Unruhen in Sri Lanka :
Und plötzlich gehört der Palast ihnen

Von Till Fähnders, Colombo
Lesezeit: 8 Min.
Besetzt: Demonstranten dringen am Mittwoch in die Büros des sri-lankischen Ministerpräsidenten Ranil Wickremesinghe ein, den der geflohene Präsident Gotabaya Rajapaksa zu seinem Nachfolger bestimmt hatte.
In Sri Lanka haben die Menschen ihren Präsidenten aus dem Land gejagt. Ein Ende der Krisen ist trotzdem nicht in Sicht. Den meisten fehlt es an Treibstoff und Gas zum Kochen. Besuch in einem armen und sehr reichen Land.

Das Chaos, das in diesen Tagen Sri Lanka in Atem hält, zeigt sich auf einigen hundert Metern an der Strandpromenade der Hauptstadt. Im Protestcamp vor den Präsidentenbüros in Colombo rufen die Demonstranten Parolen in ihre Megafone. Etwas weiter stehen hungrige Anwohner in einer Schlange vor einer Suppenküche, die ebenfalls von den Demonstranten geführt wird. Die meisten Menschen pilgern aber weiter zum Präsidentenpalast, der sich wie die Büros seit dem Massen­ansturm auf das Gebäude vergangenen Samstag in der Hand des Volkes befindet. Sie wollen die womöglich einzige Chance nutzen, sich einen Eindruck von dem Luxus zu verschaffen, in dem ihr Präsident residierte, während sich das Volk immer weiter auf den wirtschaftlichen Abgrund zubewegte. Manchem stößt das sauer auf: „Die Situation in unserem Land ist extrem schlecht, und die Leute behandeln es wie einen Karneval, eine Attraktion“, sagt ein Mann, der sich seinen Weg durch die flanierenden Menschen bahnt.

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