Rechtsnationale in Frankreich :
Politischer Ziehsohn von Le Pen wird neuer Parteichef

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Die Kaiserin und ihr Armeechef: Marine Le Pen und Jordan Bardella am Samstag in Paris
Er ist jung, stramm rechtsnational und binnen kürzester Zeit aufgestiegen: Jordan Bardella übernimmt den Vorsitz des Rassemblement National. Die größte Herausforderung erwartet ihn in der Provinz.

Der Schützling Marine Le Pens, Jordan Bardella, ist neuer Chef des französischen rechtsnationalen Rassemblement National (RN). Das verkündete die ehemalige Vorsitzende auf einem Parteitag in Paris am Samstag. Erstmals in der 50 Jahre langen Geschichte der lange als rechtsextrem verorteten Partei wird diese damit nicht mehr von einem Mitglied der Familie Le Pen geführt. Bardella war bereits während des Wahlkampfs für die Präsidentschaftswahl in Frankreich Interimschef der Partei und wurde anschließend kommissarischer Parteichef.

Der bei Paris geborene 27 Jahre alte Bardella gilt als strammer Rechtsnationaler und bedient rechtsextreme Narrative. Kürzlich schrieb er im rechten Magazin „Marianne“, das französische Volk schwebe in Lebensgefahr. Es werde von den Eliten übergangen, durch immense und rasche Immigration finde eine Auswechslung der Völker statt. Der treue Befolger der von Le Pen vorgegebenen Linie schlägt in den Medien scharfe Töne an und überlässt Le Pen die von ihr gewünschte Rolle einer fürsorglichen Mutter. Den Parteivorsitz sieht er als Le Pen nachgeordnete Position. „Ich werde den Posten des Armeechefs neben dem Kaiser haben“, sagte er kürzlich dem Magazin „Le Journal du Dimanche“.

Unter Le Pens Führung hat es Bardella innerhalb kürzester Zeit in der Partei nach ganz oben geschafft hat. Vom Parteisprecher und Leiter der Jugendorganisation zum Anführer der Liste für die Europawahl kletterte er auf den Posten des Parteivizes und wurde schließlich Interimsvorsitzender.

Die große Herausforderung für Bardella wird es nun sein, RN stärker in der Provinz zu verankern. Noch immer plagen die Partei Personalmangel und fehlende lokale Verankerung. Bei der Parlamentswahl in diesem Jahr schafften es die Rechtsnationalen dennoch, die Zahl ihrer Sitze im Unterhaus zu verzehnfachen. Sie bilden nun die größte Oppositionsfraktion. Spitzenkandidatin Le Pen bescherte RN bei der Präsidentschaftswahl ein historisch gutes Ergebnis von 41,45 Prozent der Stimmen.