Anglistin für trockenen britischen Humor weiß, muss nach Augenschein schnell einsehen, dass der vermeintliche Sarkasmus von nachgerade fotorealistischer Präzision ist. Eine halbe Stunde zu spät kommt er außerdem.