Sinnsuche am Lago Maggiore :
Inseln der Lüste und Berg der Wahrheit

Von Rob Kieffer
Lesezeit: 9 Min.
Rückzugsort einst und jetzt: Die Villa Emden ist heute ein Hotel für kurzzeitige Weltfluchten, aber ganz ohne Anrüchigkeit.
Ascona und die vorgelagerten Brissago-Inseln waren einst die Zufluchtsorte von exzentrischen Adligen, anarchischen Künstlern und versponnenen Utopisten. Was ist von ihrem Geist im Tessin geblieben?

Die Tattoos sind ungewöhnlich. Auf seinen kräftigen Unterarm hat sich João Antunes Knoblauchzwiebeln, Artischocken und Rüben stechen lassen, ein Gemüse-Stillleben wie von Arcimboldo. „In der Küche liebe ich alles Vegetarische“, sagt der Chefkoch der Villa Emden, als wir ihn beim Pflücken und Sammeln von Kräutern, Blumen und Gewürzblättern im botanischen Garten der Isola di San Pancrazio begleiten, der größeren der beiden Brissago-Inseln im Lago Maggiore. Tagsüber bereitet die Küche des Hotels, des einzigen Gebäudes auf dem nur zweieinhalb Hektar großen Eiland, einfache Gerichte für die Ausflügler zu, die mit der Fähre von Ascona oder Locarno aus übersetzen. Dann gibt es Burger und Spaghetti Frutti di Mare, schnell gekocht und serviert, damit die Touristen die Rückfahrt nicht verpassen. Doch abends, wenn kein Schiff mehr anlegt und die Insel sich vom Tagestourismus erholt, verwandelt sich die Speisekarte. Dann kann sich João Antunes, portugiesischer Abstammung und mit Lehrjahren in Spitzenrestaurants von Lima bis Oslo, ganz den wenigen Übernachtungsgästen der zehn Zimmer zählenden Villa widmen.

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