Computer: Eine längerfristige Erholung der Sun-Aktie ist nicht unbedingt wahrscheinlich

Es war eine böse Überraschung, die der Server- und Software-Hersteller Sun Microsystems den Aktionären im vergangenen Mai bereitete hatte. Nachdem diese nach dem Platzen der Technologieblase eine lange Durststrecke überstehen mussten, hatten sie sich gerade an den Gedanken gewöhnt gehabt, dass das Unternehmen nun endlich saniert sei - da wurde nach neuerlichen Verlusten und Umsatzrückgängen das nächste Restrukturierungsprogramm einschließlich Stellenabbau fällig. Im Oktober folgte dann noch eine Warnung vor deutlich höheren Verlusten als bis dahin angenommen. Die Rezession schlug zu, zudem wurden Abschreibungen auf übernommene Unternehmen, vor allem den Datenspeicherspezialisten Storage Technology fällig. 90 Prozent Kursverlust Insofern reduzierten die Anleger ihre Erwartungen ebenso deutlich wie den Kurs, der zwischen Mai und November um mehr als 80 Prozent auf 2,83 Dollar fiel. Nicht, dass er nicht schon zuvor auf Talfahrt gewesen wäre. Im Januar 2007 hatte er noch ein Vier-Jahres-Hoch bei 26,56 Dollar erreicht, doch war die Aktie schlicht teuer. Sie konnte den Höhenflug daher nicht fortsetzen - letztlich fiel der Kurs vom Vier-Jahres-Hoch um fast 90 Prozent zurück. An der Tatsache, dass Sun rote Zahlen schreibt, hat sich auch zum Jahresende 2008 nichts geändert. Unter dem Strich stand im Ende Dezember abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal ein Minus von 209 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte der amerikanischen Konzern einen Gewinn von 260 Millionen Dollar erzielt. Der Umsatz gab um elf Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar nach. Besser als erwartet Ohne Restrukturierungskosten und den Kosten für Aktienoptionsprogramme ergab sich indes ein Gewinn von 15 Cents je Aktie. Und das war deutlich mehr als Experten im Durchschnitt erwartet hatten. Dies waren von einem Verlust von neun Cent je Aktie ausgegangen. Auch der Umsatz fiel besser als erwartet aus. Und so legte der Aktienkurs nachbörslich um 6,5 Prozent zu, nachdem er schon im regulären Handel 5,6 Prozent auf 3,99 Dollar zugelegt hatte. Sun streicht wegen der Krise derzeit 6.000 seiner weltweit 33.000 Stellen. Einen Ausblick auf das laufende Quartal gab der Computerhersteller nicht. Analysten rechnen indes mit einem herben Verlust im Gesamtjahr von 44 Cent je Aktie. Im darauffolgenden Geschäftsjahr soll es aber besser werden: Mit einem prognostizierten Gewinn je Aktie von 21 Cents läge das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei rund 20. Hoffnungsträger Software Auch wenn Sun sich abermals auf dem Weg der Besserung befindet und sich der Kurs auf Basis des nachbörslichen Schlusses mehr als 80 Prozent vom vorangegangenen Höchstkurs entfernt befindet: Die Aktie ist auf dem reduzierten Niveau selbst dann bestenfalls angemessen bewertet, wenn sich die Gewinnlage rascher und deutlicher verbessert als prognostiziert. Zwar konnte Sun die Umsätze von Software (Solaris, Star Office) um 21 Prozent steigern, doch fielen sie im Server-Bereich um 14 und bei den Speicherprodukten um 13 Prozent. Auch die Dienstleistungsumsätze fielen um 6,2 Prozent. Der Software-Bereich ist aber mit einem Umsatz von 150 Millionen Dollar auf Quartalsbasis vergleichsweise klein. Deutliche Verbesserung scheint schon eingepreist Es scheint in der derzeitigen Konjunkturlage nicht unbedingt wahrscheinlich, dass sich die Situation des Unternehmens signifikant stärker verbessern kann als prognostiziert - und selbst das scheint bereits eingepreist zu sein. Zudem zeigt der Verlauf des Geschäfts in den vergangenen zehn Jahren eine deutliche Zyklizität. Entscheidend dürfte kurzfristig sein, ob die Notierung das bisherige Januar-Hoch von 5,09 Dollar wird überwinden können. Das würde aus charttechnischer Sicht den Weg für eine weitere Erholung frei machen. Angesichts der hohen Bewertung der Aktie und der fragilen Lage am Aktienmarkt, ist dieses Szenario aber längerfristig nicht unbedingt das wahrscheinlichste.