Martin Heidegger : Den Völkermördern entgegengearbeitet?
Der Kampf um die Frage, in welchem Maß Martin Heideggers Denken vom Nationalsozialismus durchdrungen ist und inwieweit er selbst in der NS-Zeit von der Theorie zur Tat schritt, wird mit harten Bandagen geführt. Das ist verständlich. Heideggers Strategie der verklärenden Selbstdarstellung war noch lange nach seinem Tod so erfolgreich, dass polemische Gegenkraft nötig war, um die Festung der Geschichtsverzerrungen niederzureißen. Spätestens mit der Publikation der „Schwarzen Hefte“ seit 2015 herrscht in der Forschung Einigkeit darüber, dass Heidegger trotz seiner teils freundlichen Beziehungen zu jüdischen Kollegen ein nationalistischer Antisemit war. Seit einiger Zeit ist jedoch zu beobachten, dass die Attacken auf ihn sich ihrerseits einer Strategie verkehrender Zuschreibungen bedienen. Dazu stellte Dieter Thomä schon 2015 fest, „dass die pauschale Heidegger-Kritik, die das geschlossene Bild eines zunächst implizit, dann explizit totalitären Denkers zeichnet, an einer seltsamen Identifikation mit dem Aggressor leidet“. Diese Kritiker benutzen „die gleichen fragwürdigen Methoden, die Heidegger selbst [...]einsetzt, und drehen sie gegen ihn. [...]Man wähnt sich auf der sicheren Seite, in einem Bollwerk des Richtigen und Guten.“