Ende des Zweiten Weltkriegs :
Alternative Fakten im Erzgebirge

Lesezeit: 7 Min.
Eine Bergstadt mit Herrschaftsanspruch: Schwarzenberg, südlich von Chemnitz gelegen, fühlte sich schon immer selbständig. Das imposante Schloss – damals Gefängnis, heute Museum – prägt das Stadtbild.
Der Mythos von der „Freien Republik“ Schwarzenberg wird auch nach 75 Jahren befeuert. Doch damals kaperten Kommunisten die Macht – und verhafteten willkürlich auch unschuldige Personen, deren Besitz sie beschlagnahmten.

„Der Krieg war aus, und keiner kam“, so beginnt die Erzählung, die Schwarzenberg im Westerzgebirge überregional bekannt machte. Als Anfang Mai 1945 amerikanische Truppen von Westen und sowjetische Verbände von Osten in die Mitte des Deutschen Reiches vorrückten, ließ die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht am 7. und 8. Mai die Armeen der Alliierten hier vorerst stoppen. So blieben der Landkreis Schwarzenberg sowie einige umliegende Gebiete zunächst unbesetzt – insgesamt 41 Städte und Gemeinden mit rund 500.000 Menschen. „Überall waren Flüchtlinge“, erinnert sich Siegfried Müller an die Tage im Frühsommer vor 75 Jahren. „Die Straßen waren Tag und Nacht voll mit ihnen, und alle haben auf die Amerikaner gehofft.“ Die aber ließen sich nur sporadisch blicken, fuhren Patrouille in dem unbesetzten Gebiet, entwaffneten versprengte Wehrmachtssoldaten, kassierten Fotoapparate und Ferngläser ein und fuhren wieder davon.

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