Eliteuniversitäten :
Auf der Suche nach neuem Kapital

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Harvard: Lehre auf Pump
Als besonders clever galten die amerikanischen Universitäten, die ihr Geld Hedge-Fonds anvertrauten und vor der Finanzkrise zweistellige Renditen verbuchten. Jetzt sollen Anleihen frisches Geld beschaffen, um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten.

Amerikanische Spitzenuniversitäten wie Princeton und Harvard begeben derzeit Milliardenanleihen. Auslöser sind hohe Verluste auf ihre Stiftungsvermögen. Mit dem frischen Kapital erhalten die Universitäten den laufenden Betrieb aufrecht.

Daneben verfolgen sie das Ziel, Notverkäufe von Private-Equity-Beteiligungen und Immobilien zu vermeiden. „Sie wollen sich Liquidität verschaffen und Flexibilität für ihre Organisationen gewinnen in einem Umfeld, das von viel größerer Unsicherheit geprägt ist als vor einem Jahr“, sagt Roger Goodman, Analyst bei Moody's, wo er für Universitäten und gemeinnützige Organisationen zuständig ist.

Weitere Emissionen stehen bevor

Die Universität Princeton hat am Montag eine Anleihe mit einem Volumen von einer Milliarde Dollar plaziert, die erste steuerpflichtige Schuldverschreibung seit 1994. Bereits im Dezember hatte die Universität Harvard 1,5 Milliarden Dollar auf dem Anleihemarkt aufgenommen. Beide Hochschulen verfügen über erstklassige Bonitätsnoten.

Die University of Notre Dame im Bundesstaat Indiana hat auf dem Anleihemarkt 150 Millionen Dollar aufgenommen. David Skorton, Präsident der Cornell University, erklärte am Montag, auch seine Universität prüfe eine Anleiheemission.

Weitere Hochschulen dürften Anleihen begeben, erwartet Laurence Allen, Mitglied der Geschäftsleitung bei Nyppex Holdings LLC, einem in New York ansässigen Unternehmen, das unter anderem Private-Equity-Beteiligungen an Stiftungen vermittelt.

Alles steht auf dem Prüfstand

Für die Hochschulen seien Anleiheemissionen günstiger als Bankdarlehen, erläutert Allen; auch bestehe auf Investorenseite Interesse, denn bei einer Institution wie Harvard oder Princeton bestehe kaum die Gefahr von Zahlungsausfällen. Schließlich verfügten die Bildungseinrichtungen über vielfältige Einnahmequellen, um Rückzahlungen zu finanzieren, angefangen bei Studiengebühren, über Spenden, den Verkauf von Vermögenswerten und Einnahmen aus dem Vermögen, sagt Allen.

Für Präsident Skorton von der Cornell University ist die Anleihe eine von mehreren Möglichkeiten. Alles stehe auf dem Prüfstand. Für das kommende Jahr sind Einsparungen von voraussichtlich fünf Prozent der Ausgaben geplant. Bei den Einnahmen werde ein Plus durch Zulassung einer größeren Anzahl von Studierenden ebenso erwogen wie die Erhöhung der Studiengebühren. Ende Juni belief sich das Stiftungsvermögen der Cornell University auf 5,9 Milliarden Dollar. Bis Ende Dezember war es nach Skortons Worten um 27 Prozent geschrumpft.