Borchardts Dante-Übersetzung : Alles, was er tat, geschah aus polemischem Furor
Fünfundzwanzig Jahre hat er gearbeitet, ein Lebenswerk. Und was ist daraus geworden? „Dante – Deutsch von Rudolf Borchardt“, 1930 vollständig erschienen, genießt den ebenso esoterischen wie zweifelhaften Ruhm, ein vollkommen unlesbares Buch zu sein, schrullige Kopfgeburt, verstiegen, verdreht, die Übersetzung von Dantes Göttlicher Komödie nicht ins Deutsche, sondern in eine Sprache, die es in Wahrheit überhaupt nicht gibt oder je gegeben hätte. Ehe man Borchardt lese, lerne man besser gleich Italienisch! Dem ist schwer zu widersprechen, und so wurde aus dem vollkommen unlesbaren zwangsläufig ein vollkommen ungelesenes Buch. Ob Thomas Mann diesen deutschen Dante, dessen „großartige Grillenhaftigkeit auch ich so sehr bewundere“, wirklich von A bis Z studiert hat?