Ultras kritisieren „Fehlinformation“, Polizei räumt Falschmeldung ein

Weil die Polizei Frankfurt am Samstagabend um 18:06 Uhr beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) erklärte, dass auf dem Stadiongelände rivalisierende Fangruppen zunächst die Eskalation untereinander gesucht hätten, meldeten sich nun die Ultras des VfB Stuttgart zu Wort.

In einer gemeinsamen Stellungnahme von Commando Cannstatt, Schwabensturm, Schwaben Kompanie, Crew 36 und Südbande stellen die VfB-Ultras klar, dass man den gesamten Spieltag über „keinerlei Auseinandersetzungen zwischen VfB- und SGE-Fans mitbekommen“ habe.

Die Polizei Frankfurt räumte am Sonntagabend um 22:28 Uhr ein, dass die eigene Aussage mit „rivalisierenden Fangruppen“ eine Falschmeldung war. „Der zunächst durch die Polizei Frankfurt über den Kurznachrichtendienst X veröffentlichte Hinweis, es handele sich bei den Beteiligten der Auseinandersetzung vor Block 40 um rivalisierende Fangruppen, basierte in der dynamischen Einsatzsituation auf einer falschen Bewertung des Geschehens und wird hiermit revidiert“, hieß es dazu von der Polizei Frankfurt. Gelöscht wurde Post bisher jedoch nicht. Faszination Fankurve wies bereits am Samstagabend um 19:30 Uhr in der ersten Meldung zu den Geschehnissen in Frankfurt auf die widersprüchlichen Aussagen der Polizei Frankfurt hin.

Die Ultragruppen des VfB mahnen Medien, Informationen der Polizei stets kritisch zu hinterfragen. Verlautbarungen der Polizei seien keine objektiven Statements. Viel mehr habe die Polizei Frankfurt mit einer Falschmeldung zu Beginn der medialen Berichterstattung somit Einfluss auf die Deutungshoheit über die Geschehnisse genommen.

Ultras des VfB Stuttgart zeigten im Gästeblock des Waldstadions spontan eine "ACAB"-Botschaft als Reaktion.
Ultras des VfB Stuttgart zeigten im Gästeblock des Waldstadions spontan eine "ACAB"-Botschaft als Reaktion. Bild: timo0711.blogspot.com

Ursprung der Vorfälle sei demnach eine Kartenkontrolle gewesen, die zu einem Angriff auf einen „zivil gekleideten Mitarbeiter des Veranstalters durch Schläge ins Gesicht im Block 40“ geführt haben soll. Dort sei die Polizei hinzugerufen worden. Im Anschluss kam es zu einer halbstündigen Auseinandersetzung zwischen Polizei und Eintracht-Fans. Laut Polizeiangaben soll sich daran 300 bis 400 Eintracht-Fans beteiligt haben. Die Polizei berichtet von neun Festnahmen, 59 verletzte Personen beim Ordnungsdienst und 57 verletzte Einsatzkräfte der Polizei. Die Polizei geht dabei nicht darauf ein, wie viele Personen durch Pfefferspray der Polizei verletzt wurden. Gesicherte Informationen zu verletzten Angreifern lägen demnach aktuell nicht vor. „Die Verletzungsbilder der Polizeiangehörigen reichen von Hämatomen, Stauchungen, Prellungen, Augen- und Atemwegsreizungen, bis hin zu einem Sehnenabriss und mindestens einer Fraktur. Die Erhebung der Befunde dauert weiterhin an. Die Anzahl der Polizeibeamte die im Krankenhaus versorgt werden mussten erhöhte sich im Laufe der Nacht auf insgesamt acht. Bislang liegen keine polizeilichen Erkenntnisse über verletzte unbeteiligte Stadionbesucher - insbesondere auch nicht zu Kindern – vor“, so die Polizei Frankfurt weiter. (Faszination Fankurve, 27.11.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Ultras des VfB Stuttgart:

Erneute Fehlinformation der Polizei beim Spiel in Frankfurt

Seit Samstagabend ist die fortschreitende Eskalation zwischen der Polizei und Fußballfans um ein Kapitel reicher. Nach Vorfällen in Hamburg, Bochum und bei uns in Stuttgart am vergangenen Spieltag kam es nun in Frankfurt zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Eintracht-Anhängern. Da wir als Gästefans in keiner Weise in die Vorfälle involviert waren, wäre eine öffentliche Stellungnahme unserseits eigentlich völlig unangebracht.

Und dennoch müssen wir uns zu Wort melden. Mittlerweile ist es zur Normalität verkommen, dass die Polizei kurz nach oder gar während Vorfällen auf der Social Media-Plattform X (vormals Twitter) ihre Sicht der Dinge berichtet. So auch am Samstag, als die Polizei Frankfurt um 18:06 Uhr verlauten ließ, dass rivalisierende Fangruppen die Eskalation untereinander suchten und beim Einschreiten der Polizei diese angriffen. Um 18:50 Uhr verkündete die Polizei dann wiederum, dass Ordner bedrängt und angegriffen wurden und die Polizei aufgrund dessen einschritt. Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Wir haben den gesamten Spieltag über von keinerlei Auseinandersetzungen zwischen VfB- und SGE-Fans mitbekommen, Frankfurter Fans dementieren diese Fehlinformation ebenfalls. Erst spät am Sonntagabend nahm die Polizei diese Falschaussage zurück und revidierte diese!

Wie auch bei dem Polizeieinsatz vor unserem Spiel gegen den BVB am 11.11. verbreitet die Polizei zunächst über ihre Social Media-Kanäle Fehlinformationen, um ihre Einsätze zu rechtfertigen.
Es bleibt der Eindruck, die Polizei nutzt Social Media bewusst taktisch, um die Kommunikationshoheit über Vorfälle zu erhalten. Wahrheitsgehalt zweitrangig. Die Änderung der Polizei-Tweets zu den Vorfällen am Samstag in Frankfurt von rivalisierenden Fangruppen hin zu bedrängten Ordnern zeigt wieder einmal eindringlich, dass Polizeimeldungen keine objektiven Informationsquellen, sondern tendenziös verfälschte Schilderungen einer Konfliktpartei sind. Daran ändert auch das nachträgliche Eingeständnis der fehlerhaften Information nichts. Es sind die ersten „Eilmeldungen“ aus Polizeikreisen, die in der öffentlichen Wahrnehmung verfangen und viel zu oft für bare Münze genommen werden. Das ist ein massives Problem und muss thematisiert werden!

Commando Cannstatt 1997
Schwabensturm Stuttgart 2002
Schwaben Kompanie Stuttgart
Crew 36 Stuttgart
Südbande Stuttgart

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